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Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Titel: Die Zeit, die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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hörte das Grundstück der Villa Latium auf, der Zaun ging in einem rechten Winkel in nordwestlicher Richtung weiter. Von dieser Ecke aus konnte er die Fassade sehen. Er nahm sein neues Fernglas aus der Umhängetasche und richtete es auf das Küchenfenster.
    Es war keine Einbauküche wie bei der Familie Hadlauber. Ein großer Kühlschrank stand frei neben der Tür, der Herd war ebenfalls freistehend. Das Waschbecken schien aus Steingut zu sein, und in der Mitte des Raumes stand ein rotgestrichener massiver Küchentisch. Drei Personen saßen daran, zwei Männer und eine Frau. Eine Flasche Wein und Gläser standen auf dem Tisch und ein Aschenbecher. Alle drei rauchten.
    Die Frau hatte er schon bei Juanitos Tapas kaufen sehen. Der Mann neben ihr hatte langes blondes Haar, und seinem Gesicht war anzusehen, dass er über etwas Ernstes sprach.
    Der dritte Mann wandte ihm den Rücken zu. Aber Taler wusste, wer er war.
    Bis nach Mitternacht blieb er auf seinem Posten. Er sah, wie ein vierter Hausbewohner ankam, sein Fahrrad zu den anderen Rädern stellte und abschloss, in der Küche auftauchte, eine neue Flasche Wein öffnete und sich zu den anderen gesellte. Irgendwann schob die Frau ihre Hand zu ihm rüber. Er erfasste sie, und sie sprachen in dieser Position weiter, bis sie beide Hände brauchte, um sich eine Zigarette anzustecken.
    Das Paar verabschiedete sich bald darauf. Peter sah, wie im Badezimmer Licht anging und das Fenster geöffnet wurde. Für einen kurzen Moment erkannte er die Haare und die nackten Schultern der Frau, dann hörte er das Rauschen der Dusche.
    Die beiden Männer blieben in der Küche sitzen und diskutierten. Der Blonde stand brüsk auf und verließ den Raum. Vielleicht eine Verstimmung.
    Lauras Lover und Mörder schenkte sich noch den Bodensatz der Flasche ein und stürzte ihn runter. Dann stand er auf und kam zum Fenster.
    Taler konnte jetzt deutlich sein Gesicht sehen. Den schwarzen Fünftagebart. Den breiten Nasenrücken. Er trug ein Sweatshirt mit der Aufschrift » DELAWARE «.
    Taler erkannte das A und das W.
    Jetzt löschte der Mann das Licht.
    Peter Taler wartete noch, bis das Haus ganz dunkel war. Dann ging er schlafen.
    Er wollte so lange zurückkommen, bis er den Mann allein antraf.
    Am nächsten Mittag war er mit Betty und ihrem Freund Enzo zum Essen verabredet. Taler hatte durchblicken lassen, dass er jemanden kenne, der daran interessiert sei, die genau gleichen Autos wie auf den Fotos zu beschaffen. Betty hatte die Information sofort an Enzo weitergegeben, und dieser hatte Nachforschungen angestellt.
    Sie trafen sich in einem Steakhouse, Enzo war »ein Fleischtiger«, wie Betty es nannte. »Ihr seid meine Gäste«, sagte Enzo zur Begrüßung. »Das nehme ich als Geschäftsessen auf Spesen.«
    Sie saßen an einem Nischentisch unter der Reproduktion eines Fahndungsplakats aus dem Wilden Westen und dem Teilungsschema eines Rindes. Taler und Betty hatten je ein Entrecôte bestellt, Enzo arbeitete an einem mächtigen T-Bone-Steak. Neben seinem Teller lagen Fotos der drei Autos.
    »Die Farben sind kein Problem. Die lackiere ich euch in jedem gewünschten Ton.«
    »Wir können doch keine geliehenen Autos lackieren lassen.«
    »Klar. Die verkaufen sich neulackiert besser.«
    »Und was kostet so etwas?«
    Enzo schob sich ein großes Stück blutiges Fleisch in den Mund, kaute zwei-, dreimal und sprach dann kauend weiter. »Fünftausend pro Stück.«
    »Im Ernst?«
    »Du kannst es auch billiger haben. Aber wenn du die Wagen weiterverkaufen willst, dann muss das ein Profijob sein, nicht einfach so über die alte Farbe gespritzt.«
    »Was heißt, weiterverkaufen? Wir wollen sie uns nur leihen.«
    »Wenn ich das Risiko tragen soll, dann muss ich etwas zusätzlich verrechnen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich mach dir ein Angebot. Freundschaftspreis, weil du ein Arbeitskollege von meinem Mädchen bist: Zwanzig.«
    »Zwanzigtausend?«
    »Lackiert, geparkt und mit den richtigen Autonummern.«
    »Viel Geld für einen Tag.«
    »Du kannst die Wagen auch kaufen. Du lässt sie aufmöbeln und lackieren, und wenn du sie nicht mehr brauchst, stößt du sie mit Gewinn ab. Dazu musst du aber schätzungsweise dreißig, vierzig Mille in die Hand nehmen, aber damit kommst du schlimmstenfalls auf null heraus. Wahrscheinlich machst du sogar Gewinn.«
    Peter Taler aß von seinem Fleisch und dachte nach. »Ich muss es besprechen.«
    »Besprich es. Aber bald. Der Bertone ist eine top Gelegenheit. Den reißt man mir aus den

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