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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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jedenfalls mein Vater. Die ersten Emire von al-Andalus hingegen haben mit nichts angefangen. Sie haben sich Ideen ausgeborgt – die Rundbogen der Römer zum Beispiel. Sogar die Hinterlassenschaften der Römer und Goten haben sie wiederverwendet.« Und sie zeigte ihm, dass sich viele der Säulen aus Jaspis und Marmor in ihren Proportionen, ihren Kapitellen kaum merklich voneinander unterschieden; es waren römische und gotische Relikte.
    »Die Bogen sollen wie Palmwedel aussehen«, sagte Moraima. »Es ist eine Oase aus Stein.«
    »Aber dein Volk ist doch schon vor vielen Jahrhunderten aus der Wüste gekommen.«

    »Ja. Es hat uns hierher verschlagen, und wir haben uns verändert . Ist das nicht komisch? Jetzt sind wir keine Afrikaner mehr, aber auch keine Europäer, sondern nur wir selbst, etwas ganz Eigenes …«
    Sie gingen weiter, und Robert lernte, in den schlanken Steinsäulen die Geschichte von al-Andalus zu lesen.
    Anfangs waren die muslimischen Eroberer eine Minderheit, ein paar Hunderttausend in einer nach Millionen zählenden christlichen Bevölkerung. Dank einer massiven Zuwanderung über die Meerenge aus Afrika wuchs ihr Anteil jedoch rasch. Und trotz aller religiösen Toleranz war der Islam die Staatsreligion und die Konversion ein nützlicher Schritt auf dem Weg zur Macht. Ibn Hafsuns Familie war eine gotische Dynastie, die das Kreuz zugunsten der Sichel aufgegeben hatte. Und als die Zahl der muslimischen Gläubigen in Córdoba wuchs, wurde die große Moschee mehrmals erweitert, um sie zu aufnehmen zu können – zuletzt von al-Mansur, jenem allzu ehrgeizigen Wesir, der das Unheil der fitnah über al-Andalus gebracht hatte.
    Sie gingen noch tiefer in die Moschee hinein. An manchen Stellen gab es Mehrfachbogen, bei denen die einen auf den anderen standen wie Kinder auf anderer Kinder Schultern, allesamt kunstvoll verziert. Und der Mihrab, ein weiterer mit Blattgold verzierter Bogen, war wie das Tor zum Paradies. Die darin verwendeten Materialien seien ein Geschenk Konstantinopels an al-Andalus, sagte Moraima.
    Verloren in den kühlen Räumen der Moschee, kam
Robert zu Bewusstsein, dass er die beiden Jungen, Ghalib und Hisham, schon seit einiger Zeit nicht mehr bemerkt hatte.
    »Ach, die haben schon längst angefangen, sich zu langweilen«, sagte Moraima, als er sie erwähnte. »Komm. Schnappen wir ein wenig frische Luft.«

X
    Als Sihtrics Besprechung mit dem Wesir zu Ende war, schlug er Orm vor, einen Ausritt aufs Land zu unternehmen.
    Orm stieg misstrauisch auf sein Pferd. »Wohin reiten wir?«
    »Du wirst schon sehen. Hü, mein Kleiner! … Und, was ist mit Robert? Die maurische Welt scheint große Anziehungskraft auf ihn auszuüben.«
    »Er ist eben der Sohn seiner Mutter, Gott helfe ihm. Er ist ein verwirrter junger Mann – und er weiß nicht mal, wie verwirrt er ist. Aber mir bereitet es größere Sorgen, dass er sich zu deiner Tochter hingezogen fühlt. Das wird kein gutes Ende nehmen«, sagte Orm leise.
    »Er ist auch der Sohn seines Vaters. Du warst einmal genauso jung und töricht, Orm.«
    »Ja«, fuhr Orm ihn an. »Und es hat zu einer Tragödie geführt.«
    »Aber wenn wir ihnen verbieten, sich zu sehen, werden sie uns einfach nicht beachten«, sagte Sihtric gereizt. »Wir werden einen Weg finden müssen, mit der Situation fertigzuwerden, wenn es so weit ist.«
    »Und was machen wir bis dahin?«

    »Ich schlage vor, wir kümmern uns um die Angelegenheit, deretwegen ihr von so weither gekommen seid.« Er grinste. »Ich glaube, das wird dir gefallen.«
    Sie erklommen eine kleine Anhöhe, und Sihtric zügelte sein Pferd. Er zeigte auf etwas. »Dort. Was siehst du da zwischen diesen Olivenbäumen?«
    Orm schaute hin. In dem Olivenhain herrschte rege Aktivität, in deren Zentrum eine Art Maschine zu stehen schien, ein halb zwischen den Bäumen verborgener, langer Wagen auf drei weit auseinanderstehenden Räderpaaren. Ein großes, sichelartiges Gebilde aus Holz beherrschte das eine Ende, und die Oberseite war von einem Geflecht aus Seilen und glänzendem Metall überzogen. Das Ganze wurde von so etwas wie einem Gerüst verdeckt, in dem ein Junge herumkletterte und Seile anbrachte.
    Die Maschine war das Produkt einer Art Freiluft-Werkstatt, wie Orm nun sah. Männer und Jungen liefen zwischen Schmelzöfen, Drehbänken, Holzhaufen und Tischen voller glänzender Metallteile herum, und bei den Zeltreihen unter den Olivenbäumen wimmelte es von Gelehrten.
    »Ein beeindruckender Anblick«, sagte er

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