Die Zeitdetektive 10 - Falsches Spiel in Olympia
aufgewühlte See. Hinter ihm waren Diotimos und Philanor.
„Was sollen denn die Blitze bedeuten?“, fragte Julian Philanor.
„Das ist Zeus Horkios , der jeden Meineid rächt. Wir Sportler müssen schwören, die Regeln einzuhalten. Wer dagegen verstößt, den wird Zeus Horkios mit seinen Blitzen furchtbar bestrafen!“, sagte Philanor ernst. „Aber jetzt seid lieber still. Es geht los.“
Ein Athlet nach dem anderen trat vor und legte vor dem Zeus-Standbild den olympischen Eid ab. Die Sportler schworen, die Regeln zu beachten und nicht zu betrügen. Während sie den Eid ablegten, herrschte unter den Zuschauern absolute, fast feierliche Stille.
Dann kamen die Hellanodiken in ihren purpurfarbenen Gewändern an die Reihe. Sie schworen, unparteiisch zu sein und keine Geschenke anzunehmen.
Danach wurde es spannend. Die Schiedsrichter ermittelten per Los, wer gegen wen beim Ringen, Boxen, Pferderennen und den anderen Wettkämpfen anzutreten hatte. Sobald die Namen laut verlesen wurden, ging ein Raunen durch die Reihen. Manchmal gab es Applaus, wenn ein besonders spannender Kampf erwartet wurde.
Als Milon seinen ersten Gegner zugelost bekam, lachte er nur.
„Kennst du den Mann?“, fragte Kim, die Kija auf dem Arm hatte und hinter den Ohren kraulte, den Ringer.
„Nein!“, rief Milon und warf sich in die Brust. „Aber ich freue mich auf jeden! Ganz egal, wer kommt, ich werde ihn besiegen!“
Kim nickte. Daran hatte sie wenig Zweifel. Der Gigant aus Muskeln schien unbesiegbar zu sein.
„Das werden wir ja sehen, beim Zeus!“, erklang da eine hitzige Stimme. Ein Mann, kaum kleiner als Milon und ebenso muskulös, war herangetreten. Hinter ihm stand ein weiterer Mann, der sich hektisch umschaute, als wittere er einen Überfall. Er hatte eine gedrungene Statur und ein hohlwangiges Gesicht.
„Ach du, Kleoitas. Und deinen Bruder Arrhichion hast du gleich mitgebracht. Wie nett!“, höhnte Milon und grinste.
„Dir wird das Lachen vergehen, wenn du über den heiligen Boden Olympias kriechst wie ein elender Wurm, geschlagen und erniedrigt von mir“, erwiderte Kleoitas. Er presste die Worte förmlich zwischen seinen Zähnen hindurch.
„Ja!“, rief jetzt Arrhichion und deutete auf Diotimos. „Und ich werde deinen Vater auf der Rennbahn vernichten. Diesmal werden die Götter auf unserer Seite sein und nicht mehr zulassen, dass ihr wieder durch Betrug gewinnt.“
Milons Gesicht verfärbte sich vor Wut. Er ballte die gewaltigen Fäuste. „Halt den Mund, du Schwätzer. Du warst schon immer ein Nichts! Ich werde dich und deinen Bruder in den Boden rammen!“ Er machte einen Schritt auf die beiden zu.
Diotimos zog Milon im letzten Moment zurück. „Lass dich nicht provozieren. Das sind diese Kerle nicht wert. Wir werden die Antwort beim Wettkampf geben.“
Mit einiger Mühe drängte Diotimos seinen Sohn von den Brüdern weg. „Lass uns was essen gehen, du hast bestimmt Hunger, Milon!“
Kleoitas und Arrhichion starrten ihnen voller Hass nach.
„Ihr seid aber wirklich erbitterte Feinde“, sagte Leon zu Philanor, während sie auf die Gaststätte zuliefen.
„Ja, allerdings.“ Der junge Läufer seufzte. „Zwischen unseren Familien herrscht eine Art Krieg, beim Ares! Aber es geht auch um sehr viel. Ein Olympiasieg macht dich unsterblich und sehr reich.“ Philanors Augen begannen zu glänzen. „Du bekommst fünfhundert Drachmen. Dafür muss ein Handwerker zwei Jahre lang arbeiten. Du musst nie wieder Steuern zahlen, erhältst lebenslang Essen und Trinken im Rathaus und einen Ehrenplatz im Theater. Vor allem aber bekommst du einen Zweig vom heiligen Olivenbaum und hast das Recht, dein Standbild vor dem Stadion von Olympia aufzubauen. Ein Denkmal für die Ewigkeit. Das ist wirklich das Größte!“
Leon schwieg beeindruckt. Es lohnte sich allerdings, bei Olympia zu gewinnen. Und diese Prämien waren zweifellos auch ein starkes Motiv, Gegner aus dem Weg zu räumen – mit allen Mitteln! Mehr und mehr war Leon davon überzeugt, dass Kleoitas und Arrhichion hinter dem Anschlag steckten.
Nach dem üppigen Abendessen bei der schönen Elipa zogen sich die Sportler früh in ihre Zimmer zurück. Die Freunde streunten noch ein wenig durch die Zelt- und Budenstadt, die jetzt in geheimnisvolles Fackellicht getaucht war. Überall loderten Feuer, es wurde musiziert und gelacht. Als der Vollmond hoch am Himmel stand, gingen auch die Gefährten zurück in die Herberge. Sobald sie am Zimmer von Diotimos vorbeikamen,
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