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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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verstoßen – er umarmte die Zauberin mit dem kastanienbraunen Haar und küsste sie auf die weiche, wie ein Pfirsich mit Flaum besetzte Wange. Triss errötete ein wenig.
    Die Zauberer stellten sich vor. Einer war Drithelm von Pont Vanis, der andere sein Bruder Detmold. Beide standen bei König Esterad von Kovir in Diensten. Beide erwiesen sich als wortkarg, beide entfernten sich, sobald sich eine Gelegenheit bot.
    »Ihr habt euch mit Philippa und Dijkstra aus Dreiberg unterhalten«, stellte Triss fest, während sie mit dem an ihrem Hals hängenden, in Silber und Brillanten gefassten Herzchen aus Lapislazuli spielte. »Ihr wisst natürlich, wer Dijkstra ist?«
    »Ja«, sagte Yennefer. »Hat er mit dir gesprochen? Und versucht, dich auszuhorchen?«
    »Hat er.« Die Zauberin lächelte vielsagend und kicherte. »Ziemlich vorsichtig. Aber Philippa hat ihn behindert, so gut sie nur konnte. Dabei hätte ich gedacht, die beiden stünden besser zueinander.«
    »Sie stehen bestens zueinander«, warnte Yennefer sie ernst. »Sieh dich vor, Triss. Sag ihm kein Wort über  ... Du weißt, über wen.«
    »Ich weiß. Ich werde achtgeben. Aber à propos  ...« Triss senkte die Stimme. »Was ist mit ihr? Werde ich sie sehen können?«
    Yennefer lächelte. »Wenn du dich endlich dazu entschließt, Übungen in Aretusa abzuhalten, wirst du sie sehr oft sehen können.«
    »Ach.« Triss riss die Augen auf. »Verstehe. Ist Ciri  ...«
    »Still, Triss. Lass uns später darüber sprechen. Morgen. Nach der Beratung.«
    »Morgen?« Triss lächelte sonderbar. Yennefer runzelte die Brauen, doch ehe sie nachfragen konnte, kam im Saal leichte Unruhe auf.
    »Sie sind da.« Triss räusperte sich. »Endlich.«
    »Ja«, bestätigte Yennefer und wandte den Blick von den Augen ihrer Freundin. »Sie sind da. Geralt, endlich ist Gelegenheit, dass du die Mitglieder des Kapitels und des Höchsten Rates kennenlernst. Wenn es sich ergibt, stelle ich dich vor, aber es wird nicht schaden, wenn du vorher weißt, wer wer ist.«
    Die versammelten Zauberer traten zurück, verbeugten sich ehrerbietig vor den Personen, die den Saal betraten. Zuerst kam ein nicht mehr junger, aber kräftiger Mann in ungewöhnlich bescheidener Wollkleidung. An seiner Seite schritt eine hochgewachsene Frau mit scharfen Zügen und dunklem, glatt gekämmtem Haar.
    »Das ist Gerhart von Aelle, bekannt als Hen Gedymdeith, der ältste unter den lebenden Zauberern«, teilte Yennefer halblaut mit. »Die Frau, die neben ihm geht, ist Tissaia de Vries. Sie ist nur wenig jünger als Hen, geizt aber nicht mit Elixieren.«
    Hinter den beiden kam eine attraktive Frau mit sehr langen Haaren von dunklem Goldblond, die mit einem spitzenbesetzten resedafarbenen Kleid raschelte.
    »Francesca Findabair, genannt Enid an Gleanna, die Aster aus den Tälern. Mach keine Stielaugen, Hexer. Sie gilt allgemein als die schönste Frau der Welt.«
    »Sie ist Mitglied des Kapitels?«, flüsterte er verwundert. »Sie sieht sehr jung aus. Auch magische Elixiere?«
    »In ihrem Fall nicht. Francesca ist eine reinblütige Elfe. Beachte den Mann, der sie begleitet. Das ist Vilgefortz von Roggeveen. Der ist wirklich jung. Aber unwahrscheinlich talentiert.«
    Die Bezeichnung »jung« umfasste, wie Geralt wusste, bei den Zauberern ein Alter bis zu einschließlich hundert Jahren. Vilgefortz sah aus wie fünfunddreißig. Er war hochgewachsen und gut gebaut, er trug ein kurzes Wams nach Ritterart, aber natürlich ohne Wappen. Er sah verteufelt gut aus. Das fiel ins Auge, obwohl an seiner Seite Francesca Findabair einherschwebte, die Elfe mit den riesigen grauen Augen und von geradezu atemberaubender Schönheit.
    »Der etwas Kleinere, der neben Vilgefortz geht, ist Artaud Terranova«, erklärte Triss Merigold. »Alle fünf bilden das Kapitel  ...«
    »Und diese junge Frau mit dem seltsamen Gesicht, die hinter Vilgefortz geht?«
    »Das ist seine Assistentin, Lydia van Bredevoort«, sagte Yennefer in kaltem Ton. »Eine unbedeutende Person, aber es ist sehr taktlos, ihr ins Gesicht zu starren. Wende deine Aufmerksamkeit lieber den dreien zu, die danach kommen, das sind Mitglieder des Rates. Fercart von Cidaris, Radcliffe von Oxenfurt und Carduin von Lan Exeter.«
    »Das ist der ganze Rat? In voller Besetzung? Ich dachte, es sind mehr.«
    »Das Kapitel umfasst fünf Personen, zum Rat gehören weitere fünf. Darunter auch Philippa Eilhart.«
    »Die Rechnung geht immer noch nicht auf«, sagte er kopfschüttelnd.
    Triss begann

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