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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wisse , des Handbuchs für Einsiedlerinnen. Ansonsten gab es in dem Raum nur noch einen nicht sehr tiefen Graben im Fußboden. Harry, der wenig über die Lebensweise eingemauerter Einsiedlerinnen wusste, rätselte, was es damit auf sich haben mochte.
    Und durch die Maueröffnung, diesen Fensterschlitz, blickten die vertrauten blauen Augen seiner Schwester zu ihm heraus. »Ich habe gebetet, dass du kommen würdest. Ich wusste, du würdest es tun. Du hast mich immer beschützt, Harry.«
    Aber ich habe dich nicht vor diesem morbiden Schicksal beschützt, dachte er. »Ich habe Neuigkeiten von der Familie«, sagte er.
    »Mein Vater ist tot«, sagte Agnes leise. »So viel weiß ich.«
    »Mutter geht es gut. Du fehlst ihr.«
    »Sag ihr, dass ich für sie bete …«
    Geoffrey warf behutsam ein: »Ich werde euch allein lassen, damit ihr euch unterhalten könnt. Aber wir müssen zur Sache kommen. Harry muss verstehen, weshalb Ihr ihn gerufen habt, Agnes.«
    »Ich hätte dich nicht gestört«, sagte sie, »aber es ging nicht anders.«
    »Warum?«

    »Wegen dem, was ich gefunden habe. In dieser Zelle …«
    Und sie sprach von Familiensagen: von Orm, der – vielleicht oder vielleicht auch nicht – mit dem Eroberer herübergekommen war, und von Eadgyth oder Edith, der Frau, die er – vielleicht oder vielleicht auch nicht – umnachtet und irre redend in den Ruinen einer alten sächsischen Kirche bei York gefunden hatte, als Williams normannische Bluthunde im Norden Englands wüteten.
    »Weißt du, warum ich auf den Namen Agnes getauft worden bin? Auch das gehört zu dieser alten Geschichte  – Mutter hat es mir erzählt: In jeder Generation gibt es eine Agnes, damit wir nicht vergessen, dass Eadgyths Kirche dieser Heiligen geweiht war. Und es heißt, dass Eadgyth später zu der Kirche zurückkehrte, als sie krank wurde und ihre Geisteskraft nachließ. Der arme Orm musste sie noch einmal dort suchen.
    Als ich von zu Hause weggelaufen bin, war ich erst zehn Jahre alt. Ich hatte mich noch nie weiter als einen Tagesmarsch von unserem Wohnort entfernt. Ich wusste nicht einmal, welche Form England hat, Harry! Der einzige mit unserer Familie verbundene Ort, von dem ich je gehört hatte, war Eadgyths Kirche in der Nähe von York. Also bin ich hierher gekommen.«
    »Das hier ist Eadgyths Kirche?«
    »Wiederaufgebaut seit damals – aber ja, es ist ihre Kirche.«
    »Eine ganz schön weite Reise für ein Kind«, sagte Geoffrey leise.

    »Ich bin hart geworden.«
    Harry dachte, dass dieser Satz eine komplette, schreckliche Geschichte in sich barg. Er verging fast vor Schuldgefühlen.
    »Ich habe auf den Bauernhöfen in der Gegend gearbeitet«, flüsterte sie. »Ich konnte Schafe scheren. Dann habe ich für die Gemeinde gearbeitet. Und nach einiger Zeit haben Gott und Pater Arthur mir dieses Privileg gewährt, ein Leben der Gebete, eingeschlossen in dieser Zelle. Meine einzige Bedingung war, dass sie genau hier sein musste, in dieser Ecke der Kirche, auf den alten Fundamenten.«
    »Weil Eadgyth sich hier versteckt hatte«, riet Harry.
    »Und weil sie am Ende ihres Lebens hierher zurückgekommen ist. Ich weiß das, Harry, weil sie einen Bericht über ihre Visionen in die Wand gekratzt hat . Die Buchstaben sind verblichen und von Flechten überwachsen, halb unter Schutt begraben, altmodisch und schwer zu entziffern – aber er ist hier. Und ich habe ihn beim Ausheben meines Grabens Stück für Stück freigelegt.«
    Harry merkte, wie diese unbehagliche Furcht, dieses Gefühl des Gefangenseins erneut in ihm aufkeimte. Er wollte nichts mit diesen uralten Seltsamkeiten zu tun haben. »Ich kenne die Geschichte von dem Mann namens ›Täuberich‹«, sagte er. »Der die Spinnenbrut sein wird und so weiter. Und am Ende der Zeit, kurz vor dem Weltuntergang, muss man ihm den Kopf nach Westen zum Ozeanmeer drehen …«

    Geoffrey zitierte aus dem Gedächtnis: »All dies habe ich miterlebt / Und meine Mütter auch. / Schickt den Täuberich nach Westen! Oh, schickt ihn nach Westen!«
    »Das ist noch nicht alles «, flüsterte Agnes. »Orm hat sich an zwölf Zeilen erinnert. Das ist der Text, den wir als Eadgyths Testament kennen. Aber da ist noch mehr.«
    »Weitere in die Wand gekratzte Zeilen?«
    »Ja«, sagte Geoffrey. »Zehn weitere Zeilen, Harry. In denen Eadgyth ihre Vision von dem aufzeichnet, was aus der Welt würde, falls sich das Testament nicht erfüllen sollte – ihre Vision von einer Zukunft, in welcher der Täuberich sich nicht

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