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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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er ein Soldat Gottes werden sollte, der in den Heeren des Papstes kämpfte, würde er weitaus schlimmeren Qualen als dieser ausgesetzt sein.
    Er wünschte sich sehnlich, mit Moraima zusammen zu sein. Und er wünschte sich sehnlich, dass sein Vater käme und ihn rettete. Aber das waren die schwachen Gedanken eines Kindes, und er schob sie beiseite. Er würde diese Stunden in der heißen, stinkenden, fremden Dunkelheit nutzen, um seine Seele von Schwäche zu reinigen.
    Als man ihn holen kam, dachte er nur an Gott.
    Die Tür ging auf, und Licht flutete in die Zelle. Zwei stämmige Wachen schleiften ihn aus der Dunkelheit. Die strahlende Helligkeit einer tief stehenden Sonne blendete ihn. Aber er hatte den Eindruck, dass die Wachen vor dem neuen heiligen Licht zurückwichen, das aus seinen Augen loderte.

XXII
    Robert wurde in einen Empfangsraum gestoßen. Als man ihn losließ, taumelte er ein wenig, dann blieb er aufrecht stehen.
    Er blickte sich um. Bücher, gebundene Bände und Schriftrollen, häuften sich unordentlich in einer Ecke. Vier Türbogen wurden von den stämmigen Körpern von Wächtern versperrt – dunkle, untersetzte, kräftige Männer, Berber vielleicht. Es war ein schöner Raum. Aber Robert hatte jetzt nichts für Schönheit übrig; dies war ebenso sehr ein Gefängnis wie seine vollgeschissene Zelle.
    Aber Moraima, die süße Moraima war hier.
    Moraima kam zu ihm, die Hände zu einem nervösen Knoten verschränkt. Ein zarter Duft von Jasmin umgab sie. Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen, die in ihm aufwallende Wärme herauszulassen. Aber er wusste, das durfte er nicht.
    Sie blieb vor ihm stehen, unschlüssig, was sie von ihm halten sollte. »Robert. Es ist so lange her. Ich dachte, sie hätten dich vielleicht getötet. Der Wesir ist wie das Wetter; seine Launen kommen und gehen. Er war wütend auf Sihtric, und darum hat er einfach alle eingesperrt. Ich weiß nicht, was hier vorgeht, Robert«,
fügte sie hastig hinzu. »Aber wir müssen miteinander reden.« Und sie legte eine Hand auf ihren Bauch.
    Gleich darauf wurden Orm und Sihtric hereingebracht. Robert sah, dass auch sie im Kerker gesessen hatten. Orms Bart war struppig, sein Haar ungepflegt; der Schmutz saß tief in seinen Poren, und er hatte den Abwassergestank der Zelle an sich. Auch der Priester sah abgerissen aus, und er kratzte sich unter seiner schmutzigen Kutte.
    Orm lief zu seinem Sohn und packte ihn an den Schultern. »Robert. Was haben sie getan?«
    »Sie haben mich in ein Loch gesteckt und im Dunkeln gefangen gehalten.«
    »Im Dunkeln, und allein? Und wir dachten, uns ginge es schlecht, Priester.«
    »Mir ist nichts geschehen.«
    Orm blickte ihm besorgt tief in die Augen. »Bist du sicher? Du siehst irgendwie anders aus.«
    »Härter, würde ich sagen«, meinte Sihtric. »Nicht unbedingt schlecht, so eine kleine Abhärtung.«
    »Halt den Mund«, sagte Orm. »Komm, setz dich hierher.« Sie ließen sich auf Sitzkissen nieder. »Es tut mir leid, Robert.«
    »Warum?«
    »Weil es meine Schuld ist.«
    Robert fand es schwer erträglich, dass sein Vater und dieser mit Fehlern behaftete Priester sich die Krise wie einen Mantel umhängten. »Wieso ist es deine Schuld? Du warst doch auch eingekerkert.«

    Orm kratzte sich die Bartstoppeln. »Aber ich fürchte, all dies ist wegen meiner – oder vielmehr unserer – Dummheit geschehen.«
    Er erzählte Robert von seinem Gespräch mit Sihtric in einem anderen Winkel des Palastes, von Gottes Maschinen, al-Hafredis Testament und Sihtrics wahren Absichten.
    »Offensichtlich sind wir belauscht worden«, schloss Orm.
    »Ich habe diesen Raum jahrelang benutzt«, sagte Sihtric mürrisch.
    »Aber dieser Teil des Palastes war der Hof eines Gesandten«, erklärte Orm. »Es ist ein Labyrinth aus Tunneln und Gucklöchern. Moraima wusste darüber Bescheid. Und dieser Priester ist nie auf den Gedanken gekommen, sie danach zu fragen.«
    »Der Wesir hat niemals etwas Schädliches erfahren, bevor du mit deiner wirren Prophezeiung, deinen Täuberichen und Schlangen und deinen Zweifeln in al-Andalus aufgetaucht bist, Orm«, fuhr Sihtric ihn an. »Vor dir hat mich niemand je ermuntert, über die Träume zu sprechen, die ich all diese Jahrzehnte sicher in der Stille meiner Seele bewahrt habe. Du hast alles durcheinander gebracht, Orm, meine ganzen klug eingefädelten Pläne. Jetzt weiß er alles …«
    Robert betrachtete die beiden zankenden alten Männer. Sie zählten nicht mehr für ihn. Ihr Geplapper

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