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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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mehr lange, dachte er.
Nicht mehr oft, fuhr es ihm in den Sinn.
Bald hätte dies alles sein Ende.
Diese Schmerzen.
Diese Reisen.
Das Ende seiner Qualen würde der Beginn der neuen Zeitrechnung werden.
Seiner Zeitrechnung.
Er mühte sich auf sein Lager, bis er sich endlich kraftlos und erschöpft dem Schlaf hingeben konnte.

Sie saßen am Feuer, das Moon mitten auf dem Schiffsdeck in einer riesigen Silberschale für sie entzündet hatte. Über ihnen glitzerten die Sterne um die Wette.
    Basrar hatte trockenes Brot besorgt und Nin-Si war mit einigen Decken gekommen. Auch über den australischen Jungen, der immer noch schlafend auf der ausgefransten Decke lag, breitete sie ein großes Tuch aus.
    Wären die Umstände nicht so rätselhaft und die Umgebung nicht so gruselig gewesen, Simon hätte sich richtig wohlfühlen können!
    Die Krähen saßen um sie herum auf der Bordwand. So als wollten auch sie hören, was es zu berichten gab. Simon hatte sie inzwischen zählen können: Es waren fünf. Noch immer zweifelte er daran, dass er einen dieser Vögel wirklich sprechen gehört hatte. Vermutlich waren ganz einfach seine Nerven mit ihm durchgegangen, weil ihn das plötzliche Schwanken des Schiffes so erschreckt hatte.
    Aber eines wusste er genau: Der Schattengreifer hatte die zehn Soldaten in den Tod geschickt. Er war in Gestalt einer Krähe aufgetaucht. Und genau deshalb machte Simon die Anwesenheit dieser Vögel jetzt Angst. Er wusste nicht, ob er ihnen trauen konnte. Vielleicht war der Schattengreifer vorhin ja gar nicht vom Schiff verschwunden? Vielleicht war eine dieser Krähen der Schattengreifer selbst?
    Unbehaglich rutschte Simon hin und her, und wieder war es Neferti, die zuerst die Stille durchbrach und zu ihm sprach: »Simon, ich seh’s dir an. Dir gehen wieder tausend Fragen durch den Kopf, oder?«
    Simon biss ein Stück von dem Brot ab, das Basrar ihm gereicht hatte, und ließ den Rest in seinen Händen kreisen.
    »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, begann er unsicher. »Ich meine … das alles hier. Ihr. Dieses Schiff. Die Maschine. Eure Schatten … All das. Und dann … dann … er …«
    »… der Schattengreifer?«
    Simon nickte und es platzte aus ihm heraus: »Wer ist er? Wo kommt er her? Und was ist das für ein Plan, von dem er immer spricht?«
    Basrar lachte laut auf. »Nun, das sind ja nur wenige Fragen, die du da hast!«, spottete er, doch Neferti warf ihm einen tadelnden Blick zu und brachte ihn damit zum Schweigen.
    Es war Moon, der zu einer Erklärung ansetzte: »Wir wissen auch nicht, wer er ist. Uns allen ist er ein großes Rätsel.«
    »Er hat jeden von uns auf dieses Schiff gebracht«, ergänzte Nin-Si, doch auf Basrars lautes Räuspern hin wandte sie schnell ein: »Fast jeden. Wir alle stammen aus einer anderen Zeit. Aus einer anderen Kultur. Er sammelt uns und …«
    »Er sammelt euch?« Simon blickte erstaunt zu ihr hinüber.
    In ihren großen Augen ließen die Flammen des Lagerfeuers verspielt ihr Licht tanzen. »Möglicherweise ist das sogar sein eigentliches Ziel«, antwortete sie nachdenklich. »Vielleicht ist er einfach nur ein Menschensammler. Ein Seelensammler eben. Und deshalb hat er auch dieses Schiff so genannt.«
    »Das glaube ich nicht«, warf Neferti ein. »Hinter all dem steckt ein größerer Plan. Das sagt er uns immer wieder. Er hat noch etwas vor mit uns. Doch keiner von uns kann sich vorstellen, was das sein könnte.«
    »So!« Basrar erhob sich und baute sich vor Simon auf. »Das waren viele Fragen und viele Antworten. Nun bist du an der Reihe. Bevor wir dir mehr von uns verraten, würden wir ganz gern etwas mehr über dich erfahren.«
    Moon gab ihm recht: »Ich denke, du hast uns auch einiges zu erzählen, oder?«
    Simon zog die Schultern in die Höhe. »Mir geht es wie euch. Ich habe im Moment noch mehr Fragen in mir als Antworten. Ich …«
    Er bemerkte, dass nun alle Augen auf ihn gerichtet waren. Zum ersten Mal hörten sie ihm richtig und in aller Ruhe zu.
    Also erzählte er ihnen, warum er in dieser Nacht auf das Schiff geklettert war.
    »… Es waren meine Träume, die mich zu euch geführt haben«, beendete Simon seinen Bericht. »Vielleicht war das alles ein riesengroßer Fehler gewesen. Ändern kann ich es nun nicht mehr. Ihr könnt mir das alles glauben oder nicht. Aber ich bin nun einmal hier.«
    Die anderen sahen ihn eine Weile schweigend an, bis Neferti schließlich sagte: »Wir glauben dir.«
    Moon und Nin-Si nickten zustimmend.
    »Es klingt zwar

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