Die Zeitensegler
erneuten Versuch, auf den Seelensammler zu kommen, um …
Stimmen näherten sich! Sofort kehrte Leben in Simons Körper zurück.
Voller Panik lief er zu seiner Kiste und riss den Deckel in die Höhe. Er war schon mit einem Bein in seinem Versteck, als er unter all den Lauten die markante Stimme von Basrar heraushörte. Die Zeitenkrieger kamen zurück!
Schnell schwang er auch das andere Bein in die Kiste, schloss hastig den Deckel und lugte von innen wieder durch die Bretterritzen. Doch er hätte sich gar nicht so beeilen müssen: Es dauerte noch quälend lange, bis die Zeitenkrieger das Beiboot am Schiff vertäut hatten und die Strickleiter heraufgeklettert kamen.
Die fünf redeten die ganze Zeit über sehr lautstark, aber Simon konnte nicht verstehen, worüber sie so heftig diskutierten. Und noch etwas: Jemand schrie. Eine schrille, angsterfüllte Stimme. Und jeder einzelne Schrei brachte die anderen nur noch mehr auf.
Endlich sah er, wie Neferti als Erste über die Bordwand kletterte. Oben angekommen, drehte sie sich blitzschnell wieder um und bückte sich nach unten, um etwas zu packen.
Es war eine Hand. Eine dunkelhäutige Hand! Also kein Zeitenkrieger, fuhr es Simon durch den Sinn.
Nun kam auch Basrar zum Vorschein. Mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht half er Neferti dabei, einen fremden Jungen über die Bordwand zu hieven. Kurz darauf kletterten auch Moon und Salomon an Bord. Als Letzte erschien Nin-Si an Deck. Simon vermutete, dass sie das Beiboot versorgt hatte.
Erst jetzt fiel Simon auf, dass der Schattengreifer sich offenbar nicht bei den Zeitenkriegern befand. Vielleicht war er noch an Land geblieben?
Der fremde Junge schrie erneut auf. Die Zeitenkrieger hatten alle Mühe, ihn festzuhalten. Simon konnte ihn von seinem Versteck aus genau beobachten.
Der Junge hatte eine tiefdunkle Haut und schwarze, gekräuselte Haare, die eher wie Wolle aussahen. Ockerfarbene Erde hing in seinen Locken. Der Junge war fast nackt. Lediglich eine Art Lendenschurz aus Fell bedeckte seine Hüften.
Kein Zweifel, dieser Junge war ein Aborigine. Simon kannte Fotos dieser Menschen aus den Büchern über Kapitän Cooks Reisen und die ersten Siedler in Australien. Aborigines waren die Ureinwohner des Landes.
Alles passte zusammen! Die »Sirius«, die, wie Simon wusste, mit weiteren zehn Schiffen vor der australischen Küste vor Anker lag … und dieser Junge hier …
Immer noch wand sich der verängstigte Junge im Griff der Zeitenkrieger. Er zappelte und trat um sich. Und dabei gab er Schreie von sich, wie Simon sie noch nie gehört hatte. Seine Augenrollten wild umher. Nackte Angst war von seinem Gesicht abzulesen. Und dann immer wieder diese Schreie! Doch mit einem Mal verstummte er und blickte mit weit aufgerissenen Augen zur Kajüte.
Simon wandte sich zur Kajütentür um, doch er konnte nicht erkennen, was den Jungen so sehr erschreckt haben mochte.
Bis der Schattengreifer einen Schritt auf das Schiffsdeck tat.
Simon durchfuhr es, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen gegeben. Der Schattengreifer war hier? Wie lange wohl schon? Dann musste er Simon doch vorhin auf Deck gesehen haben! Doch Simon hatte sein Kommen nicht bemerkt. Er hatte …
Die Krähe! Die Krähe, die in der Kajüte verschwunden war, kurz bevor das Unglück mit den Briten passierte. Jetzt wurde Simon alles klar. Die Krähe – das war er gewesen, der Schattengreifer. Und den Tod der zehn Soldaten hatte er auch zu verantworten. Basrar hatte doch von den mächtigen Zauberkräften dieses Wesens berichtet!
Ohne es zu ahnen, war Simon Zeuge jener schwarzen Magie geworden. Simon gefror bei diesem Gedanken das Blut in den Adern.
Als könne der Schattengreifer seine Gedanken spüren, blickte der auf einmal in Richtung Kiste, in der Simon steckte, und verzog sein kahles, weißes Gesicht zu einer grinsenden Fratze.
Das gilt mir! Simon duckte sich instinktiv. Doch er war sich bewusst, dass ihm dies nichts mehr nutzen konnte. Der Schattengreifer wusste von ihm!
Hastig lugte Simon wieder zwischen den Brettern auf das Deck. Der Schattengreifer kümmerte sich nicht weiter um ihn und sein Versteck. Er ging auf den verstörten Jungen zu, dernoch immer von Basrar und Neferti am Boden festgehalten wurde. Er beugte sich so tief zu dem Jungen herunter, dass sich sein langer schwarzer Mantel über das Schiffsdeck legte. Seine Augen suchten den Blick des Jungen. Doch der wand sich nur verzweifelt hin und her und wagte nicht, in diese kalten dunklen
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