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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Markierungen sie drückten. Die Kristalle lagen stumm und verlockend in ihrer kleinen Schale.
    Die Christen debattierten darüber, was das alles zu bedeuten habe. Die Soldaten wie Philip diskutierten über die Feldzüge der Mongolen. Die Priester und Mönche beschäftigten sich mit der theologischen Natur des Kobolds in der Schachtel: War er von Gott oder vom Teufel gesandt?
    Und während sie noch debattierten, stahl Bohemond sich davon.
    »Am Ende des nächsten Tages«, sagte Thomas, »krümmte sich der Großkhan vor Schmerzen. Er erbrach sich immer wieder, und aus seinem ledrigen Hintern spritzte blutiger Kot. Seine Ärzte waren machtlos. Am folgenden Morgen konnte er nicht einmal mehr sein Wasser abschlagen, und er schrie vor Schmerz. Und am
Ende des darauffolgenden Tages war er tot. Es war ein schrecklicher Tod – aber nicht so schrecklich wie der, den Bruder Bohemond zu erleiden hatte, der entdeckt wurde, als er im Zelt des Khans herumschlich.«
    Wie viele andere Gesandtschaften packte die Gruppe der Christen ihre Sachen zusammen und floh in aller Eile von dem enthaupteten Hof. Die Boten der Mongolen verbreiteten die Nachricht vom Tod des Khans an die Feldherrn und Statthalter in all ihren verstreuten Reichen.
    »Und darum«, sagte Thomas, »machte Subotai Anfang des Jahres 1242 vor den Mauern Wiens kehrt, statt seinen Eroberungsfeldzug nach Westen fortzusetzen. Denn trotz all ihrer Eroberungen bleiben die Mongolen Stammesangehörige, die durch Treueschwüre an ihren Khan gebunden sind. Als Ugedai starb, mussten ihre Anführer aufgrund ihrer eigenen Gesetze persönlich in die Heimat zurückkehren, um einen neuen Herrscher zu wählen.«
    »Und werden sie nicht erneut nach Europa kommen?« , fragte Saladin.
    »Bis jetzt haben sie es nicht getan. Sie sind mit der ganzen restlichen Welt schon genügend ausgelastet. Und was das Amulett betrifft – nach ihrer Flucht aus der mongolischen Stadt, erzählte mir Philip, hätten die Gesandten das Gehäuse schließlich mit Steinen zerschmettert. Im Innern fanden sie nicht den vertrockneten Leichnam eines Kobolds, sondern einen Haufen Drähte. Münzenartige, aber blanke Metallscheiben. Und andere seltsame kleine Skulpturen.«
    »Zaubermittel vielleicht«, meinte Saladin.
    »Philip dachte, es könne sich um Teile einer Maschine handeln. Aber er hatte keine Ahnung, was ihre Aufgabe sein mochte und wie sie arbeitete – nicht einmal, was sie antrieb, denn es gab weder Federn noch Hebel.«
    »Aber was es auch war, warum wurde dieses Amulett im Gepäck des jungen Bohemond versteckt?«, fragte Joan.
    »Ich glaube, das ist ziemlich klar. Es wurde dort versteckt, weil Bohemond Ugedai töten sollte. Wäre er am Leben geblieben, wäre die Christenheit verloren gewesen. Durch seinen Tod aber wäre die Christenheit gerettet. So einfach war das. Also musste er sterben.«
    »Aber wer konnte das wissen? … Ah«, sagte Joan. »Ein Prophet. Oder …«
    »Oder jemand, der an der Zeit herumpfuscht«, sagte Thomas. »Ein Weber. Ein Mensch, Engel oder Dämon, der die Macht besitzt, zur Vergangenheit zu sprechen. Ein Mensch, der in dieser trostlosen, von den Khanen ruinierten Zukunft gestrandet ist und es geschafft hat, diesen Kobold-in-einer-Schachtel zurückzuschicken  – so wie irgendjemand, irgendwo, irgend wann vielleicht – vielleicht! – die Entwürfe eurer Kriegsmaschinen in den verwirrten Kopf eines kleinen Jungen zurückgeschickt hat, wie jemand anders al-Hafredi in die Zeit von Karl Martell zurückgeschickt hat, wie wieder jemand anders eurer Ahnfrau Eadgyth etwas ins Ohr geflüstert hat, und, und, und …«

    »Aber dies war nicht das Werk von al-Hafredis Leuten.«
    »Das glaube ich auch. In diesem Fall hat man eine andere Methode gewählt, um jemandem etwas einzureden  – einen Kobold in einer Schachtel statt einem in die Geschickte zurückgeschossenen Menschen. Und es ist zwar nicht völlig eindeutig, aber die Konstrukteure des Amuletts wollten wohl eine andere Zukunft als die von al-Hafredi beschriebene.«
    Saladin bemühte sich, all diese schrecklichen Vorstellungen in sich aufzunehmen. Er fürchtete, dass sie häretisch waren, fürchtete, dass es schon eine Sünde sein könnte, auch nur im Dunkeln des eigenen Kopfes über solche Dinge zu spekulieren.
    Aber seine Mutter konzentrierte sich energisch auf die praktischen Dinge. »Ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte sie zu Thomas. »Ugedais Kobold könnte von unserem Weber geschickt worden sein, oder

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