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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dir jeden dieser Knochen einzeln herausreißen, wenn du dich mir in den Weg stellst!«
    Die beiden standen sich gegenüber, der schwankende Betrunkene, der beleibte, schmutzige Priester, und schrien sich an. Sie waren sich so ähnlich, sah Robert, zwei törichte Männer mittleren Alters, die davon träumten, die Welt zu verändern. Aber er wusste, dass diese Welt ihnen nicht mehr gehörte.
    Moraima trat zwischen sie. »Hört auf damit, Vater, Großvater. Ich kann es nicht ertragen, euch streiten zu sehen.«

    Robert trat vor und fasste Moraima am Arm. »Komm da weg, Moraima. Lass sie. Sonst wirst du nur verletzt.«
    Der Wesir wandte sich erneut gegen ihn. Sein gerötetes Gesicht war eine Maske des Ingrimms. »Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr, du christliches Tier. Ich weiß, was du getan hast. Ich weiß von der vergifteten Brut, die du ihr in den Bauch gepflanzt hast!«
    Das schockierte sogar Sihtric so sehr, dass er verstummte. Alle standen reglos da. Moraima barg das Gesicht in den Händen.
    Orm sagte finster: »Stimmt das, Robert?«
    Robert sah das Mädchen an. »Wir hatten keine Zeit, miteinander zu reden, schon gar nicht unter vier Augen – aber ja, Vater. Ich glaube, es stimmt.« Jetzt verstand er, weshalb der Wesir ihn so hasste.
    Moraima wandte sich an Ibn Tufayl. »Woher weißt du das, Großvater? Ich war bei keinem Arzt.«
    »Aber du hast es einer deiner Freundinnen gebeichtet, und die hat es ihrer Freundin erzählt, die es wiederum Ghalib weitergegeben hat, der Robert hasst und es mir berichtet hat.«
    Robert grunzte. »Ghalib wird mir nie vergeben, dass ich ihm das Leben gerettet habe.«
    »Und auch ich werde dir weder vergeben noch dich verschonen«, kreischte der Wesir, »denn du hast sie geschändet, so wie dieser fette Priester ihre Mutter, meine Tochter, geschändet hat.«
    Robert fasste Moraima kühn an der Hand und zog sie hinter seinen Rücken.

    »Ist es das, worum es hier geht?«, fragte Orm. »Brennst du wirklich darauf, die Welt für den Islam zu erobern, Ibn Tufayl? Oder bist du einfach nur wütend darüber, dass deine Enkelin wie zuvor schon deine Tochter einen Christen liebt? Ist es das, was dich wahnsinnig macht?«
    Der Wesir stand hoch aufgerichtet da, mit verzerrtem Mund und verkrampften Halsmuskeln. So groß war sein Zorn, so berauschend der Alkohol, der durch seinen Körper spülte, dass er einen Moment lang außerstande schien, etwas zu tun oder zu sagen. Die Wächter legten unsicher die Hände an ihre Säbel.
    Aber Sihtric war nicht erstarrt. Er wandte sich an Moraima. »Leb wohl, mein reizendes Kind, mein Schatz. Mein Leben lang habe ich solch große Ziele verfolgt. Aber wenn du letzten Endes das Einzige bist, was von mir bleibt, ist es vielleicht schon genug.«
    »Vater? Was meinst du?«, erwiderte Moraima verwirrt.
    »Ich werde nicht zulassen, dass die Christenheit in Gefahr gerät – nicht durch meine Dummheit und Arroganz. Du sagst, mein Lebenswerk sei in diesem Raum zusammengetragen, Wesir. Dann muss es hier in diesem Raum enden.«
    Und Sihtric sprang mit einem Satz zur Wand, schnappte sich eine Öllampe und warf sich auf den Manuskripthaufen in der Ecke des Raumes. Die Lampe zerbrach unter ihm, und Feuer züngelte um ihn herum empor, leckte eifrig über die aufgehäuften Schriftrollen und Bücher und über Sihtrics Gewand.
Ibn Tufayl brüllte in betrunkener Verzweiflung auf und warf sich auf das Feuer. Orm packte ihn, um ihn zurückzuhalten oder ihn niederzuringen – Robert konnte es nicht erkennen. Aber im Nu waren beide in die lodernden Flammen auf den sich windenden Priester gefallen.
    All das war blitzschnell geschehen. Der Raum füllte sich mit Rauch. Die gellenden Schreie der drei Männer waren schrecklich. Moraima sprang vor, aber Robert hielt sie fest.
    Die Wachen kamen hereingerannt. Einige von ihnen versuchten, die Körper von dem Scheiterhaufen zu zerren, gerieten dabei jedoch nur selbst in Brand oder wurden zurückgetrieben, und andere, die mehr Geistesgegenwart besaßen, rissen Behänge von den Wänden und warfen sie auf die Flammen. Der Rauch war jetzt dicht, und Robert, dessen Lungen versengt wurden, begann zu husten.
    »Robert. Hsst. Robert!« Die Stimme drang durch das Tosen des Feuers und die von Panik erfüllten Schreie der Berberwachen an Roberts Ohr. Ibn Hafsun, der muwallad , stand in einem Türbogen, nur undeutlich sichtbar durch den wogenden Rauch. »Lass uns von hier verschwinden. Nimm das Mädchen mit. Schnell, solange es noch geht.

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