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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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sind Fußtruppen. Der römische Feldherr, wer immer er auch ist, wird sicher kein Dummkopf sein; er weiß, was seiner Infanterie blühen könnte, falls unsere Panzerreiter ausreichend Zeit und Raum für eine mit Wucht durchgeführte Attacke haben sollten. Nun, Waldo, falls Ihr der römische General wärt – wo würdet Ihr meine Panzerreiter vermuten?«
    »Im Zentrum, General. Nur dort ergibt ihr Einsatz Sinn. Aber … Ihr habt sie wirklich ins Zentrum gestellt. Warum tut Ihr genau das, wovon die Römer erwarten, dass Ihr es tun werdet?«
    »Sie sollen nur glauben, dass alles nach ihrem Kalkül abläuft. Also, beim ersten Tageslicht werden die Römer unser Heer sehen und feststellen, dass wir genau die Formation eingenommen haben, die sie erwartet haben. Und ich werde es so aussehen lassen, als wären unsere Vorbereitungen noch nicht gänzlich abgeschlossen, sollen sie nur jeden Vorteil auf ihrer Seite glauben. Und sie werden natürlich versuchen, schnell vorzurücken, denn sie wollen unserer Kavallerie rasch jede Möglichkeit zur wirkungsvollen Attacke nehmen, im Nahkampf wären unsere Panzerreiter dann ohnehin chancenlos. Dazu wäre es natürlich das Beste, einen schnellen, konzentrierten Vorstoß durchzuführen. Wenn sie sich dazu überwinden könnten, dann könnten sie durchaus Erfolg haben. Doch sie haben zu viel Angst davor und werden schön gleichmäßig auf breiter Front angreifen, vielleicht mit verstärktem Zentrum. Das wird sie zwangsläufig bremsen, was uns nur recht sein kann. Aber unsere Reiterei ist ja keineswegs –«
    Verärgert über die Unterbrechung erwiderte Wibodus den Gruß eines Offiziers der Scara, der ihm die volle Bereitschaft des dritten Heerbanns meldete.
    Der General nahm es ungnädig zur Kenntnis und fuhr dann fort. »Wo war ich? Ach ja, ich weiß es wieder. Unsere Panzerreiter sind natürlich nicht unvorbereitet, keine Spur. Doch ich werde sie auch nicht frontal gegen das Zentrum der anrückenden Römer anrennen lassen. Sobald die Römer mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt haben und ausreichend Abstand zwischen ihnen und dem Kanal entstanden ist, werde ich ein Zeichen geben. Daraufhin wird unsere Kavallerie das Zentrum unserer Linien verlassen und aufgeteilt in zwei Gruppen, die Römer an den Flanken umgehen. Ich weiß schon jetzt, wie unsere Gegner darauf reagieren werden. Sie werden aus Furcht vor einem Umfassungsversuch wie angewurzelt stehen bleiben und sich zur Abwehr einer Attacke gegen ihre äußeren Flügel bereit machen. Die Panzerreiter werden sich aber hinter die Römer setzen, sich am Kanal wieder vereinigen und ihnen mit einer machtvollen Attacke in den Rücken fallen, während gleichzeitig unser Fußvolk von vorne angreift. Das wird uns den Sieg bringen, sie werden aufgeben müssen oder zerquetscht werden.«
    »Ein faszinierender Plan«, meinte der Oberst, »aber sehr riskant. Ihr dürft das Signal weder zu früh geben noch zu spät.«
    »Das seht Ihr völlig richtig, vom Erkennen des rechten Moments hängt alles ab. Doch dafür wird die Angst der Römer vor einem zweiten Cannae alles Weitere für mich erledigen. Sollen sie nur stur gleichmäßig vorrücken, wie sie es seit Jahrhunderten tun – das wird sie nur schwerfälliger machen, als sie sein müssten. Für mich zählt Geschwindigkeit, Oberst, Geschwindigkeit.«
      
    Noch ehe die Sonne hinter den Hügeln im Osten aufstieg, begann sich die Nacht schleichend zu verflüchtigen und einem fahlen, dünnen Dämmerlicht zu weichen. Unruhige Nervosität lag in der Luft, wenn sie sich auch hinter fast vollkommener Stille verbarg.
        Die vielen Tausend Soldaten des römischen Heeres starrten in das sich nur langsam aufhellende Halbdunkel, in dem sich irgendwo der Gegner verbarg, dem sie schon bald entgegenmarschieren würden. Ihre Gesichter schienen versteinert, von fester Entschlossenheit gezeichnet. Doch wäre es bereits heller gewesen, hätte ein genauerer Blick das verräterische Zucken von Augen und Mundwinkeln enthüllt, in dem unterdrückte Angst und Unsicherheit zum Ausdruck kamen. Jeder wusste, dass sich hinter dem Dämmervorhang der Mann verbergen konnte, der ihn töten würde.
    Und so standen sie dort und warteten. In der Mitte die schweren Kohorten, zur Linken und Rechten die auxiliarii und Langobarden. Die wenige leichte Reiterei hatte man hinter dem schützenden Kanal belassen, diese sollte nur im äußersten Notfall rasch eingreifen. In vorderster Linie befanden sich die leichten Truppen und die

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