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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Dieser Teil unserer Bemühungen war erfolgreich.«
    Franklin hob skeptisch die Augenbrauen. »Ihr sagt das, als ob andere Teile nicht so gut laufen würden, Präfekt.«
    »Ihr habt es erraten, Franklin Vincent. Aber dafür ist nicht menschliche Unzulänglichkeit verantwortlich, sondern die Unberechenbarkeit der Natur. Ich wollte gleich heute die VI. Legion und ihre Hilfstruppen nach Norden in Marsch setzen, damit sie die Alpenpässe sperren. Doch noch in der vergangenen Nacht sind im Feldlager vor der Stadt die ersten Fälle von Diarrhoe unter den Soldaten aufgetreten, und es werden immer mehr. Wer weiß, wie viele von ihnen sich bereits angesteckt haben und die Folgen zu spüren bekommen werden. In gar keinem Fall können sie aufbrechen, sie müssen im Lager bleiben, bis die Ärzte der Krankheit Einhalt geboten haben.«
    »Dann werden die Pässe offen bleiben?«, fragte Andreas beunruhigt.
    »Nein, das werde ich zu verhindern wissen. In Venetien liegt eine ganze Turma ostgotischer auxiliarii, und eine suebische ist auf die Städte zwischen Genua und Verona verteilt. Sie sollten dort während der Unruhen die Ordnung aufrechterhalten, aber sobald sich die Situation wieder weit genug entspannt hat, können wir sie unbesorgt abziehen und in Richtung der Alpen schicken. Ich hoffe nur, dass das bald der Fall sein wird, denn es wird einige Zeit dauern, bis die verstreuten Einheiten gesammelt und abmarschbereit sind.«
    Andreas fuhr sich mit der Hand besorgt durch die Haare. »Mein Gott, das ist alles so unsicher. Wenn doch nur der Kaiser mit den Legionen zurückkäme … Marcellus, ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich über den Verlauf des Krieges mit den Persern zu informieren. Wie steht es dort? Gibt es schon Nachricht von unserem Heer?«
    »Nur wenig. Die Perser sind nicht, wie alle dachten, in Armenien eingefallen, sondern in Syrien. Aber auf ihrem Vormarsch haben sie das Innuetornetz zerstört, sodass alle Meldungen sehr lange brauchen. Es scheint, dass es in Palaestina eine große Schlacht gegeben hat, bei der die vereinigten Heere beider Imperien die Perser geschlagen haben. Und es heißt, dass sie nun gemeinsam die Reste der persischen Armee ostwärts verfolgen.«
    »Rufus Scorpio wird also nicht so bald zurückkehren und uns mit den Legionen zur Hilfe kommen«, meinte Franklin.
    »Nein«, sagte Andreas, »wir sind ganz allein.«
        
     

39
     
    Einhards Landgut
Südlich von Toulouse
     
    »Der Wein ist vielleicht nicht ganz so gut wie der, den du aus Trier gewohnt bist«, sagte Theodulf und füllte zwei bunt schillernde Gläser aus der Kanne, »doch dafür kannst du von diesem hier behaupten, dass er von deinen eigenen Weinbergen stammt, Onkel.«
    Einhard lächelte zustimmend, doch in Wahrheit war es ihm recht gleichgültig, welchen Wein er trank. Er hatte noch nie die Fähigkeit besessen, die feinen Unterschiede herauszuschmecken, die andere wahrnahmen und zur Grundlage für himmelhohes Lob oder abgrundtiefe Verachtung eines Weines machten. Ohnehin zog er es vor, Wasser zu trinken. Nicht etwa aus christlicher Demut, sondern weil dieses Getränk seinen Durst am schnellsten zu löschen vermochte.
    Zusammen mit seinem Neffen saß Einhard auf der Veranda vor der Villa, die den Mittelpunkt der umfangreichen Güter bildete, die Karl ihm zum Dank für seine vielen Verdienste geschenkt hatte. Schlanke weiße Säulen trugen ein Gestell, das so dicht mit den Blättern und kleinen Trauben wilden Weins bewachsen war, dass es ein Dach zu bilden schien. Der Abend dämmerte bereits, nach dem heißen Tag hatten sich die Grillen überall unsichtbar im trockenen Gras niedergelassen; von überall erklang ihr gleichmäßiges Zirpen, das manchmal unvermittelt aussetzte, um dann nach einer Weile wie auf einen lautlosen Befehl hin wieder zu beginnen. Die Sonne versank langsam hinter den in der Ferne rau aufragenden Bergketten der Pyrenäen und hinterließ einen in unzählige Rottöne, von strahlendem Orange bis tiefdunklem Purpur getauchten Himmel.
    Einhard nahm einen Schluck und stellte das Glas wieder auf den Tisch zurück. Er sah Theodulf an, der trotz seiner fast schon dreißig Jahre immer noch das sommersprossige Gesicht eines Jungen hatte.
    »Ich bin sehr zufrieden mit der Art, wie du meine Güter verwaltest«, sagte der Oberkämmerer mit ehrlichem Lob. »Der Besitz wird bei dir eines Tages in guten Händen sein. Wie schade, dass Hildegard zu Besuch bei ihren Eltern ist, ich hätte sie zu gerne hier angetroffen. Es

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