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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Major immer. Was ihm auch nicht half, als ihn eine Bombe unter dem Tisch im Café in zwei Hälften zerriss.
    »Sag mir einfach, wie ich das Ding wieder in Gang kriege«, verlangte Polly.
    Befreie die Einzelteile vom Rost und dann öle das verdammte Ding einfach. Er schien jedoch Zweifel zu hegen, ob die Pistole je wieder funktionieren würde.
    Inzwischen holte Polly den Taser hervor und legte ihn an einer sicheren Position in die Sonne. Dann machte sie es sich so bequem wie möglich und trank den letzten Rest Wasser aus dem Behälter. Anschließend kümmerte sie sich um die Automatikpistole, rieb den Rost mit dem Mantelsaum ab und kratzte die weniger leicht zugänglichen Stellen mit einer Nagelfeile aus. Wie lange sie dafür brauchte, davon hatte sie keinen Schimmer, aber die Sonne war inzwischen hinter den Bäumen versunken. Die beweglichen Teile der Waffe reagierten jetzt wieder viel besser, wenn auch nicht mehr so glatt wie früher.
    Ohne Schmierung rostet und blockiert sie ohnehin wieder.
    Polly durchstöberte ihre spärlichen Habseligkeiten, bis sie etwas Nützliches fand. Als sie die Pistole mit Lippenglanz und Eyeliner entsprechend geschmiert hatte, führte sie das Magazin ein und zog ein Kondom über die Waffe, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen.
    Ich würde glatt applaudieren, falls ich Hände hätte.
    Als die Pistole wieder sicher in der Manteltasche verstaut war, versuchte Polly etwas zu schlafen, denn sie war fürchterlich müde. Nachdem sie eine Zeit lang gedöst hatte, blickte sie hinunter und stellte fest, dass sich die vier Carnosaurier immer noch gelegentlich blicken ließen. So verspürte sie keinerlei Neigung, vom Baum zu klettern. Stattdessen stieg sie weiter hinauf, um mal zu sehen, ob sie über das Blätterdach hinwegblicken konnte.
    »O mein Gott!«
    Verschleiert durch die Ferne und den Hitzedunst ruhte eine riesige Kugel am Rand des Ozeans aus Grünzeug. Sie starrte mit offenem Mund hinüber. War hier ein Mond auf die Erde gestürzt – oder war das eine seltsame geologische Formation? Als sie schärfer hinsah, entdeckte sie mit knapper Not Unregelmäßigkeiten auf der Oberfläche und Vertiefungen, bei denen es sich nur um Fenster handeln konnte.
    Eine Art Schiff? Vielleicht gar eine Stadt?
    »Dann muss es dort Leute geben! Dieser Behälter muss von dort stammen.«
    Sei dir nicht zu sicher. Wer weiß schon, ob das Ding von Menschen bewohnt wird?
    »Okay, aber ich muss hin!«
    Da fielen Polly wieder die umherstreifenden Carnosaurier ein, und rechnete sich keine großen Chancen aus.
    »Ich warte … vielleicht gehen diese Biester irgendwann weg.«
    Eine Stunde oder mehr verging, aber die Tiere tauchten immer wieder unter ihr auf. Schließlich hatte Polly den schlauen Einfall, den Mantel an den Ärmeln zwischen zwei federnden Zweigen auszuspannen und sich daraufzulegen, die Beine seitlich um den Stamm. Danach schlief sie tief und wachte erst am nächsten Morgen auf, geweckt vom aufgeregten Gebell der Carnosaurier. Sie war selbst immer noch hungrig und durstig, aber die Schuppe hatte ihr offenkundig genügend Nährstoffe entnommen, denn das Netz in ihr war für einen weiteren Zeitsprung bereit. Sie blickte wieder zu der Riesenkugel hinaus, die in der grünen Weite lag, und empfand eine bleierne Enttäuschung. Um sie jemals zu erreichen, musste Polly Kilometer durch den Dschungel zurücklegen, und doch konnte sie nicht mal ungefährdet von diesem Baum steigen. Ihr stand nur ein Weg offen.
    »Scheiße!«, sagte sie und verschob sich, versuchte, den Sprung so kurz wie nur möglich zu halten. Aber das Gewebe packte sie fest und nahm sie bis ganz nach unten mit.
    Der Interraum zeigte sich als chaotischer Albtraum aus kurzen Einblicken ins Wirkliche, in die riesenhafte und entsetzliche Landschaft des Biestes, in einen sich windenden und drehenden Unterweltraum und die weiß glühenden Verzerrungen der Heliothan-Waffen. Kräfte schüttelten das Mantisal mit Fahrer und Fahrgast durch, wenn auch nicht auf eine Art und Weise, die sie durch die Gegend geschleudert hätte; vielmehr wurden sie schmal, wurden in die Länge gezogen, wenn sich das Mantisal verformte: in Wurmgestalt gedehnt und zugleich auf unmöglichen Flächen verschmiert; in eine massivere Form zurückgefaltet und zugleich doch in eine andere Dimension. Den Schrei erblickte Tack zunächst als hellroten Heiligenschein um Saphotheres Gesicht und als rotes Leuchten auf den Innenflächen des Mantisals, ehe er die Synästhesie verbannen und ihn

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