Die Zeitdetektive 01 Verschworung in der Totenstadt
Pharaonin anzusprechen und war sogar zu Wort gekommen … aber welche Beweise hatten Julian und seine Freunde gegen Inebny?
„Wer hat Mentmose eigentlich eingestellt? War das
Rechmire?“, wollte Julian noch wissen.
„Ich habe gehört, dass Mentmose der Königin von
einem Vertrauten empfohlen worden ist“, erzählte Ani
und spuckte einen Kern in einem kunstvollen Bogen
über den Hof. „Angeblich hatte Mentmose einen tadellosen Ruf.“
„Zum Glück wurde der Anschlag vereitelt“, meinte
Kim. „Der falsche Vorkoster wurde geschnappt und Inebny ist fort. Die Gefahr ist gebannt.“
„Und was ist mit diesem dritten Mann aus der Kneipe?“, gab Julian zu bedenken.
Kim winkte ab. „Was kann der schon allein ausrichten?“
„Dennoch: Wir sollten uns noch einmal in der Nähe
der Kneipe umsehen. Vielleicht finden wir dort eine
Spur dieses Mannes“, beharrte Julian. Die Freunde beschlossen, der Stadt der Toten bei nächster Gelegenheit
noch einmal einen Besuch abzustatten.
In den folgenden beiden Tagen kamen die drei jedoch
nicht dazu. Rechmire hielt sie auf Trab, sodass die
Freunde spätabends erschöpft auf ihre Matten fielen. An
einen nächtlichen Ausflug in die Nekropole war nicht zu
denken.
In diesen zwei Tagen hatte sich das Leben im Palast
langsam wieder normalisiert. Das Klima des Misstrauens und der Angst wich langsam. Julian, Kim und
Leon blieben jedoch wachsam.
Am Abend des dritten Tages rief Ani sie zu sich an
ein Küchenfenster, von dem man in die Palastgärten
schauen konnte. Dort arbeitete eine Heerschar von
Gärtnern. Sie zupften Unkraut aus den Beeten mit den
farbenprächtigen Blumen, schnitten die Hecken und
wässerten die exotischen Bäume.
„Seht nur! Unsere Pharaonin!“, rief Ani aufgeregt. Und tatsächlich, die grazile Gestalt der Königin
tauchte keine zwanzig Meter neben dem rechteckigen
Teich auf, wo prächtiger Lotus wuchs. Sie kehrte gerade
vom täglichen Gebet im Tempel von Karnak zurück.
Dort hatte sie dem höchsten Gott Amun Opfer dargebracht. Einige Höflinge liefen in gebührendem Abstand
hinter ihrer Herrin. Hatschepsut ging auf eines der Gehege zu, die überall im Park verteilt standen und Löwen,
Geparde, Hirschantilopen oder Hyänen beherbergten. Etwas huschte über die Rasenfläche und sprang in die
Arme der Herrscherin.
„Kija!“, erkannte Kim. Voller Bewunderung beobachtete sie die stolze Königin, die jetzt die Katze streichelte.
„Ich glaube, so toll ist ihr Leben auch nicht“, wisperte
Julian, als hätte er Kims Gedanken gelesen. „Gut, Hatschepsut ist unendlich reich und mächtig, aber …“ „Sie ist wunderschön“, fiel Leon ihm ins Wort. Auf
seinem Gesicht lag ein versonnenes Lächeln.
„Ja“, fuhr Julian fort. „Aber ich möchte trotzdem
nicht mit ihr tauschen. Sie muss dauernd irgendwelche
religiösen Rituale ausführen, das Land regieren … und
offenbar ist sie ständig in Gefahr.“
Hatschepsut setzte die Katze ab und erreichte einen
Löwenkäfig. Das mächtige Tier lief unruhig an den Gitterstäben auf und ab.
„Die Pharaonin liebt Tiere aller Art“, erklärte Ani,
während er mit seiner Jugendlocke spielte. „Sie geht oft
in den Park.“
„Ani, komm mal her!“, erklang Rechmires Stimme
hinter ihnen. „Du musst mir noch etwas auf dem Markt
besorgen!“
Seufzend gehorchte Ani, während seine Freunde weiter die Pharaonin beobachteten. Der Löwe war stehen geblieben und schien Hatschepsut zu fixieren. Seine Muskeln spannten sich. Er war bereit zum Sprung. In diesem Moment hörten die Freunde direkt über sich ein
schrilles Surren. Sie sahen hoch.
„Ein Pfeil!“, schrie Leon. Das Geschoss flog genau
auf die Pharaonin zu!
Dann ging alles blitzschnell: Hatschepsut stolperte
über Kija, die ihr zwischen die Füße gelaufen war und fiel
nach vorn. Nur um Haaresbreite verfehlte der Pfeil sein
Ziel. Er bohrte sich zitternd in den Stamm einer Akazie.
Sofort umringten Leibwächter die gestürzte Pharaonin
und schützten sie mit ihren Körpern.
„Der Pfeil kam von dort!“, rief Leon und deutete
zum Dach der Küche. Er lief in den Hof und sah hinauf.
Eine Gestalt floh über das Flachdach.
Während Julian und Kim mit weit aufgerissenen Augen stehen blieben, folgte Leon kurzerhand dem Täter.
Über eine Treppe erreichte er das Flachdach der Küche.
Dort wäre er fast mit einem Soldaten zusammengestoßen, der ebenfalls die Verfolgung des Attentäters aufgenommen hatte. Der Bogenschütze rannte Richtung Palastmauer, die an die Küche grenzte.
Plötzlich
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