Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
unüberhörbar Misstrauen mit, das Franklin zu zerstreuen versuchte: »Weil es niemanden sonst gibt, an den wir uns wenden könnten. Seht, wir fürchten, dass die Franken Krieg gegen Rom planen und …«
»Die Franken!«, sagte Thorsten verächtlich und spuckte aus. »Dass die Franken Eure Gegner sind, ist schon Grund genug für mich, Euch behilflich zu sein. Ich verabscheue sie, und besonders ihren blutgierigen König! Wie ein wildes Tier ist er über Sachsen hergefallen und lässt dort die Menschen töten, die an dieselben Götter glauben, die auch ich verehre. Und er ist schuld, dass ich Heimat und Besitz verloren habe.«
»Wieso das, Thorsten?«
»Ich bin ein dänischer Jarl und nannte große Ländereien mein Eigen. Als ich erfuhr, was in Sachsen geschieht, habe ich das Wort gegen Karl erhoben. Aber König Godofrid hofft auf ein Bündnis mit dem Frankenherrscher, um gemeinsam mit ihm Abotritien zu vernichten. Außerdem hat Godofrid das Christentum angenommen und allen seinen Untertanen befohlen, sich gleichfalls taufen zu lassen. Nur wenige haben sich geweigert, ich war einer von ihnen. Ich wurde verbannt und verlor mein gesamtes Eigentum. Wenigstens hatte ich das Glück, mit Svetlana verwandt zu sein und dadurch hier Lohn und Brot zu finden. Jedoch kann ich weder Godofrid noch Karl vergeben. Und nun folgt mir zur Burg, ich will dafür sorgen, dass wir nach Racigard gehen können.«
Andreas und Franklin brauchten nicht lange im Vorhof der Burg zu warten; schon bald kam Thorsten wieder und berichtete, dass er von der Königin die notwendige Erlaubnis erhalten hatte. Wenig später hatten der Zeitreisende und der Römer Pferde und Gepäck aus der Herberge geholt, und gemeinsam mit dem Dänen verließen sie Liubice über die gleiche Straße, auf der sie erst tags zuvor in die Stadt gekommen waren.
Unterwegs unterhielt Franklin sich lange mit Thorsten. Andreas, der barbarischen nordischen Sprache nicht mächtig, nahm an dem Gespräch nicht teil und hing seinen Gedanken nach. Der merkwürdige Traum der vergangenen Nacht ging ihm nicht aus dem Sinn, obwohl er sich nur bruchstückhaft der Bilder und Worte entsinnen konnte.
Nach einer längeren Weile machte die Gruppe halt, um die Pferde an einem Bachlauf trinken zu lassen. Thorsten setzte sich auf einen umgestürzt im Gras liegenden Baumstamm und machte sich daran, ein Brot mit kaltem Fleisch zu verzehren, während Franklin auf Andreas zuging, der ein wenig abwesend in das träge dahinfließende grüne Wasser des Baches schaute. »Was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als hättest du saure Milch getrunken.«
»Wenn es das nur wäre. Aber ich hatte heute Nacht einen Traum, und in dem …«
Franklin zog in übertrieben gespieltem Entsetzen eine Grimasse. »Oh nein, nicht schon wieder! In dieser Welt sind ja wohl alle durchgedreht, was?«
»Würdest du mir erst einmal zuhören, ehe du dich über mich lustig machst?«, sagte Andreas gereizt.
»Natürlich, tut mir leid. Also, was ist mit diesem Traum?«
»Ich erinnere mich nicht mehr genau. Ich weiß aber noch, es war ein Hinweis, dass wir auf dem falschen Weg sind.«
»Mach keine Sachen, Andreas! Jetzt plötzlich, nachdem wir den ganzen Weg hierher hinter uns gebracht haben und kurz davor sind, diese sagenumwobenen Priester zu treffen, willst du mir erzählen, du glaubst, dass das alles für die Katz war? Und welche Konsequenzen sollten wir deiner Meinung nach aus deinem tollen Traum ziehen?«
»Das weiß ich nicht … aber warte, da war etwas …«
Franklin verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen. »Und das wäre? Ist ein Kobold aufgetaucht und hat dir einen Topf voll Gold versprochen?«
»Nein … seltsame Worte … das Ministerium für albernes Gehen …«
Das Grinsen verschwand sofort aus Franklins Gesicht und er erbleichte innerhalb eines Lidschlags. »Das ist unmöglich!«, presste er fassungslos hervor.
»Franklin, was ist denn? Habe ich etwas Falsches gesagt oder …«
»Ich weigere mich, das zu glauben«, sagte der Zeitreisende und fasste sich an den Kopf. »Nein, das ist … du kannst das gar nicht wissen. Es muss ein Zufall sein. Erinnerst du dich an noch etwas? Los, sag schon?«
Andreas verwirrte dieses Verhalten, aber er überlegte kurz und antwortete dann: »Nur sinnlose Ausdrücke, deren Bedeutung ich nicht verstehe. Einer war, glaube ich, Spam … und da war noch etwas wie das Lied des Holzfällers …«
Franklin war jetzt kreideweiß geworden. Es schien, als hätten
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