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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Reden«, meinte Orm.

    »Ich bin ja auch ein schmutziger Priester. Jedenfalls wären Aethelmaers mühevolle mechanische Zeichnungen nach seinem Tod dem Vergessen anheimgefallen, wenn ich sie nicht ›gestohlen‹ hätte. Erweise ich seinem Erbe nicht die gebührende Ehre, indem ich die von ihm hinterlassenen Entwürfe zu realisieren versuche?
    Und ›Gerätschaften‹? Das klingt eher nach Spielzeug. Hierbei handelt es sich um Maschinen, Orm. Um Kriegsmaschinen – und vielleicht Friedensmaschinen. Komm jetzt. Ich zeige sie dir.« Sihtric gab seinem Pferd die Sporen.
    Orm folgte ihm sprachlos.

XI
    Robert und Moraima traten aus der Moschee in blendend hellen Sonnenschein.
    Sie gingen zum Fluss hinunter, wo sich Wasserräder mit dem Knarren hölzerner Zahnräder drehten – Moraima sagte, die Wasserräder hießen norias  – und Boote mit bunten Segeln unter den Bogen der Römerbrücke hindurchfuhren. Am Ufer boten Straßenhändler inmitten von Münzengeklimper Speisen, Wasser und Sonnenschirme feil.
    »Die Moschee hat dich berührt, nicht wahr?«, meinte Moraima. »Das ist nicht bei jedem so. Ich glaube, du bist ein tiefgründiger Mensch, Robert, Sohn von Orm.«
    »Bin ich das?« Er lachte. »Ja, vielleicht im Vergleich zu Ghalib und Hisham.«
    »Jetzt bist du eifersüchtig, und das ist nicht tiefgründig. Aber ich weiß immer, was du gerade denkst. Was du empfindest.«
    Er dachte darüber nach. »Mein Aufenthalt in Spanien  – ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Diese Reise durch das Land, die Leere, die Hitze …« Er schämte sich ein wenig, versuchte aber trotzdem, seine Gefühle auszudrücken. »Und wenn ich diese
wundervollen Stätten betrete, die Moschee, den Palast  – etwas in mir – es ist, als flattere in meiner Brust ein Vogel.«
    Zu seinem Erstaunen legte sie ihre Hand auf seine. »Mein Vater hat gesagt, dass du so wärst. Du hast die Muskeln deines Vaters, aber die Seele deiner Mutter.«
    »Und was sagt er, wessen Seele du hast?«
    »Die seiner Schwester. Meiner Tante Godgifu, die schon vor unserer Geburt gestorben ist. Und die deinen Vater, Orm, geliebt hat.«
    Das war ein Schock. »Davon wusste ich nichts.«
    Sie sah ihn direkt an. »Glaubst du, dass es so etwas wie generationenübergreifende Liebe gibt?«
    Verwirrt wandte er sich ab. »Ich bin nicht der Liebe wegen hergekommen, sondern wegen einer Angelegenheit zwischen deinem und meinem Vater.«
    »Ja. Unsere Väter sind beide Veteranen von Hastings, und so etwas prägt einen wohl für immer. Aber die Vergangenheit ist tot und begraben, und sie sind alte Männer. Wen kümmert es, was unsere Väter miteinander zu schaffen haben? Wir sind jung. Wir sind die Zukunft.«
    Er sah sie an. »Du sprichst von uns.«
    »Was ist mit uns?«
    Er seufzte ein wenig irritiert. »Geht das schon wieder los. Du lässt Andeutungen fallen, und wenn ich darauf reagiere, wendest du dich ab und spielst die Schüchterne.«
    Sie lächelte. »Erzähl mir nicht, dass dir das nicht gefällt. Möchtest du denn, dass es ein wir gibt?«

    Er sah sie an, und ihm wurde heiß in seinem Kittel aus englischer Wolle. »Das weißt du doch, sonst würdest du nicht so reden.«
    Sie sagte: »Aber  …«
    »Aber wir sind so verschieden. Muslimin und Christ!«
    »Es gibt Möglichkeiten, damit zurechtzukommen. Angehörige der Buchreligionen werden hier geduldet.«
    Er grunzte. »In England aber nicht. Und du wirst eine Gelehrte, soweit ich sehe. Wohingegen ich nie etwas anderes sein werde als ein Soldat.«
    »In Spanien gibt es jede Menge Arbeit für Soldaten«, sagte sie.
    Er lächelte. »Machen wir’s nicht komplizierter, als es ist. Meinst du, es wäre eine Sünde vor Gott oder vor Allah, wenn ich dich küsse?«
    »Wir können es ja herausfinden.« Sie trat auf ihn zu. Noch nie hatte er etwas so Glattes gesehen wie ihre Haut, sie war absolut makellos, und als ihre vollen Lippen sich teilten, roch er einen Hauch von Gewürzen, Paprika vielleicht.
    Aber dann ertönte ein ruppiger Ruf. »He, Christ. Schau her!« Es war Ghalib.

XII
    Orm schritt die mächtige Waffe ab.
    Der Korpus des Schafts war vierzig Schritte lang, vielleicht zwei breit und auf drei Achsen montiert. Der Bogen selbst – er maß zwanzig Schritte von einer Spitze zur anderen – bestand aus sorgfältig zugeschnittenen und polierten Holzschichten, die in eleganten, gefälligen Krümmungen verliefen und im hellen Sonnenschein glänzten. Er ähnelte vielleicht einem Bootssegment oder einem monströsen

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