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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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sie ihm abends nie lange zu.
    »Ich habe nicht Recht getan, Roses. Ich kam hierher, um dich um Entschuldigung zu bitten.«
    »Entschuldigung? Warum entschuldigen?«
    »Für heute nachmittag. Daß ich dich vor allen Leuten gefragt habe.«
    »Oh, das. Das war nichts.«
    »Doch, Roses. Du mußt begreifen, daß ich dich ausgenützt habe.«
    Roses rieb sich die juckenden Stellen am Arm. »Verdammte Katze«, murmelte er.
    »Roses, ich habe dich bloßgestellt – ausgenützt, weil … Roses, es gibt keinen Grund, warum du dich nicht mit Liza paaren solltest. Es gibt nichts, das dich daran hindern könnte.«
    »Verrückt ist sie, glaube ich.« Er hörte nichts anderes, dachte an nichts anderes als an seine Katze. »Springt wie verrückt in der Küche herum. Läßt mich nicht an sich heran.«
    »Roses, du mußt mich anhören. Liza und du, ihr habt natürlich das Recht, euch zu …«
    »Werde jetzt lieber wieder gehen.« Er holte seine Angel ein. Er ließ sich nicht in die Enge treiben, um keinen Preis. »Hatte gedacht, wir beide wären echte Freunde. Da sieht man, man kann sich nicht darauf verlassen.«
    »Roses, wovon redest du überhaupt?«
    »Von meinem schwarzen Kater. Kann nichts mehr mit ihm anfangen. Ich glaube, er ist verrückt geworden. Sehen Sie mal die Kratzer.«
    Er entblößte kurz seinen Unterarm und raffte dann sein Angelgerät zusammen. Er blieb keine Sekunde lang mehr hier, nicht, wenn er so in die Enge getrieben wurde.
    David Silberstein starrte ihm nach. Seine Schuld an Roses war viel leichter zu ertragen als die namenlose Furcht, die Sir Edwin ihm hinterlassen hatte. Aber war es nicht pervers, sich selbst zu erniedrigen, um sich zu entschuldigen? Um eine Eifersucht zu bannen, die sich nicht verbannen ließ? Dieser Mann hatte kein Recht, sich mit Liza zu paaren. Überhaupt kein Recht!
    Er hatte Liza nicht mehr gesehen, seit sie das Krankenhaus verlassen hatte. Er wollte sie auch gar nicht sehen. Seine Phantasie raste: zwei Nächte, zwei gemeinsame Nächte zwischen sauberen Laken. Er beobachtete, wie Roses durch das Gattertor des Labors ging, breite Schultern, die Liza unter sich begruben, Hüften, die über ihr kreisten. Er starrte auf den Fleck, wo Roses gesessen hatte, und hörte den stöhnenden Laut von Lizas Ekstase. Er konnte sich mit dieser Vorstellung geißeln, mit der Vorstellung von Liza und Roses, solange er lebte … Er zwang sich, an anderes zu denken, hörte leises Gelächter im Dorf, das Klappern einer Heckenschere, das Rauschen eines Fernsehgerätes.
    Er würde freundlich zu Roses sein, so freundlich, wie er sich eben verhalten hatte. Es war eine Beruhigung für ihn, zu Leuten freundlich sein zu können, die man haßte. Er erhob sich langsam, Gelenk für Gelenk, und ging heim zu Mrs. Berman.
     
    In der vergangenen Nacht fanden zwei Überfälle auf das Dorf statt. Sie waren nicht harmlos wie die Idiotie vom Nachmittag. Die Angreifer stiegen über den Zaun, schlossen ihn auf primitive Weise kurz und machten gar keinen Versuch, den versteckten Sensoren auszuweichen. Es waren ortsansässige junge Leute. Der Grund ihres Eindringens war eindeutig. Sie hatten Angst, waren aufgeputscht, haßten das Dorf. Die erste Gruppe der Angreifer wurde ein paar hundert Meter innerhalb der Dorfgrenze mit Sprühgas außer Gefecht gesetzt. Dann wurden sie desinfiziert und behutsam zu der Straße getragen, die auf dem Kamm des Hügels in der Nähe des Zaunes vorbeilief. Die zweite Welle der Angreifer war schon viel besser vorbereitet. Sie trug Gasmasken und Schutzkleidung.
    Sie wurde von Sicherheitsbeamten eingekreist und mit Hitzeschaum besprüht, der an ihren Kleidern hängen blieb. Obwohl der Schaum eine durchaus noch erträgliche Temperatur entwickelte, steckten sich die Getroffenen gegenseitig mit ihrer Hysterie an. Ihre Schreie waren im ganzen Tal zu hören. Sie taumelten im Dunkeln umher, rissen sich die Kleider vom Leib und schienen fest davon überzeugt, daß man sie bei lebendigem Leibe verbrennen wollte. Es war nicht schwer, die Leute einzufangen, zu behandeln und dann für ihre Rückkehr nach St. Kinnow vorzubereiten.
    Das Geschrei weckte Manny Littlejohn, der in seinem Quarantänelager im Krankenhaus nichts zu befürchten hatte. Er rief sofort David Silberstein an, um sich zu erkundigen, was das Geschrei zu bedeuten habe. Er war beruhigt, als er erfuhr, daß sein Projektleiter die Lage vollkommen unter Kontrolle hatte. Er legte sich wieder in die Kissen zurück, doch das Schreien hielt an. Noch einmal

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