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Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Titel: Die Zeit, die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Wohnzimmer war, waren weit geöffnet. Er sah niemanden.
    Er blieb stehen. Das Musikstück ging zu Ende, und in der Pause bis zum nächsten hörte er Stimmen und ein kurzes Auflachen. Noch immer stand er da.
    »Guten Abend.«
    Taler erschrak. Die Stimme kam von der Fassade unter dem Fenster. Dort stand eine Gartenbank, und darauf saß ein Mann und rauchte. »Guten Abend«, antwortete Peter. Und als der andere nichts entgegnete, fügte er hinzu: »Ich wohne hier. Also dort.« Er zeigte in die Richtung seiner Wohnung.
    Der Mann erhob sich und kam auf ihn zu. Er befand sich jetzt im Gegenlicht des erleuchteten Fensters, sein Gesicht war nicht zu erkennen.
    »Die Musik. Die Musik hat mir gefallen.«
    Der Mann hatte den Zaun erreicht. Taler sah jetzt sein Gesicht. Dunkle Haare, Fünftagebart, zirka fünfundzwanzig Jahre alt, schlank, groß.
    »Strebel«, sagte der Mann und hielt ihm die Hand entgegen.
    Der überrumpelte Peter Taler ergriff sie, versuchte, den stählernen Händedruck zu erwidern, wandte sich dann ab und ging weiter. Sein Herz schlug wild, und er musste sich beherrschen, nicht loszurennen.
    »He! Hallo!«, rief ihm der Mann nach. Aber Taler ging weiter.
    Als er in seine Wohnung zurückkam, war es kurz vor zwölf. Beinahe zwei Stunden war er umhergeirrt, ohne auf den Weg zu achten oder auf die Häuser, in denen nach und nach die Lichter ausgingen und Ruhe einkehrte.
    In Talers Innerem war von Ruhe nichts zu spüren. Er war seit dem Tag, als Laura erschossen wurde, nie mehr so aufgewühlt gewesen. Mehrmals war er absichtlich an seinem Hauseingang vorbeigegangen. Die Vorstellung, in seiner Wohnung sitzen zu müssen, verursachte ihm Atemnot.
    Auch jetzt, wo er sich endlich überwunden hatte und in seinem Wohnzimmer auf und ab ging, zitterte die Bierflasche, wenn er sie ansetzte.
    Knupps Fotos lagen auf dem Esstisch und ließen keinen anderen Schluss zu: Dieser Mann war der Mopedfahrer. Und falls es noch den kleinsten Zweifel geben sollte, dass der Mopedfahrer auch Lauras Mörder war – den würde er ausräumen.
    Er hatte ihn gesehen. Lauras Mörder und Liebhaber! Hatte ihm sogar die Hand gegeben!
    Immer wieder atmete Peter Taler tief durch: Endlich war er dort angekommen, wo er seit Lauras Ermordung hinwollte: Er hatte den Täter gefunden.
    Und bald würde er die Aufgabe erfüllt haben, die ihn die ganze Zeit am Leben gehalten hatte.
    In den ersten Monaten nach Lauras Tod hatte er sich beim Einschlafen mit immer der gleichen Phantasie von seinem Schmerz abgelenkt: Er stellte sich vor, wie er seine Pist 75, die persönliche Waffe, die er als Sanitätssoldat gefasst hatte, hervorzog, sie auf Lauras Mörder richtete und ohne Zögern das Magazin leerschoss. Neun Schuss.
    In dieser Nacht hatte der Mann, den er in seiner Phantasie immer wieder erschoss, zum ersten Mal ein Gesicht.
    Um halb drei stand er auf und griff zur zweiten Methode, sich von seinem Schmerz abzulenken: einer kleinen weißen Pille. Der einzigen wirksamen Hilfe, die er von dem Psychiater bekommen hatte, den er damals zweimal aufsuchte.
    Er fiel in einen traumlosen Schlaf.
    »Sind Sie krank?«
    Taler schreckte aus dem Schlaf. Frau Gelphart stand in der Schlafzimmertür.
    »Wie spät ist es?«
    »Halb neun.«
    Taler sprang aus dem Bett. Als er wenig später im Anzug und mit nassen Haaren aus dem Schlafzimmer kam, wartete Frau Gelphart mit einem Wäschekorb vor der Tür. »Heute ist mein Waschtag. Ich habe nicht viel und dachte, ich nehme Weißes von Ihnen mit.«
    Peter bedankte sich und drängte sich an ihr vorbei. Er war schon an der Tür, als sie sagte: »Ach ja, der Mopedfahrer. Mein Mann sagt, der von der Dreiundvierzig sei ab und zu gekommen.«
    Taler erstarrte. »Ab und zu?«
    »Er habe ihn zwei-, dreimal kommen oder gehen sehen.«
    »Zu wem?«
    »Ging ihn nichts an, sagt er. Sie wissen ja: Rolf ist sehr diskret.«
    Taler war das neu, aber er schwieg dazu.
    Natürlich war Kübler im Empfang, als Peter Taler kurz vor halb zehn einstempelte. Bevor er eine seiner dämlichen Bemerkungen machen konnte, fuhr Taler ihn an: »Verpennt. Was dagegen?«
    Sandra Dovic vom Empfang sagte: »Herr Gerber hat bereits nach Ihnen gefragt.«
    »Komisch. Nie fragt er nach mir, außer wenn ich zu spät komme.«
    Im Spiegel des Lifts konnte er seinen Anblick nicht vermeiden: struppiges Haar, unrasiert, Augenringe, verbissener Mund, wütender Blick. Taler war sauer. Sauer auf den Mann mit dem Moped, sauer auf Laura und sauer auf sich selbst.
    »Verpennt, Thema

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