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Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Titel: Die Zeit, die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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würde, wo ich Hilfe brauche. Aber bis dahin wollte ich allein weiterarbeiten. Das Feld vorbereiten für den zweiten Mann.«
    »Und dieser zweite Mann bin ich.«
    »Richtig. Kartieren alles Organischen und Beweglichen, Lokalisieren und Beschaffen des Ersatzes, Recherchen nach mehr Bildmaterial zur Bestimmung von Farben, historische Nachforschungen, Gespräche mit Nachbarn et cetera. Dazu brauche ich Ihre Hilfe.« Knupp hielt die zitternden Hände in die Höhe. »Und dabei, dabei müssen Sie mir auch helfen. Feinarbeiten sind mir unmöglich geworden. Sie werden mir bei der minutiösen Rekonstruktion der Details zur Hand gehen müssen.«
    Er trank einen weiteren Schluck, wie um Peter Taler Gelegenheit für eine Zwischenfrage zu geben. Aber Taler stellte keine.
    »Wir haben genau siebenundneunzig Tage Zeit.« Knupp ging wieder zum Herd. Er zog einen Topfhandschuh an, hielt den Teller, mit dem die Pfanne zugedeckt war, fest und wendete die Rösti.
    Goldbraun und dampfend lag sie da. Er deckte sie mit einem zweiten Teller zu und stellte sie zur Seite.
    In die noch heiße Bratpfanne gab er etwas Kochbutter und schlug sechs Eier hinein.
    »Wir fangen morgen an. Am frühen Nachmittag, falls Sie vorher noch Ihre Samstagseinkäufe machen müssen. Wir arbeiten nach Bedarf an den Wochenenden und jeweils am Abend, nach Ihrem Arbeitsschluss. Besser, als aus dem Fenster zu starren.«
    Vom Herd her war jetzt das Brutzeln der Spiegeleier zu vernehmen. »Und was darf ich meinerseits als Erstes an Hilfe erwarten?«, erkundigte sich Taler, noch immer etwas ironisch.
    Knupp hob den Teller von der Rösti, stellte ihn daneben, halbierte sie und ließ die Hälfte daraufgleiten. Peter hörte die Bratschaufel in der Eisenpfanne kratzen und sah, wie Knupp angestrengt versuchte, drei zusammengewachsene Spiegeleier auf die eine Hälfte der Rösti zu zirkeln. Sie glitten ihm von der Schaufel und fielen in die Pfanne zurück.
    Taler stand auf und übernahm die Spiegeleier.
    »Sehen Sie, wir haben das Zeug zu einem guten Team«, stellte Knupp fest. »Wir essen im Wohnzimmer, kommen Sie.«
    Peter folgte ihm mit den Tellern. Der Tisch war zu seiner Überraschung für zwei Personen gedeckt. In der Mitte stand eine entkorkte Flasche Antinori.
    »Sie bleiben ja normalerweise nicht beim Bier. Ich habe ihn geöffnet, damit er atmen kann. Antinori, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie…«
    Knupp hielt den kleinen Finger seiner Linken in die Höhe und deutete mit dem rechten Zeigefinger darauf. »Von ihm.« Er wünschte guten Appetit und ließ es sich schmecken.
    »Also, wenn ich Ihnen morgen helfe, was wird Ihre Gegenleistung sein?«
    Der Alte ließ sich Zeit mit seinem Bissen. »Besseres Bildmaterial vom Moped und seinem Fahrer. Negative«, gab er schließlich zur Antwort.
    Peter gab sich damit zufrieden und begann jetzt auch zu essen. Die Rösti war hervorragend.
    Knupp begann die Zusammenarbeit mit seinem Assistenten mit einer Führung durch das Haus. Sie fing auf dem Dachboden an.
    Man gelangte hinauf über eine Treppe, die sich aus einer Klappe in der Decke ausfahren ließ. Das Hinaufklettern fiel Knupp sichtlich schwer.
    Zwei Drittel des Dachbodens waren belegt von Schachteln einer Umzugsfirma, die schon längst Konkurs gemacht hatte, von Waschkörben voller Bücher, Zeitschriften und ausgedienten Haushaltsgegenständen, ein paar Möbelstücken und einer Reihe schiefer Mottenschränke.
    Auf dem restlichen Drittel war Platz geschaffen worden für ein Podest aus Brettern, die auf Backsteinen lagen. Darauf war ein Stativ aufgebaut, auf das eine Kamera montiert war. Daneben, auf einem Stuhl, lagen zwei Objektive, eines davon ein starkes Teleobjektiv.
    Das Stativ stand nahe an dem Bullauge, das sich unter dem Giebel befand. Knupp lud Taler ein, hinaufzusteigen und das Verbundglasfenster zu öffnen. Fast genau gegenüber und praktisch auf gleicher Höhe sah er das Blumenfenster seiner Wohnung.
    Sie kletterten wieder hinunter in die erste Etage. Dort lag das Arbeitszimmer mit den Leuchtkästen und den Wänden voller Fotos, das Taler schon kannte. Daneben befand sich ein weiteres Zimmer, das, weil die Ehe kinderlos geblieben war, Marthas Refugium gewesen war, wie Knupp es nannte.
    Er öffnete die Tür und machte Licht. Sie betraten einen kleinen weißen Raum mit einem Biedermeiersofa, einem passenden runden Tisch und einer Vitrine. Die Läden waren geschlossen. »Ich will nicht, dass das Weiß vergilbt«, erklärte er.
    Das Weiß bestand aus einem Sammelsurium

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