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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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trägt die Möglichkeit eines Scheiterns in sich, und große Pläne haben stets weitreichende Konsequenzen, auch dann, wenn sie misslingen. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Aber in diesem Falle rechtfertigt das mögliche Ergebnis einen hohen Einsatz. Lasst uns morgen dem Feind nachsetzen, ehe er sich von der heutigen Niederlage zu erholen beginnt und wieder zur Besinnung kommt. Nur einen Vorschlag möchte ich Euch unterbreiten: Die Perser mögen auf ihrem Feldzug die Städte verschont haben, doch wo sie durchgezogen sind, ist das Land verwüstet und ausgeplündert. Die Bauern sind in die Städte geflohen, wo die Nahrungsmittel knapp werden. Und weil viele Innuetorstationen zerstört wurden, ist unser Nachrichtennetz zerrissen. Während wir mit der leichten Infanterie und der Reiterei die Perser verfolgen, sollten die anderen Teile unserer beiden Armeen dabei helfen, in den betroffenen Gebieten die Schäden zu beseitigen. Und unsere Flotte, die immer noch in Alexandria vor Anker liegt, sollte dort Getreide an Bord nehmen und nach Caesarea Maritima bringen. Von dort aus soll es in die Orte der in Mitleidenschaft gezogenen Provinzen verteilt werden.«
    »Das sind die Worte eines Mannes, dessen Weisheit sich nicht in der Ausübung des Kriegshandwerks erschöpft«, sagte Konstantin voller Anerkennung. »So soll es also geschehen. Rufus, mein kaiserlicher Bruder, lasst uns gemeinsam den Mühlstein fortwälzen und zertrümmern!«
    Die beiden Kaiser erhoben sich aus ihren Faltstühlen und reichten sich zur Bekräftigung ihrer Einigkeit und ihres vereinten Vorgehens gegen den Feind aus dem Osten die Hände.
    Hinter den Bergen versank die Sonne, ihre letzten Strahlen verloschen und ließen einen purpurroten Himmel zurück, der schon bald einer sternenklaren Nacht weichen würde.
        
     

30
     
    Liubice
Hauptstadt Abotritiens
     
    Ein Fährboot hatte Andreas und Franklin über die Elbe nach Labigard gebracht. Der kleine, aber sehr geschäftige Ort, dessen Holzhäuser sich am Ufer des Flusses drängten, bildete den Endpunkt der Bernsteinstraße, die ihren Anfang in Liubice, der Hauptstadt Abotritiens hatte. Von dort wurde der Bernstein unter schwerer Bewachung auf Fuhrwerken und Packtieren zum Hafen an der Elbe transportiert, wo bereits Schiffe warteten, die das kostbare Material nach Hispania brachten. Enttäuscht hatte Andreas feststellen müssen, dass zwar eine Vielzahl angelsächsischer Frachtschiffe im Hafen lag, auch einige abotritische, aber kein einziges römisches. Er hätte gerne mit Landsleuten gesprochen, um nach vielen Wochen endlich Neuigkeiten aus der Heimat zu erfahren.
       Oberhalb des Ortes befand sich auf einem Hügel eine Burg, ein mächtiger Ringwall mit hölzernen Palisaden nach Art der Slawen. Labigard musste geschützt werden, es war für das Königreich Abotritien lebenswichtig. Ohne den Elbhafen hatte der wertvolle Bernstein auf dem Seeweg nördlich um die Jütische Halbinsel herumtransportiert werden müssen, durch die von Dänemark kontrollierte Meerenge. Angesichts des Neids, mit dem der Dänenkönig Godofrid den abotritischen Wohlstand betrachtete, war das Risiko zu groß.
    Franklin und Andreas hatten sich nicht lange in Labigard aufgehalten, sondern ihren Weg nach Norden rasch fortgesetzt. Die unbefestigte Handelsstraße war dem fränkischen Heerweg sehr ähnlich, aber viel belebter. Ständig waren sie knarrenden und rumpelnden Ochsenkarren begegnet, deren bewaffnete Eskorten die fremdartig wirkenden Reisenden mit professionellem Misstrauen beäugten. Auf weiten Strecken verlief die Straße am Rande einer erlenbestandenen Niederung, durch die sich der Fluss Delvenov südwärts zur Elbe schlängelte. Selbst dort hinterließ die Bedeutung dieser Handelsroute ihre Spuren, denn zu beiden Ufern folgten Treidelpfade dem windungsreichen Flusslauf, und Pferde zogen kleine Lastkähne.
    Entlang der Bernsteinstraße befanden sich mehrere Dörfer, aufgereiht wie die Perlen einer Kette und meistens aus Herbergen für die Fuhrleute und Begleiter der Ochsenwagen entstanden. Zwischen diesen Siedlungen war die Landschaft jedoch einsam und karg, dazu noch von der Trockenheit ausgedorrt. Wo nicht die dicht verfilzten Bäume uralter Wälder den Weg säumten, zog er sich durch nur leicht gewelltes Grasland mit Streifen von Buschwerk. Die Straße riss die gelblich-grüne Fläche wie eine lange Wunde auf und ließ den hellen Sandboden zum Vorschein kommen.
    Auf der Hälfte des Wegs nach Liubice hatten die

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