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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Abstimmung angesetzt?«, fragte er ihn.
    »21 Uhr.«
    Benedetti seifte sich die Hände ein, rieb sie mit einem Lächeln auf den Lippen, das er im Spiegel verfolgte. »Wir stellen den Antrag, die Abstimmung um eine Stunde zu verschieben.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Ich werde mich kurz vorher sehr schwach fühlen und den Arzt in seinem Zimmer aufsuchen. Niemand hat Zutritt.«
    »Verstanden.«
    Benedetti schloss den Wasserhahn und fuhr mit den nassen Händen durchs Haar. »Gut, dann wollen wir’s angehen. Ist er bereit?«
    »Er wartet. In der Zwischenzeit verliest einer unserer Leute eine Erklärung, die sich mit dem gestrigen Auftritt Armbrusters befasst. Das wird die anderen ablenken, bis Sie fertig sind.«
    »Es wird nicht lange dauern. Bei Gott, ich schwöre, so wahr ich hier stehe, ich werde ihn umbringen.«
    Armbruster stand am Fenster mit einem Handy am Ohr. Sein Ton wie auch seine Miene waren ernst. »Nein, nicht Yasmina. Sie werden ihn mir bringen. Niemand anderes. Ein Mann erwartet Sie am Eingang. Beeilen Sie sich.«
    Die Tür hinter ihm ging auf, und bevor Armbruster sich umdrehte, ließ er das Handy in einer Vase auf der Fensterbank verschwinden. Ahnungslosigkeit trat in sein Gesicht, als er sich umdrehte.
    »Glaub mir, Giulio, beim Blut meines Vaters, ich habe keine Ahnung, woher diese drei Stimmen gekommen sind.«
    Benedetti blieb vor ihm stehen. »Sei still. Ich habe genug von deinen Lügen. Wir hatten eine Abmachung.«
    »Ich schwöre es.«
    »Deine Schwüre sind so faul wie deine hinterhältigen Pläne.« Armbruster begab sich in das Dunkel einer Ecke. Die Wand war mit mehreren Dolchen dekoriert, die an die Zeit der berüchtigten Borgia-Päpste erinnerten.
    Der Wolf streifte den Schafspelz ab. »Es tut gut zu wissen, dass du noch der alte Giulio bist. Hinterhältig, gerissen und gnadenlos. Ich hatte befürchtet, dass ich meinen einzig ernst zu nehmenden Gegner verloren hätte. Wie lautet dein Vorschlag?«
    »Setz dich. Ich will deine Augen sehen, wenn ich mit dir spreche.«
    Armbruster trat hervor.
    »Und deine Hände«, ergänzte Benedetti.
    Armbruster ließ den kleinen Dolch verschwinden. »Ich höre.«
    »Wir müssen uns Rodriguez vom Hals schaffen. Wir brauchen seine Stimmen. Jeder von uns beiden. Am Schluss bleiben nur noch wir zwei übrig. Ganz wie du es wolltest. Auge um Auge …«
    »… Zahn um Zahn.«
    *
    Auf einen Schlag kam Bewegung an den Tisch. Die drei Spanier machten sich daran, den Papyrus vorsichtig im Zylinder zu verstauen, Yasmina ging dazwischen. Sie wiesen sie zurück, doch Yasmina setzte sich zur Wehr. Aufgebracht ging sie auf einen los, wollte ihm den Zylinder entreißen. Ein anderer packte sie, zerrte sie weg und warf sie zu Boden. Er hob mahnend die Hand, schien ihr etwas zu befehlen, bis er sich abwandte, um gemeinsam mit seinen zwei Begleitern und dem Papyrus den Raum zu verlassen. Yasmina griff nach ihrer Handtasche und förderte den Gegenstand wieder zutage, der ihr zuvor entglitten war.
    Ich staunte nicht schlecht, als sie das, was ich für ein Teleskop gehalten hatte, mit ein paar schnellen Handgriffen in eine Waffe verwandelte. Zwei Gelenke klappten einen Handschutz hoch, ein schneller Griff befreite die Klinge von ihrer Ummantelung, der nächste verlängerte dieselbe um eine und dann um eine weitere Hälfte, die wie ein Klappmesser aufschnappte und einrastete. Yasmina erhob sich, ein kurzes Schwert in der Hand, und näherte sich den drei Spaniern, die soeben den Raum verlassen wollten. Ich pochte gegen das Fenster, damit sie sahen, was sich hinter ihnen anbahnte. Der, dem ich die Tasche geraubt hatte, hörte mich. Er blickte nach oben und sah das Licht der Welt zum letzten Mal, bevor sein Kopf von den Schultern kippte.
    Ein Fenster mit einer Hand einzuschlagen, ohne sich alle Sehnen zu zerschneiden, ist keine einfache Sache, wenn man sich mit der anderen festklammern muss und nur unzureichenden Halt auf steil abfallenden Ziegeln hat. Ich löste das Problem mit meinem Schuh, legte den Hebel um und stieg hinein. Yasmina hatte ganze Arbeit geleistet. Während ich die Wendeltreppe hinunterhastete, erkannte ich drei leblose Körper in ihrem Blut liegend, von einer unscheinbaren Frau, einer Ordensschwester, innerhalb weniger Sekunden abgeschlachtet. Der Zylinder war verschwunden.
    Ich rannte durch die Gänge, nahm die Treppen wie im Flug und erreichte den Ausgang dennoch zu spät. Yasmina war entkommen. Der Pförtner erkannte mich und eilte aus seinem Kabuff. Kaum

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