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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Kayleigh das Pferd abgenommen, den Geldbeutel, die Klunker, Schwert, Sattel und Pelz, haben alles den Zwergen verkauft!«
    »Die roten Schuhchen von seinem Weibsstück haben wir auch verkauft. Und die Korallen!«
    »Ho, ho, dann reicht das Geld ja wirklich, um ein’ zu hebm! Das freut mich!«
    »Und wieso freut dich das? Wir haben das Geld, nicht du. Von deiner wichtigen Gefangenen kannst du dir höchstens den Rotz von der Nase oder die Läuse vom Kopf holen! Wie der Gefangene, so das Geld, ha, ha!«
    »Ihr Hundesöhne!«
    »Ha, ha, setz dich, ich hab nur Spaß gemacht, mach’s Maul zu!«
    »Lasst uns auf die Eintracht trinken! Wir laden euch ein!«
    »Wo bleibt das Rührei, Wirt, dass dich die Pest hol! Schneller!«
    »Und bring Bier!«
    Die auf dem Hocker in sich zusammengesunkene Ciri hob den Kopf, ihr Blick begegnete dem aus den wütenden grünen Augen Kayleighs, die unter der wirren Mähne heller Haare hervorschauten. Ein Schauder durchlief sie. Kayleighs Gesicht war zwar nicht hässlich, aber böse, sehr böse. Ciri erfasste sofort, dass dieser Bursche, der nicht viel älter war als sie selbst, zu allem fähig war.
    »Dich haben mir wohl die Götter geschickt«, flüsterte die Ratte und durchbohrte sie mit dem grünen Blick. »So was, ich glaube nicht an sie, aber sie haben dich geschickt. Schau dich nicht um, kleine Idiotin. Du musst mir helfen  ... Spitz die Ohren, verdammt  ...«
    Ciri krümmte sich noch mehr zusammen, senkte den Kopf.
    »Pass auf«, zischte Kayleigh und ließ wie eine echte Ratte die Zähne blitzen. »In dem Moment, wenn hier der Schankwirt vorbeikommt, rufst du  ...«
    »Nein«, flüsterte sie. »Die verprügeln mich  ...«
    Kayleigh verzog den Mund, und Ciri verstand sofort, dass Prügel von Flenner bei weitem nicht das Schlimmste waren, was ihr zustoßen konnte. Obwohl Flenner groß war, Kayleigh aber klein und zudem gefesselt, fühlte sie instinktiv, vor wem sie mehr Angst haben musste.
    »Wenn du mir hilfst«, flüsterte die Ratte, »dann helfe ich dir. Ich bin nicht allein. Ich habe Freunde, solche, die einen nicht im Stich lassen  ... Verstehst du? Aber wenn meine Freunde eintreffen, wenn es losgeht, darf ich nicht an diesem Pfosten festhängen, weil mich diese Mistkerle abmurksen werden  ... Spitz die Ohren, verflucht. Ich sag dir, was du tun musst  ...«
    Ciri senkte den Kopf noch tiefer. Ihre Lippen zitterten.
    Die Greifer und die Nissire futterten das Rührei und schmatzten wie Wildschweine. Der Wirt rührte im Kessel und trug den nächsten Krug Bier und einen Laib Beutelbrot auf den Tisch.
    »Ich habe Hunger!«, piepste sie gehorsam und wurde etwas bleich. Der Wirt blieb stehen, schaute sie freundlich an, dann wandte er sich an die Gesellschaft am Tisch. »Kann ich ihr was geben, ihr Herren?«
    »Fort!«, brüllte Flenner undeutlich, lief rot an und spuckte Rührei aus. »Bleib von ihr weg, Bratenwender beschissner, sonst reiß ich dir den Arsch auf! Du darfst’s nicht! Und sitz ruhig, Nutte, sonst  ...«
    »He, Flenner, was ist, hast du sie nicht alle?«, mischte sich Vercta ein, der sich anstrengte, ein mit Zwiebeln belegtes Brot herunterzuschlucken. »Seht ihn euch an, Jungs, den Furzklemmer, frisst selber für fremdes Geld, aber dem Mädchen gönnt er nichts. Gib ihr eine Schüssel, Wirt. Ich bezahl und ich sag, wer was kriegt und wer nicht. Und wem das nicht passt, der kann gleich eins in die unrasierte Fresse kriegen.«
    Flenner lief noch stärker rot an, sagte aber nichts.
    »Da fällt mir noch was ein«, fuhr Vercta fort. »Wir müssen der Ratte was geben, dass sie uns nicht unterwegs krepiert, denn dann zieht uns der Baron das Fell über die Ohren, kannste glauben. Das Mädel wird ihn füttern. He, Wirt! Mach irgendwas zu essen für die beiden fertig! Und du, Flenner, was brummst du? Was schmeckt dir nicht?«
    »Obacht gebm muss man auf die« – der Greifer deutete mit einer Kopfbewegung auf Ciri  –, »weil die ’n komischer Vogel is. Wenn das ’n gewöhnliches Mädel wär, dann wär Nilfgaard nicht hinter ihr her, der Präfekt hätte keine Belohnung ausgesetzt  ...«
    »Ob sie gewöhnlich ist oder ungewöhnlich« – der Dicke mit dem Haarschopf lachte dröhnend  –, »können wir gleich rauskriegen, wir brauchen ihr nur zwischen die Beine zu gucken. Was meint ihr, Jungs? Nehmen wir sie für ’nen Moment mit in die Scheune?«
    »Rührt sie mir ja nicht an!«, schnauzte Flenner. »Ich erlaub’s nicht!«
    »Ha! Dich werden wir grad

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