Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter

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Möbelstück.
    »Du hast doch schon mit Arbalesten geschossen«, rief Sihtric. »Erzähl mir von ihnen.«
    »Der Bogen besteht gewöhnlich aus Metall.«
    »Hier nicht. Wir könnten keinen so riesigen Bogen gießen, und selbst wenn, ließe er sich nicht mehr spannen. Sieh her, wir verwenden Schichtholz. Die einzelnen Schichten werden verleimt und zusammengenagelt. Wir haben Schiffbauer aus deiner Wikingerheimat angeheuert.«
    »Der Wesir muss tiefe Taschen haben.«
    »Und wie lädt man eine Armbrust?«
    Orm grunzte. »Kommt drauf an. Bei der altmodischen Variante bückt man sich, setzt den Fuß auf eine Art Steigbügel, legt die Sehne in einen Haken am
Gürtel und richtet sich auf, bis die Sehne in der so genannten Nuss einrastet. Bei der neueren Variante spannt man die Sehne mit einer kleinen Handkurbel. Man legt den Bolzen in die Führungsrinne und schießt ihn mit einem Druck auf einen Hebel ab.«
    »Hier funktioniert es im Prinzip genauso. Sieh dir das an.« In die Säule waren lange Metallschrauben eingesetzt. »Damit spannt man die Sehne. Es ist nicht schwer; ein einzelner Mann kann dieses Rad da unten drehen. Oder man nimmt ein Maultier dazu. Und siehst du, dass die Räder der Lafette schräg nach außen stehen? Das verleiht dem Unterbau größere Stabilität. Mit dieser Plattform hier, die sich kippen lässt, kann man den Bogen anheben, sodass der Bolzen das gewünschte Ziel trifft. Und hier, siehst du, halten Anker die Armbrust am Boden fest und verringern den Rückstoß.«
    »Hast du so ein Ding schon mal abgefeuert?«
    »Nur versuchsweise. Wir feilen immer noch an der Konstruktion. Wie gut sind eure tragbaren Armbrüste?«
    Orm zuckte die Achseln. »Sie haben eine Schussweite von zwei- bis dreihundert Schritten. Man kann mit ihnen Kettenhemden durchbohren.«
    Sihtric grinste. »Diese Schönheit dürfte eine Schussweite von Meilen haben. Und sie wird Mauerwerk durchbohren. Einer von Aethelmaers Entwürfen ist also fast schon verwirklicht – fast schon bereit für den Einsatz im Krieg. Sag mir, dass du nicht beeindruckt bist.«

    Orm schürzte die Lippen und ging noch einmal um die Maschine herum. »Ja. Ich finde es beeindruckend, was du da gebaut hast. Aber stell dir dieses Ding im Krieg vor. Man würde lange brauchen, um es zu laden, und noch länger, um es durch die Gegend zu schleppen und auf sein Ziel auszurichten – und es könnte von einem einzigen brennenden Pfeil zerstört werden.«
    Sihtric seufzte. »Na schön. Aber wenn ich dir nun erzählen würde, dass meine Arbaleste einen Bolzen abschießen kann, der nicht nur ein Mauerstück einreißen, sondern eine ganze Festung, ja sogar eine Stadt in Trümmer legen könnte? Ein einzelner Bolzen! Was dann?«
    Orm verzog das Gesicht. »Klingt wie ein Fiebertraum, und wie ein hässlicher obendrein.«
    »Aber Aethelmaer – oder Aethelred – hatte solche Träume. Ich kann dir seine Aufzeichnungen zeigen, in denen er sie skizziert hat. Träume von einer Superwaffe – Aethelmaer hat sie Incendium Dei genannt, die göttliche Feuersbrunst. Vielleicht ist es so etwas Ähnliches wie griechisches Feuer – ich weiß es nicht. Die einzigen Hinweise darauf, die er hinterlassen hat, sind jedoch verschlüsselt, und es übersteigt nach wie vor sogar die Fähigkeiten der Gelehrten von al-Andalus, sie zu enträtseln. Später wirst du den Kodex selbst zu sehen bekommen – da sind noch jede Menge Forschungen nötig. Aber jetzt zeige ich dir zunächst einmal, wie wir hier arbeiten.«
    Ihre Pferde am Zügel führend, entfernten sie sich von der mächtigen Arbaleste und durchquerten die
Freiluft-Werkstatt. Orm besah sich interessiert das Werkzeug der Zimmerleute und Metallarbeiter. Er hatte sich im Lauf eines langen Kämpferlebens etliche Schwerter anfertigen lassen und die Kunst der Metallarbeiter zu schätzen gelernt; die riesigen Schrauben der Arbaleste zu gießen, musste sie vor erhebliche Herausforderungen gestellt haben.
    Auf einigen Tischen standen komplizierte Modelle aus Holz, die Spielzeugtieren ähnelten – Vögeln, Käfern oder Fischen. Es waren Modelle, die auf noch erstaunlicheren Entwürfen als dem der riesigen Arbaleste beruhten, sah Orm, Maschinen, die flogen, schwammen und krabbelten. Einige von ihnen waren aufgeschnitten, sodass man das Holzskelett in ihrem Innern sowie die Körper winziger Menschen sehen konnte, die Ruder bedienten oder an Rädern zogen. Der in Orms lädiertem Kriegerkörper gefangene kleine Junge sehnte sich danach, diese