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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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auf dem Seelensammler. Hier stand ein selbstbewusster Junge vor Simon und Salomon, der den beiden aus mutigen und interessierten Augen entgegenblickte. Er strahlte nur so vor Tatendrang und Lebenshunger.
    »Schön, dich zu sehen«, begrüßte ihn Simon, doch da wurde ihm bewusst, dass der Junge sie ja nicht erkennen konnte.
    Der Aborigine besah sich die Fremden nun genauer. Irgendetwas schien ihn zu verwirren. Es wirkte beinahe, als kämen ihm die beiden bekannt vor. Man konnte ihm ansehen, wie er versuchte, sich zu erinnern.
    Simon überlegte, was er sagen könnte. Aber ihm fehlten die Worte angesichts dieser ungewöhnlichen Situation. Endlich streckte er eine Hand aus und stotterte unsicher: »Wir … wir sind … nun …«
    In diesem Moment durchpeitschte ein Schuss die Stille des Waldes. Der Knall kam aus der Richtung, in die vorher die Gruppe der Siedler losgezogen war.
    Instinktiv gingen Simon und Salomon Schutz suchend in die Hocke. Nur der Aborigine verlor keine Zeit. Hastig rannte er los, seinen Wurfspieß fest in der Hand. Die Tasmanischen Tiger folgten ihm mit lautem Gebell.
    »Hinterher!«, brüllte Simon nur und schon hechteten auch die beiden los.
    Wieder ein Schuss.
    Die beiden Freunde konnten mit dem Tempo des flinken Aborigine kaum mithalten. Immer wieder verloren sie ihn aus den Augen. Ein dritter Schuss hallte durch den Wald. Der Australier rannte nun umso schneller.
    Simon und Salomon versuchten inzwischen vergeblich, mit der Geschwindigkeit des Aborigine Schritt zu halten: Der Abstanderweiterte sich mehr und mehr. Erst als sich der Wald wieder lichtete, holten sie ihn ein. Der Junge war unvermittelt stehen geblieben.
    Schnell versteckten sich die beiden Freunde hinter einem breiten Baumstamm und versuchten, die Situation, die sich ihnen bot, zu erfassen.
    Auf der Lichtung standen die fünf Männer, die Gewehre im Anschlag. Sie umzingelten eine Gruppe von etwa fünfzehn Aborigines, die ihnen angstvoll entgegensahen.
    Neben ihrem Lagerfeuer lagen die Leichen von dreien dieser Ureinwohner. Die Männer hatten ihren hinterhältigen Plan tatsächlich umgesetzt. Simon zweifelte keine Sekunde daran, dass sie die gesamte Familie ausrotten würden.
    Salomon stieß seinem Freund in die Seite. »Hier war es gewesen. An diesen Ort hatte uns der Schattengreifer geführt.« Er wies mit dem Finger auf die andere Seite der Lichtung. »Dahinten mussten wir uns verstecken. Von dort aus konnten wir zwar nicht alles beobachten, so wie jetzt, aber ich bin mir sicher, dass …«
    Eine bekannte Stimme ließ die beiden aufhorchen.
    »Wir können ja ein Spiel draus machen!«, schlug der mit dem roten Halstuch vor.
    Er war ganz in seinem Element. »Wir schießen nacheinander. Männer geben einen Punkt, Frauen zwei und die Kinder da, die bringen drei Punkte. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt und kann seine nächste Nachtwache an den Verlierer abtreten. Na?«
    Die anderen lachten laut. »Gute Idee!«, brüllte der in dem gelben Hemd. »Die Wette gilt!« Schon zielte er mit seinem Gewehr auf eine der Frauen, die nahe am Feuer standen.
    Die Aborigines schrien auf und redeten nun mit eindringlichen Stimmen und in ihrer Sprache auf die weißen Männer ein.
    »Das Gegacker könnt ihr euch sparen«, ließ sich erneut die tiefe Stimme vernehmen. »Wir verstehen eh kein Wort eurer Sprache. Wenn das überhaupt eine Sprache ist, was ihr da von euch gebt.« Wieder lachte er. »Wer ist dran?«
    »Ich!« Der Siedler mit dem grauen Hut hob schon sein Gewehr in die Höhe und zielte auf eine weitere Frau, die verängstigt eine Hand hob. Er drückte ab. Der Knall ließ alle zusammenzucken. Die Frau schrie laut und hielt sich eine Hand schützend auf den rechten Arm. Der Schuss hatte sie nur gestreift.
    Und plötzlich ging alles ganz schnell. So rasend schnell, dass Salomon und Simon Probleme hatten, das ganze Geschehen zu erfassen.
    Von dem Schuss aufgeschreckt, bellten die Tasmanischen Tiger auf und stoben in den Wald davon. Die Siedler wandten sich erschrocken um. Erst jetzt erblickten sie den australischen Jungen. Doch bevor sie reagieren konnten, warf der Junge seinen Wurfspieß auf einen der Siedler und traf ihn mitten in die Brust.
    Der Mann ließ schreiend sein Gewehr fallen und drehte sich auf dem Absatz um.
    Doch er kam nicht weit: Er tat noch einen Schritt nach vorne … schwankte … sein Hut fiel nach unten. Und schließlich brach er zusammen und fiel zur Seite.
    »John!«, rief der Mann in dem gelben Hemd und kam

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