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Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Titel: Die Zeit, die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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hätte sie dabei mit ihm gesprochen, aber in letzter Zeit war sie etwas distanziert geworden. Peter vermutete, es habe mit seiner Freundschaft zu Knupp zu tun.
    »Wenn Sie einen Moment Zeit hätten – ich habe da eine Frage«, rief er nach einer Weile.
    »Moment!«, antwortete sie und ließ ihn noch ein paar Minuten warten.
    Taler zeigte ihr die Fotos mit dem Mopedfahrer. »Haben Sie den schon einmal gesehen?«
    Sie sah sich die Bilder an. »Genau kann ich es nicht sagen. Aber in der Dreiundvierzig, in dieser WG , da fuhr früher einer so ein Ding.«
    »Wann, früher?«
    »Bis vor einem Jahr oder so. Jetzt fährt er Fahrrad wie die anderen. Was vom Moped übriggeblieben ist, können Sie im Fahrradunterstand besichtigen.«
    Kaum war Frau Gelphart gegangen, stieg er ins Auto und fuhr langsam an der Nummer dreiundvierzig vorbei. Das Haus glich dem von Knupp. Nur der Garten war weniger gepflegt, und von der Wäschestange zur Hecke waren bunte Glühbirnen gespannt. Darunter standen zwei zusammenklappbare Biertische und Bänke.
    Er hielt an, stieg aus, öffnete den Kofferraum, tat, als suche er etwas, und linste zum Fahrradunterstand hinüber.
    Zwei Räder standen dort. Und die Überreste eines Mopeds. Die Gabel war gebrochen, das Vorderrad hoffnungslos verbogen und der Benzintank zerbeult.
    Aber auf dem verformten Kettenschutz war der Schriftzug ciao zu erkennen.
    Als er Knupps Gartentor öffnete, war der Alte gerade dabei, die dreifarbige Katze zu verscheuchen. »Scheißvieh!«, stieß er hervor.
    »Weshalb füttern Sie manche Katzen und verscheuchen andere?«, fragte Taler.
    »Ich verscheuche nur die dreifarbige. Martha mochte keine dreifarbigen Katzen. Sie sagte, die bringen Unglück.«
    »Ich dachte, Glück?«
    »So heißt es. Aber Martha hat leider recht behalten.«
    Sie machten sich an die Pflanzung des neuen Ligusters.
    Anhand der alten und neuen Referenzfotos war es eine Sache von einer halben Stunde, seinen früheren Standort exakt zu bestimmen. Nur das Ausheben des Pflanzlochs war ein Problem. Die Rasenziegel, die Taler ausstechen musste, um die Narbe wieder zu verdecken, fielen auseinander, der Boden war hart und trocken.
    »In Nummer dreiundvierzig wohnt einer, der ein solches Moped fuhr«, sagte Taler in einer Verschnaufpause.
    »Da gehen viele ein und aus.«
    Mehr Worte verloren sie über das Thema nicht. Knupp hatte andere Sorgen. Zum Beispiel die Autos auf dem Parkplatz.
    Es waren drei, die am elften Oktober einundneunzig dort geparkt waren. Ihre Standorte hatten sie bereits ausgemessen, aber das Thema ihrer Wiederbeschaffung bisher vermieden. Jetzt, nachdem der Liguster gepflanzt war und das Foto, das sie zur Nachkontrolle gemacht hatten, mit dem ursprünglichen übereinstimmte, schnitt Knupp es an. Bei dem kalten Imbiss, der zu ihrem Standardabendessen geworden war, kam er darauf zu sprechen.
    »Die Farben sind das Problem. Die Modelle kann man herausfinden, aber die Farben? Ich erinnere mich noch an die Namen der Besitzer. Aber keine Ahnung, wo die heute sind. Oder ob sie überhaupt noch leben.« Er schob ein paar der Schwarzweißfotos, auf denen die Autos zu sehen waren, über den Tisch.
    Peter Taler sah sie durch.
    »Der Volvo gehörte Sennbergers. Der Sportwagen Santo, die Besitzer des dritten hießen Rauhstein, oder Raubstein oder so ähnlich. Wissen Sie, was das dritte für ein Auto ist?«
    Taler schüttelte den Kopf. »An die Vornamen erinnern Sie sich nicht?«
    »Der mit dem Volvo war Doktor. Doktor Sennberger. Aber was für ein Doktor, weiß ich nicht. Hatten zwei Kinder, Zwillinge. Martha hatte ein wenig Kontakt mit der Familie.«
    »Schwierig«, sagte Taler und kehrte in Gedanken wieder zu dem Mopedfahrer zurück.
    Aber für Knupp war das Thema noch nicht abgeschlossen. »Können Sie versuchen, etwas herauszufinden? Telefonnummern? Automarken?«
    Taler nahm eines der Fotos, steckte es ein und stand auf.
    »Schon?«
    »Ich habe noch was vor.«
    »Ich weiß schon, der Mopedfahrer.«
    Die Straßenbeleuchtung war eingeschaltet, und in den Fenstern brannten schon ein paar Lichter. Familie Hadlauber hatte Besuch. Man hatte draußen gegrillt und unterhielt sich jetzt im Halbdunkel mit gedämpfter Stimme, satt und zufrieden. Peter Taler grüßte freundlich hinüber.
    Er schlenderte gemächlich am Zaun vorbei und an der Garage mit dem fernbedienten Tor. Ein Quartierbewohner bei einem Spaziergang an einem lauen Abend.
    Aus dem Haus der WG drang Musik. Die Fenster des Raumes, der bei Knupp das

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