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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Bogenschützen, die der Hauptmacht in lockerer Formation als Plänkler vorangehen sollten.
    Sie alle warteten, scheinbar unbewegt, auf den Moment, der gnadenlos und unausweichlich näher rückte.
      
    Auf dem Scheitelpunkt der Brücke stand der Imperator, umgeben von einigen wenigen Offizieren, denn die meisten seiner Befehlshaber befanden sich bei den Truppen. Rufus Scorpio spähte mit dem Accederus in die Richtung, wo er das fränkische Heer wusste, doch noch war das Licht nicht stark genug, um etwas erkennen zu können. Er setzte das Messingfernrohr kurz ab und rieb sich die Augen. Nun wünschte er sich, Krista nicht gebeten zu haben, nach Rom zurückzukehren. Ihre bloße Anwesenheit hätte seine Zuversicht stärken können, doch es durfte nicht sein, dass sie sich hier in Gefahr begab. Wer konnte sagen, welche unerwartete Wendung die Schlacht nehmen könnte? Ob möglicherweise er, der Kaiser, nicht den Tod fände? Dann würde Krista die Herrschaft über das Imperium übernehmen müssen, sie würde den Kampf fortsetzen und den Menschen Mut geben. Daher durfte ihr auf gar keinen Fall etwas zustoßen, und sie hatte ihm darin beigepflichtet. Sie war nicht umsonst eine westgotische Prinzessin, von Kindheit an hatte man sie gelehrt, das Schwert zu führen. Wenn sie hier auf dem Schlachtfeld den Tod gefunden hätte, dessen war Rufus sich gewiss, so hätte sie vorher zehn Franken eigenhändig mit der Klinge die Schädel gespalten. Doch so weit durfte es einfach nicht kommen. So schwer es ihm auch fiel, auf Kristas Beistand zu verzichten, sosehr sie sich gewünscht hatte, ihrem Mann in der Schlacht zur Seite zu stehen, wenn das Schlimmste geschehen sollte, würde das Weströmische Reich seine Kaiserin brauchen.
    Der Imperator hob den Accederus wieder an und drückte ihn fest gegen sein Auge. Langsam begannen sich in der Ferne graue Schatten abzuzeichnen.
      
    Hinter dem Kanal standen Andreas und Franklin ein wenig abseits der langen Zeltreihen, still und in Gedanken versunken. Für sie beide, das wusste Andreas, würde sich an diesem Tag alles entscheiden. Vom Ausgang der Schlacht hing nicht nur ab, was mit der Welt des Ostgoten geschehen würde, ob sie zur Beute eines brutalen, unberechenbaren, halbbarbarischen Germanenkönigs würde, sondern auch, ob Franklin endgültig jede Möglichkeit genommen würde, seine Welt vor dem Sturz ins Nichts zu bewahren.
    Andreas ließ kurz seine Augen wandern. Allein in Rom selber und der Umgebung der Stadt hatten sich unter dem Eindruck des fränkischen Angriffs Zehntausende Freiwillige gemeldet; doch Begeisterung und guter Wille alleine konnten die soldatische Ausbildung nicht ersetzen. So hatte man nur die Veteranen unter ihnen dem Heer zur Verstärkung zugeteilt; von den Übrigen hatte man nur denjenigen, die am geeignetsten schienen – meist waren dies Angehörige der Polizei Roms, da sie zumindest brauchbare Kenntnisse im Umgang mit dem Schwert besaßen –, mit leichter Bewaffnung ausgestattet und zum Schutz des Lagers und der Brücke zurückgelassen. Sollte es im Verlaufe der Schlacht einzelnen fränkischen Reitern gelingen, die Brücke über den Kanal zu erreichen, so würden selbst diese unerfahrenen Hilfseinheiten ausreichen, sie zu überwältigen. Die Freiwilligen boten ein recht buntes, uneinheitliches Bild, hatte man sie doch mit Helmen und leichten, ledernen Brustpanzern älteren Datums und verschiedener Art ausgerüstet, die sich in den Magazinen der Castra Praetoria angefunden hatten.
    Doch dafür hatte Andreas keinen Blick. Er schaute auf die kampfbereiten Reihen der wartenden Soldaten jenseits des Kanals und murmelte nachdenklich: »Ich sollte auch dort sein.«
    »Red keinen Blödsinn«, entgegnete Franklin trocken. »Erstens hast du deinen Anteil an Gefahr schon bekommen. Und zweitens bist du kein ausgebildeter Soldat wie die da. Wenn du dich freiwillig gemeldet hättest, wärst du jetzt genau da, wo du jetzt sowieso bist.«
    Der Ostgote knetete sich unruhig die Hände, sodass die Knöchel leise, knackende Geräusche von sich gaben. »Damit hast du natürlich recht. Aber das seltsame Gefühl, dass ich mehr tun müsste, als hier zu stehen, bleibt. Auch Argumente der Vernunft können da nichts ausrichten.«
    Franklin hob die Schultern. »Ich sag dir eins: Ich bin Soldat, und mich geht das hier auch eine Menge an. Trotzdem habe ich nicht den Drang, mir von einem wild gewordenen Franken den Bauch aufschlitzen zu lassen. Und bei dir sollte es genauso sein, wenn du

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