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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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tatsächlich hören konnte. Kurz erhaschte Tack den Eindruck eines Halses, der Kilometer lang war und sich aus wogender Mitternachtsschwärze erhob, gekrönt von einem Albtraumkopf von den Ausmaßen eines Kontinents. Dann kehrte das Mantisal in die körperliche Welt zurück, wie ein Ball, der aus einer Tennisballmaschine abgefeuert wurde. Es rammte in trockenen Erdboden, verformte sich diesmal wirklich, prallte ab, umwabert von einer Wolke aus nach Eisen schmeckendem Staub, hüpfte noch eine Zeit lang und kullerte schließlich an einen riesigen Baum, wo es zur Ruhe kam.
    Tack nahm die Arme auseinander, mit denen er den Kopf geschützt hatte, und rappelte sich auf. Er sah Saphothere an, der mit ausgebreiteten Gliedern auf dem Boden des Mantisals lag, wandte sich dann zweien ihrer Rucksäcke zu, band sie rasch von der Wand des Konstrukts los und warf sie auf den trockenen Boden hinaus. Schließlich widmete er sich dem Reisenden. Vielleicht hatte sich dieser den Rücken gebrochen. Dann war es keine gute Idee, wenn er ihn bewegte. Trotzdem packte er Saphothere unter den Armen und zerrte ihn ins Freie. Das war eine Regel des Reisens: Steige rasch aus dem Mantisal aus, damit es in seine natürliche Umwelt zurückkehren kann, ehe es von der wirklichen Welt umgebracht wird – jede andere Priorität kam erst an zweiter Stelle. Als er aus dem Konstrukt heraus war, sah er zu, wie es sich ruckhaft vom Baum entfernte und aufstieg, bis es an die höheren Äste stieß. Es versuchte, sich wegzufalten, verzerrte sich jedoch und wurde stattdessen zweidimensional. Es unternahm einen weiteren Versuch und schaffte es diesmal. Tack erhielt kurz Einblick in Albträume, als es verschwand, und roch brennendes Fleisch.
    Saphothere sah fertig aus: das Gesicht skelettös, die Augen eingesunken, die Lippen von den Zähnen zurückgezogen. Die Haut fühlte sich eiskalt an, und Herzschlag war nicht feststellbar. Tack riss einen Rucksack auf und holte die Meditasche hervor. Als er gefunden hatte, was er suchte, öffnete er Saphotheres Hemd, befestigte eine Pulssonde am Hals und injizierte dann Adrenalin direkt in das Herz, einer Technik folgend, die sich in Jahrtausenden nicht verändert hatte. Anschließend heftete er den Entlader auf die Brust. Das Licht am Entlader sprang auf Grün, und Saphothere bog den Rücken durch. Es wurde rot, und er sackte zusammen. Grün und erneut grün, und schließlich schaltete sich der Entlader aus – zeigte die Pulssonde am Hals doch jetzt wieder zögernde Herzaktivität.
    Tack wiegte sich auf den Fersen rückwärts und blickte sich um. Sie befanden sich erneut an einem Waldrand. Das war anscheinend die Lieblingsposition ihres Mantisals, um sie aus dem Interraum zu bringen, denn an solchen Stellen boten sich gute Möglichkeiten, um sich feindseliger Fauna zu entziehen. Die staubige Ebene war afrikanisch rot und dünn besetzt mit Sträuchern und Bäumen, die an Akazien erinnerten, aber gelbliche Nadeln anstelle von Blättern hatten. Der Waldrand bestand aus einer dichten Mauer von Nadelbäumen und dem einen oder anderen Riesenbärlapp, und seltsame Rufe und Geräusche von schleifender Bewegung drangen hervor. Unmittelbare Gefahr schien nicht zu drohen, aber Tack achtete doch darauf, dass er seinen glänzenden neuen Heliothan-Karabiner griffbereit hatte, ehe er sich wieder Saphothere zuwandte.
    Das Diagnosegerät zeigte Austrocknung an, Aushungerung, angeknackste Rippen und die Tatsache, dass Saphothere sich sowohl Speiche als auch Elle gebrochen hatte. Da die Wirbelsäule des Reisenden jedoch nach wie vor intakt war, zerrte ihn Tack an einen Baum heran und machte es ihm dort mit einer Thermodecke und einem aufblasbaren Kissen bequem. Dann legte er einen Tropf an, um ihn mit einer Salzlösung zu versorgen, angereichert mit Traubenzucker und Vitaminen. Als Nächstes nahm Tack ein Skalpell zur Hand, schnitt ohne weitere Umstände Saphotheres Arm auf und kniete sich auf die Hand, um die jetzt freigelegten Knochen wieder in die richtigen Positionen zu schieben und zu drehen. Er sicherte sie mit zwei Knochenklammern, ehe er das aufgeschnittene Fleisch wieder mit organischem Klebstoff versiegelte. Viel Blut war dabei nicht geflossen, aber andererseits war Saphotheres Herztätigkeit auch kaum merklich.
    Nachdem er jetzt vollbracht hatte, was in seinen Kräften stand, nahm sich Tack die Zeit, um ihre Situation abzuschätzen. Durchaus möglich, dass das Mantisal nie mehr zurückkehrte. Die katastrophale Landung in dieser

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