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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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aus!«
    »Er entschuldigt sich für das, was er jetzt erst verstanden hat.« Rittersporn blickte gen Himmel, und seine Stimme begann den Rhythmus anzunehmen, der Balladen eigen ist. »Für das auch, was er gern verstünde, obwohl er fürchtet, dass es ihm wohl nicht gelingen wird  ... Und für das, was er gewiss niemals verstehen wird. Er entschuldigt sich und bittet um Verzeihung  ... Hmm, hmm  ... Befreiung ... Kasteiung  ... Prophezeiung? Alles banal, verdammt  ...«
    »Das ist nicht wahr!« Ciri stampfte auf. »Geralt redet gar nicht so! Er  ... er redet überhaupt nicht. Ich habe es doch gesehen. Er steht mit ihr da und schweigt.«
    »Darin besteht die Rolle der Poesie, Ciri. Sie spricht davon, wovon die anderen schweigen.«
    »Eine dumme Rolle ist das. Und du denkst dir das alles aus!«
    »Auch darin besteht die Rolle der Poesie. He, ich höre vom Damm her irgendwelche erregten Stimmen. Schau schnell nach, was sich da tut.«
    »Geralt« – Ciri presste das Auge wieder an das Loch in der Mauer – »steht mit gesenktem Kopf da. Und Yennefer schreit ihn fürchterlich an. Sie schreit und fuchtelt mit den Händen. Oje  ... Was mag das bedeuten?«
    »Kinderleicht.« Rittersporn blickte wieder den am Himmel einherziehenden Wolken nach. »Jetzt entschuldigt sie sich bei ihm.«
     

Also nehme ich dich, um dich zu haben und zu bewahren, in guten und in schlechten Zeiten, im Glück und im Unglück, bei Tage und bei Nacht, in Krankheit und Gesundheit, denn ich liebe dich von ganzem Herzen und gelobe, dich auf ewig zu lieben, bis dass der Tod uns scheidet.
     
    Alte Trauformel
     
    Von der Liebe wissen wir nicht viel. Mit der Liebe ist es wie mit einer Birne. Die Birne ist süß und hat eine Form. Versucht einmal, die Form der Birne zu definieren.
     
    Rittersporn, 
Ein halbes Jahrhundert Poesie

Das dritte Kapitel
    Geralt hatte Grund zu der Annahme – und nahm tatsächlich an  –, die Bankette der Zauberer würden sich von den Empfängen und Festmählern gewöhnlicher Sterblicher unterscheiden. Er hatte jedoch nicht vermutet, dass die Unterschiede gar so groß und grundlegend sein würden.
    Der Vorschlag, Yennefer bei dem Bankett, das der Zusammenkunft der Zauberer voranging, Gesellschaft zu leisten, kam für ihn überraschend, verwirrte ihn aber nicht allzu sehr. Es war ja nicht der erste Vorschlag dieser Art. Schon früher, als sie zusammenwohnten und zwischen ihnen alles gut stand, wollte Yennefer in seiner Begleitung auf Zusammenkünfte und Kongresse gehen. Damals hatte er jedoch prinzipiell abgelehnt. Er war überzeugt, dass man ihn unter den Zauberern bestenfalls als Wundertier und Sensation behandeln würde, schlimmstenfalls als Eindringling und Paria. Yennefer machte sich über seine Befürchtungen lustig, insistierte aber nicht. Da sie in anderen Situationen derart zu insistieren verstand, dass die Wand wackelte und Glas rieselte, fand sich Geralt in seiner Ansicht bestätigt, dass seine Entscheidung richtig war.
    Diesmal willigte er ein. Ohne zu überlegen. Der Vorschlag fiel nach einem langen, offenen und emotionsgeladenen Gespräch. Nach dem Gespräch, das sie einander wieder nahebrachte, die früheren Konflikte in den Schatten und ins Vergessen rückte, das Eis von Bedauern, Stolz und Voreingenommenheit zum Schmelzen brachte. Nach dem Gespräch auf dem Damm in Hirundum hätte Geralt jedem, absolut jedem Vorschlag vonseiten Yennefers zugestimmt. Er hätte nichts abgeschlagen, selbst wenn sie ihm einen gemeinsamen Besuch in der Hölle vorgeschlagen hätte, um in Gesellschaft von Feuerdämonen ein Tässchen kochendes Pech zu trinken.
    Und da war noch Ciri, ohne die es nicht zu diesem Gespräch, zu der Begegnung gekommen wäre. Ciri, für die sich Codringher zufolge irgendein Zauberer interessierte. Geralt rechnete damit, dass seine Anwesenheit auf der Zusammenkunft den Zauberer provozieren und zum Handeln zwingen würde. Doch Yennefer sagte er davon kein Wort.
    Von Hirundum ritten sie direkt nach Thanedd, er, sie, Ciri und Rittersporn. Zunächst hielten sie sich im riesigen Palastkomplex von Loxia auf, der südöstlich am Fuße des Berges lag. Der Palast wimmelte schon von Gästen der Zusammenkunft und von den sie begleitenden Personen, doch für Yennefer fand sich sofort eine Unterkunft. Sie blieben einen ganzen Tag in Loxia. Geralt verbrachte diesen Tag mit Gesprächen mit Ciri, Rittersporn mit Herumlaufen, Sammeln und Verbreiten von Gerüchten, die Zauberin mit dem Anprobieren und

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