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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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interessiert uns sehr«, meinte Andreas und deutete einladend auf einen freien Stuhl. »Setzt Euch doch bitte und erzählt uns mehr.«
    Der Wirt zögerte einen Moment. Aber da die meisten Kaufleute die Herberge schon früher am Morgen verlassen hatten, um ihren Geschäften nachzugehen, war die Gaststube nahezu leer und es gab wenig zu tun. Zudem, das ließ sich an seinem Gesichtsausdruck erahnen, spekulierte er auf die Großzügigkeit der zweifellos wohlhabenden Fremden.
    Er nahm also Platz und sagte leise, als hätte er Angst, alleine durch zu laute Worte schon das erwartete Unheil heraufzubeschwören: »Es ist wahr, seit einiger Zeit schweigen die Priester. Sonst machen sie viele Prophezeiungen, ihre Weisheit ist weithin berühmt. Doch nun ist schon seit Wochen nichts von ihnen bekanntgegeben worden. Gewiss sehen sie böse Dinge voraus, zu schrecklich, um damit die Menschen zu quälen.«
    »Das sind sie«, sagte Andreas zu Franklin und wandte sich dann wieder Radomir zu. »Sagt, wo können wir die Priester der Siwa finden? Wir wollen mit ihnen sprechen, weil wir ihr Wissen benötigen.«
    Der Wirt lächelte nachsichtig. »Die Priester leben auf der Insel Racigard im See, südlich von hier. Aber Ihr werdet nicht so einfach zu ihnen gehen können. Seitdem die Franken an unserer Grenze stehen, werden unsere Heiligtümer strengstens bewacht.«
    »Gibt es denn keine Möglichkeit?«, beharrte Andreas.
    »Das dürft Ihr mich nicht fragen. Aber seht Ihr den Mann dort drüben?« Er deutete auf einen Tisch in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes, an dem mehrere dänische Händler saßen und sich lebhaft mit einem großen, blonden Mann mit rötlichem Bart unterhielten. Er war ganz offensichtlich ein Krieger, denn er trug ein Kettenhemd nach Art der Völker des Nordens über seiner leichten, wollenen Kleidung, von einem eisenbeschlagenen Ledergürtel hing ein breites Schwert herab und vor sich hatte er seinen hörnerbewehrten Helm auf den Tisch gestellt.
    »Das«, fuhr der Wirt mit Verschwörermiene flüsternd fort, »ist Thorsten von Hedeby, ein Däne. Er befehligt die Späher der königlichen Leibwache. Wenn Euch einer helfen kann, dann er.«
    Franklin nickte und drückte dem Wirt ein Silberstück in die Hand. Radomir bedankte sich überschwänglich für den unerwartet reichlichen Lohn und entfernte sich unter tiefen Verbeugungen.
    »Das ist also unser Mann«, meinte Franklin. »Wir sollten allerdings vorsichtig sein. Er sieht nicht aus, als ob mit ihm zu spaßen wäre. Ich könnte ihn mir gut als Staff Sergeant bei den Marines vorstellen.«
    »Als was?«, fragte Andreas.
    »Vergiss es, das war nicht wichtig. Sobald er aufsteht und geht, folgen wir ihm. Ich kann nur hoffen, dass er uns auch tatsächlich helfen kann – und will. Mann, warum haben die Strategen bei NATE mir nicht mehr als nur den Basiskurs in Altnordisch verpasst? Jetzt könnte ich es echt brauchen …«
    Nach einer Weile verabschiedete der Krieger sich von den Kaufleuten, setzte sich den Helm auf und verließ die Gaststube durch die Tür zur Straße. Sofort standen Franklin und Andreas vom Tisch auf, ließen Brei und Bier zurück und folgten ihm. Kurz vor der Travabrücke holten sie ihn ein und Franklin sprach ihn ohne Umschweife, aber vorsichtig an,
    »Verzeiht. Ihr seid Thorsten von Hedeby?«
    »Wer will das wissen?«, brummte der blonde Hüne Angst einflößend.
    »Mein Name ist Franklin, und das ist Andreas. Wir kommen von weither und erbitten Eure Hilfe.«
    »Die wollen viele«, erwiderte Thorsten, »denn es ist allgemein bekannt, dass ich ein entfernter Verwandter von Königin Svetlana bin. Ständig werde ich um Geld oder Gefälligkeiten angebettelt. Und Ihr, was wollt Ihr?«
    »Nichts dergleichen. Wir möchten nur die Priester der Siwa in einer wichtigen Angelegenheit um Rat fragen, und man hat uns gesagt, dass wir uns an Euch wenden sollten.«
    Der Krieger überlegte einen Augenblick. Dann wurde seine Miene deutlich freundlicher, und er antwortete grinsend: »Odin soll mich niederstrecken, wenn Euch nicht Radomir, der Wirt, diese Auskunft gegeben hat. Wenn er Münzen wittert, wird er geschwätzig. Aber er hat Euch die Wahrheit gesagt. Doch bevor ich entscheide, ob ich Euch helfen will, müsst Ihr mir sagen, warum Ihr den Rat der Priester sucht. Der Kleidung nach seid Ihr ein Angelsachse und Euer Freund ein Römer, Ihr seid also Christen. Warum sollten Christen heidnische Wahrsager befragen wollen?«
    In Thorstens letzten Worten schwang

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