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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gerätschaften in die Hand zu nehmen und mit ihnen zu spielen.
    In einem der Zelte hatte man einen Holzfußboden von ein paar Schritten Durchmesser ausgelegt. In die Oberfläche waren Linien geritzt, die von faustgroßen, schwarz oder weiß gefärbten Steinen gesäumt wurden. Zwei Gelehrte diskutierten in schnellem Arabisch, über ein Pergament gebeugt. In Reaktion auf ihre Befehle sprang ein Junge auf dem Brett umher und versetzte Steine von einer Reihe zur nächsten. Hin und wieder machte er offenbar einen Fehler und wurde zum Lohn mit Beschimpfungen überhäuft, aber wenn er es richtig machte, vergaßen die Gelehrten
den Jungen und diskutierten über die Muster, die er hervorzauberte.
    »Also«, sagte Sihtric. »Hast du eine Ahnung, was das ist, Orm?«
    Orm zuckte die Achseln. »Ein Spiel?«
    Sihtric schnaubte. »Das hier ist todernst. Die Gelehrten arbeiten die Flugbahnen eines Arbaleste-Bolzens aus. Wir entwickeln ein Zielsystem, verstehst du. Und der Junge stellt mit seinen Spielsteinen auf dem Brett die Zahlen dar, während die Gelehrten ihm die Ergebnisse ihrer Berechnungen zurufen.«
    Orm runzelte die Stirn. »Ich sehe keine Zahlen.«
    »Aber sie sind trotzdem da, repräsentiert von den Perlen in ihren Kolonnen. Das nennt man einen Abakus, Orm. Es ist ein Rechensystem. Man kann addieren und subtrahieren. Man kann Zahlen sogar mühelos miteinander multiplizieren.«
    »Jeder weiß, dass man Zahlen über neunhundert nicht berechnen kann«, sagte Orm verächtlich.
    »Dieses System ermöglicht es, beliebig hohe Zahlen zu berechnen. Mit solchen Apparaten kann ein zehnjähriges maurisches Kind besser rechnen als der König von England. Es überrascht mich nicht, dass du noch nichts davon gehört hast, ebenso wenig wie von arabischer Mathematik im Allgemeinen. Merk dir, was ich sage: Eines Tages wird jeder in Europa auf diese Weise rechnen.«
    »Wirst du wieder zum Propheten, Sihtric? Nun, wir werden es so oder so nicht mehr erleben.«
    »Stimmt. Aber ich bin hierher gekommen, um solches
Wissen zu entdecken und zu nutzen. Ah, da wären wir. Mein Exemplar von Aethelreds ursprünglichen Skizzen.« Es war ein zerlesenes Kompendium von Pergamenten – ein Dokument, das Orm seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, seit dem Tag, an dem er Aethelmaer in Westminster begegnet war. »Gottes Maschinen …«

XIII
    Auf Ghalibs spöttischen Ruf hin wandte sich Robert von Moraima ab und blickte zum Fluss. Hisham stand auf einer Mauer am Ufer.
    Und Ghalib war irgendwie auf ein Wasserrad geklettert. Während es sich drehte, stieg er von einer Speiche zur nächsten, als laufe er auf einer Tretmühle. Er war bis auf die Haut durchnässt, sein roter Turban leuchtete, und er lachte. »He, Moraima – he, Gotteskrieger! Schaut mich an, schaut mich an!«
    Moraima lachte, schlug dann aber sofort die Hand vor den Mund. »Allah schütze ihn. Er wird sich umbringen.«
    Robert marschierte zum Wasserrad und drängte sich durch eine wachsende Menge lachender Zuschauer. »Komm da runter, du Idiot!«
    Hisham schlug spielerisch nach Robert. »Du bist doch bloß eifersüchtig, weil Moraima ihn ansieht und nicht dich.«
    Robert funkelte ihn an. »Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, wird sie dich ansehen, weil ich dir dann nämlich deine Zähne in den Schlund ramme.«
    Hisham trotzte ihm einen Moment lang, dann wich er zurück.

    »He, Christ.« Das war wieder Ghalib. »Schau dir das an.« Jetzt arbeitete er sich zur mächtigen Achse des Rades vor. Er wurde um die Nabe gewirbelt; mit jeder Drehung des Rades drehte er sich einmal kopfüber um sich selbst. Das Holz war vom Spritzwasser durchnässt und glitschig.
    Moraima lief nach vorn. »Komm runter! Oh, komm runter, du Dummkopf!«
    Ghalib hielt sich mit einer Hand an einer Strebe fest, warf sich dann nach hinten und streckte die andere Hand weit von sich, sodass er gespreizt über der Nabe hing und sich an dem Rad immer wieder um seine Körpermitte drehte. »He, schaut mich an! Ich bin gekreuzigt! Ich bin Jesus am Kreuz!«
    Damit entlockte er den Zuschauern sogar ein Lachen und ein wenig Applaus. Hisham spielte mit. Er zog sich das Hemd über den Kopf und winselte mit lauter, hoher Stimme: »Und ich bin seine Mutter, die Jungfrau! Oh, mein Sohn, mein einziger Sohn, was haben diese schrecklichen Römer mit dir gemacht?«
    Am Rad grinste Ghalib noch immer, aber seine Miene war angestrengt, und Robert sah, dass er müde wurde.
    Dann rutschte er mit der rechten Hand vom Holz ab. Er baumelte

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