Die Zeitbestie
vorgeschwebt hatte. Die Kreaturen schmeckten nach Hühnchen.
Während er einen großen Wurm an die Angel hängte, blickte Goron über die Zeltstadt in dem Flusstal hinweg, das sie ausgesucht hatten. Er freute sich zu sehen, dass die Siedlung langsam Spuren von Dauerhaftigkeit entwickelte. Er hoffte, daraus entnehmen zu können, dass sich die meisten Überlebenden inzwischen mit ihrem Schicksal abgefunden hatten – hier zu leben und zu sterben –, obwohl er in jüngster Vergangenheit auch Bemerkungen mitgehört hatte, die ihm das zweifelhaft erscheinen ließen.
Es war Palleque gelungen, einen Katalysator so umzubauen, dass er vom Flussbett ausgegrabenen Sand schmolz. Mit Hilfe hölzerner Gussformen produzierte er nun Blöcke und Platten für Bauzwecke. Er brachte sogar grobe Glasscheiben zu Stande und behauptete, er würde bald in der Lage sein, eine bessere Qualität zu erreichen. Diese emsige Aktivität half ihm dabei, das Misstrauen vieler Heliothan ihm gegenüber zu beseitigen. Andere suchten nach Erzen, aus denen man reine Metalle katalysieren konnte. Wiederum andere gingen auf die Jagd oder rodeten tiefer gelegenen flachen Boden, um dort Getreide zu pflanzen, sobald geeignete Saat gesammelt werden konnte.
»In einem Monat läuft die Energieerzeugung«, versprach Palleque, ohne den Blick von dem Schwimmer zu nehmen, den er über dem tiefen Tümpel ausgeworfen hatte.
»Du bist ein Optimist«, fand Goron.
»Sobald wir die nötigen seltenen Metalle haben, kann ich mit Hilfe des Katalysators fotovoltaische Zellen herstellen – wahrscheinlich genügend von ihnen, um sie als Dachziegel für unsere Häuser zu verwenden.«
»Ich dachte, du meintest echte Energie«, sagte Goron.
Palleque drehte sich zu ihm um. »Es dauert etwa ein Jahr, bis wir Generatoren herstellen können, und sie werden nur von Dampf, Wind oder Wasser angetrieben werden.«
»Bis dahin müssten wir also eine hübsche, lebensfähige Minizivilisation geschaffen haben.«
»Du klingst nicht sonderlich begeistert.«
»Ich bin darüber begeistert, aber nicht über einige andere Dinge, die mir zu Ohren gekommen sind – über die Entwicklung einer Grundlage für Vorpaltechnik, mit deren Hilfe wir letztlich nach Hause zurückkehren können.«
»Menschen brauchen Hoffnung.«
»Hoffnung stört mich nicht, aber wenn sie sich zu blindem Glauben ausweitet, macht mich das ein bisschen nervös. Du weißt so gut wie ich, dass wir beim gegenwärtigen Entwicklungstempo wahrscheinlich ein Jahrhundert brauchen, um die technische Grundlage für brauchbare Zeitreisen zu legen. Zu diesem Zeitpunkt hätte uns die Arbeit daran so tief am Gefälle der Wahrscheinlichkeiten hinabgeschoben, dass wir gar nicht mehr die nötige Energie verfügbar hätten, um die Zeitreise auch durchzuführen.«
»Wir haben noch mehr Gründe für Hoffnung«, mischte sich Silleck ein, die gerade auf dieselbe Felsplatte geklettert war.
»Und die wären?«, fragte Goron, drehte sich um und sah sie an. Er machte sich Sorgen um diese Frau, wie auch um die übrigen Interface-Techniker. Sie alle wurden durch ihren konstanten vierdimensionalen Blick auf die Welt langsam merkwürdig.
»Um das zu erfahren«, antwortete Silleck, »schlage ich vor, dass ihr beide rasch von dieser Steinplatte steigt, ehe ihr zerquetscht werdet.«
Goron blickte forschend an ihr vorbei und sah, wie sich die übrigen Interface-Techniker ein Stück hinter ihr versammelten und weitere Heliothan aus der Zeltstadt herunterkamen und sich ihnen anschlossen. Sowohl Palleque als auch er bedienten die Winden ihrer Angelruten und folgten der Technikerin rasch von der Felsplatte hinunter. Wenn Silleck einen Vorschlag unterbreitete, ging man besser rasch darauf ein – in dem Bewusstsein, dass sie bereits sah, was geschah, wenn man nicht auf sie hörte.
»Was ist los, Silleck?«, wollte Goron wissen.
»Wir stellen fest, dass wir bestimmte Dinge spüren und sehen … tiefere, weiter gehende Dinge … und wir spüren seit einiger Zeit, wie diese Sache heraufzieht. Zunächst konnten wir nicht sicher sein, da viele Echos und Nachbeben den Interraum stören. Aber jetzt sind wir sicher. Die Sache steht fest.«
Goron fand, dass diese Erklärung bestenfalls wirr war, blickte aber doch zu der verlassenen Felsplatte zurück, auf die jetzt sämtliche Techniker gebannt starrten. Silleck lächelte auf einmal, und einige ihrer Kollegen lachten laut. Das war so eine Sache bei ihnen – nie konnte man in ihrer Gesellschaft einen
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