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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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willst du hin? Nach Sarda? Möglichst schnell an den Galgen?«
    Die Knechte hielten an, einer schaute her, die Augen mit der Hand abgeschirmt.
    »Bist du das, Flenner?«
    »Ich bin’s! Komm her, Remiss, hab keine Angst. Die Händel der Ritter gehn uns nichts an!«
    Ciri hatte plötzlich genug von der Gleichgültigkeit. Geschickt entwand sie sich dem Greifer, der sie festhielt, lief los, erreichte den Schimmel des Blauen Ritters, war mit einem Satz im Sattel mit dem hohen Sattelbogen.
    Es wäre ihr vielleicht gelungen, wären nicht die Knechte aus Sarda zu Pferde und die Pferde ausgeruht gewesen. Sie erreichten sie ohne Mühe, rissen ihr die Zügel aus den Händen. Sie sprang ab und lief zum Wald hin, doch wieder holten die Berittenen sie ein. Einer packte sie in voller Geschwindigkeit bei den Haaren, zog sie hinter sich her. Ciri schrie auf, klammerte sich an seiner Hand fest. Der Reiter warf sie Flenner direkt vor die Füße. Die Peitsche pfiff, Ciri heulte auf und krümmte sich zusammen, bedeckte den Kopf mit den Händen. Die Peitsche pfiff erneut und traf sie auf die Hände. Sie warf sich zur Seite, doch Flenner sprang ihr nach, gab ihr einen Fußtritt, dann trat er ihr mit dem Stiefel ins Kreuz.
    »Wolltest weglaufn, Schlange?«
    Die Peitsche pfiff. Ciri heulte auf. Flenner trat abermals nach ihr und schlug zu.
    »Schlag mich nicht!«, schrie sie und krümmte sich zusammen.
    »Du redest ja, Miststück! Is dir die Schnauze aufgegang’? Gleich werd ich dir  ...«
    »Besinn dich, Flenner!«, rief einer von den Greifern. »Willst du das Leben aus ihr rausprügln, oder was? Sie is zu viel wert, um sie zu vergeudn!«
    »Donnerwetter«, sagte Remiss, während er abstieg. »Is das etwa die, die Nilfgaard seit ’ner Woche sucht?«
    »Ja.«
    »Ha! Alle Garnison’ suchn sie. Das is irgendeine Person, die für Nilfgaard wichtig is! Irgend so ’n Magier soll geweissagt habm, dass sie hier in der Gegend sein muss. Das habm sie in Sarda gesagt. Wo habt ihr sie gefundn?«
    »In der Bratpfanne.«
    »Unmöglich!«
    »Doch, doch«, sagte Flenner wütend und verzog das Gesicht. »Wir habm sie, und uns gehört die Belohnung! Was steht ihr da wie angewurzelt? Fesselt mir dieses Vöglchn, und in den Sattel mit ihr! Wir verschwindn hier, Jungs! Dalli!«
    »Der edle Herr Sweers«, sagte einer von den Greifern, »scheint noch zu atmen  ...«
    »Lange macht er das nicht mehr. Zum Kuckuck mit ihm! Wir reitn direkt nach Amarillo, Jungs. Zum Präfektn. Wir lassn ihm das Mädel da und sackn die Belohnung ein.«
    »Nach Amarillo?« Remiss kratzte sich im Nacken, schaute auf die Stelle, wo eben ein Kampf stattgefunden hatte. »Da blüht uns doch der Henker! Was willst du dem Präfektn sagn? Die Ritter sind erschlagn, aber ihr seid heil? Wenn die ganze Sache rauskommt, lässt euch der Präfekt aufhäng’, und uns schickt er postwendend nach Sarda  ... Und dann ziehn uns die Varnhagens die Haut ab. Mag sein, euer Weg führt nach Amarillo, aber ich sollte lieber in den Wäldern verschwindn  ...«
    »Du bist mein Schwager, Remiss«, sagte Flenner. »Und obwohl du ’n Hundesohn bist, weil du meine Schwester verprügelt hast, gehörst du doch zur Verwandtschaft. Darum werd ich deine Haut rettn. Wir reitn nach Amarillo, sag ich. Der Präfekt weiß, dass zwischn den Sweers und den Varnhagens Fehde herrscht. Sie habm sich getroffn, sich gegenseitig totgeschlagn, das kommt bei denen alle naslang vor. Was konntn wir machn? Und das Mädel, merkt euch das, habm wir danach gefundn. Wir, die Greifer. Du bist von jetzt an auch ’n Greifer, Remiss. Der Präfekt weiß ’nen Dreck, wie viele von uns mit Sweers gerittn sind. Er wird nicht nachzähln  ...«
    »Hast du nicht vielleicht was vergessn, Flenner?«, fragte Remiss gedehnt, den Blick auf den anderen Knecht aus Sarda gerichtet.
    Flenner drehte sich langsam um, worauf er blitzschnell ein Messer zog und es dem Knecht in den Hals stieß. Der Knecht röchelte und stürzte zu Boden.
    »Ich vergesse nie was«, sagte Flenner kalt. »Na, und jetzt sind wir unter uns. Es gibt keine Zeugn, und zu viele Köpfe beim Teiln der Belohnung sind wir auch nicht. Aufs Pferd, Jungs, nach Amarillo! Wir habm noch ’n gutes Stück Weg zwischn uns und der Belohnung, da gibt’s nichts zu trödeln!«
     
    Als sie aus dem dunklen und feuchten Buchenwald herausritten, erblickten sie am Fuße des Berges ein Dorf, ein gutes Dutzend Dächer, umringt von einer niedrigen Palisade, die eine Schleife eines Flüsschens

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