Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
ihn diese wenigen Worte so überwältigt und entsetzt, dass er nicht einmal mehr die Kraft hatte, sich auf den Beinen zu halten. Die Knie gaben nach, er setzte sich ins Gras, schüttelte stumm den Kopf und starrte Andreas an.
»Ich begreife es nicht«, sagte er schließlich. »Wie ist das möglich? Wie konntest du von Monty Python träumen? Du kannst Monty Python unmöglich kennen!«
»Heißt das, du verstehst die Bedeutung meines Traums?«
»Nein. Aber was du da geträumt hast, stammt aus meiner Welt. Und ich weiß, dass ich kein Wort darüber mit dir gesprochen habe. Mein Gott, ich kann es nicht glauben …«
Obgleich Andreas nicht die Auffassung teilte, dass sein Traum keinen tieferen Sinn hatte, verstand er nun zumindest Franklins Reaktion. Und er wusste auch, dass Franklin nun nicht mehr so leichtfertig seinen Spott über Hellseherei und Magie ausgießen würde.
»Ich bin fertig!«, rief Thorsten herüber. »Wir können weiter.«
»Ja … ja, wir kommen schon«, antwortete Franklin kraftlos und stand langsam aus dem Gras auf. »Andreas, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Aber eins ist mir nun … na, machen wir uns auf den Weg. Ich bin jetzt gespannt, was uns bei den Priestern erwartet.«
Einige Zeit folgten die drei Reiter noch der Bernsteinstraße, die nun etwas erhöht verlief und an vielen Stellen einen Blick über den tiefer liegenden, lang gestreckten See von Racigard erlaubte. Schließlich verließen sie den Handelsweg, indem sie sich ostwärts wandten und eine andere Straße entlangritten, die einen dicht bewaldeten Hügel hinaufführte. Als sie den höchsten Punkt erreicht hatten, lichteten sich die Bäume und gaben den Blick frei auf Racigard.
Es war tatsächlich eine Insel im See, genau genommen sogar zwei. Vom Ufer aus verlief eine lange hölzerne Brücke zunächst zu einer kleinen Insel, auf der sich ein Burgwall befand. Wer immer nach Racigard wollte, musste dort die Wachen passieren, kein Unbefugter konnte das Heiligtum unbemerkt oder ohne Erlaubnis betreten. Von dort aus führte dann eine zweite, kürzere Brücke hinüber zur ungleichmäßig geformten Hauptinsel. Sie war dicht mit Bäumen bestanden, am südlichen Ufer lag ein kleines Dorf. Das Gelände stieg nach Norden hin an, wo sich auf einer Landzunge eine Ansammlung von Bauten befand.
Als sie der Straße bergab in Richtung Seeufer folgten, bemerkte Andreas am Wegesrand ein Gebäude, dessen Anblick ihn sehr überraschte. Es war eigentlich nur ein langes Holzhaus, aber das Kreuz auf dem Dach ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um eine nicaeische Kirche handeln musste. Gleich daneben war ein kleiner, von Hecken umgebener Garten, in dem ein dünner Priester in abgetragener brauner Kutte gerade seine Gemüsepflanzen mit Wasser aus einem Eimer begoss.
Er nahm von den vorbeireitenden Männern keine Notiz, und Franklin sagte verwundert zu Thorsten: »Sehr seltsam. Die erste christliche Kirche, die ich in diesem Land sehe. Und sie befindet sich ausgerechnet hier, in der Nähe eines bedeutenden slawischen Heiligtums.«
»Das hat schon viele erstaunt«, antwortete der Däne. »Der Mönch dort im Garten hat die Kirche gebaut. Er war eines Tages hier aufgetaucht und behauptete, er habe eine Offenbarung gehabt, genau an dieser Stelle einen Tempel für seinen Gott zu errichten. Er sagte, es sei vorausbestimmt, dass eben dort eine dem heiligen Georg geweihte Kirche stehen solle, von der aus die Bekehrung der Abotriten ihren Anfang nehmen würde.« Kopfschüttelnd fuhr Thorsten fort: »Nun ja, die Abotriten sind duldsame Leute. Und sie respektieren Menschen, die Visionen erfahren haben oder das wenigstens glauben. Niemand hat versucht, den Mönch an seinem Vorhaben zu hindern. Doch großen Erfolg hatten seine Bemühungen, die Abotriten zum Christengott zu bekehren, bislang nicht.«
Die Reiter kamen zum Seeufer und erreichten über die lange, schmale Brücke die Burginsel; hier führte der Weg außen am Ringwall vorbei. An dieser Stelle, die jeder passieren musste, der nach Racigard wollte, standen zwei Soldaten. Wie alle abotritischen Krieger trugen sie keine einheitliche Uniform, sondern eine Mischung verschiedenster Rüstungsteile und Kleidungsstücke. Das einzige gemeinsame Kennzeichen aller Soldaten des Slawenreiches waren die tiefblauen Hosen.
»Seid gegrüßt, Thorsten von Hedeby«, sagte eine der Wachen zum Dänen, der zweifellos des öfteren in Racigard weilte.
Thorsten erwiderte den Gruß und reichte dem Mann ein
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