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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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geworfen werden. General Aventinius zögerte keinen Moment. Sofort erteilte er die nötigen Befehle, und nur Augenblicke später übertönten Posaunen und Bucinae mit ihren Signalen den Schlachtenlärm.
    Zunächst noch langsam und kaum wahrnehmbar, dann rascher und immer weniger übersehbar schwenkten die Flügel des römischen Heeres herum, um die Franken von den Seiten her zu packen und nicht mehr entkommen zu lassen.
      
    »Verflucht! Das ist das Ende!«, rief Wibodus halb wutentbrannt, halb hilflos aus. »Hornist, zum Rückzug blasen! Los doch, worauf wartest du noch?«
    Während dicht neben ihm das Signal zum Rückzug erscholl, drückte sich General Wibodus ein Tuch gegen seine blutverschmierte linke Gesichtshälfte. Sein Kopf war tiefrot angelaufen, und obwohl er kein Wort sagte, bewegte sich sein Mund zu stummen Verwünschungen. Er musste mitansehen, wie die Reste seiner Armee verzweifelt versuchten, sich der tödlichen Umarmung durch die Römer zu entziehen. Je stärker die Franken von den Seiten her bedrängt wurden, desto mehr verwandelte sich ihr Rückzug in eine heillose Flucht. Die Schlachtordnung brach zusammen, wer der römischen Umfassung entgehen konnte, rannte davon.
    Als er die zu beiden Seiten der Via Aurelia panisch in seine Richtung fliehenden Scharen seiner Soldaten sah, wusste Wibodus endgültig, dass alles verloren war. Er hatte kein Heer mehr. Das Frankenreich hatte kein Heer mehr. Alles, was er nun noch tun konnte, war schnellstens nach Trier zurückzukehren, um neue Truppen für die Verteidigung des Reiches aufzustellen. Denn die Römer würden auf Vergeltung sinnen. Er riss sein Pferd herum, gab ihm die Sporen und preschte davon, gefolgt von einer Handvoll Reiter.
    Hinter ihm strömten die geschlagenen fränkischen Soldaten in wilder Flucht nordwärts.
      
    Dunkelgraue Wolken hatten sich während der Schlacht am Himmel zusammengezogen. Doch erst jetzt, da die Kämpfe zu Ende waren und ein feiner Nieselregen einsetzte, fiel es den ersten der Zehntausenden auf. Langsam aber stetig, als wollte er die Flucht der Franken begleiten, wurde der Regen stärker und fiel auf die Lebenden und die Toten.
    »Regen!«, lachte Andreas Sigurdius. »Sieh dir das an, Franklin! Regen! Weißt du, was das bedeutet?«
    Franklin nickte. Er wusste es. Alle wussten es; nun würde es nicht mehr lange dauern, bis die fast ausgetrockneten Aquädukte wieder Wasser führten. Roms Not war vorüber, in jeder Hinsicht.
    Rufus Scorpio hielt es nicht mehr auf der Brücke. Als sich die letzten Franken gerade der Gnade der Sieger überantworteten, sprang er auf sein Pferd und ritt über das Schlachtfeld, um General Aventinius zu finden. Ihm war, als sei eine bleierne Last von seiner Seele gewichen. Schließlich fand er den General bei einer Gruppe gefangener fränkischer Offiziere, denen die Niederlage in die aschfahlen Gesichter geschrieben stand.
    »General Aventinius!«, rief der Imperator, als er sich aus dem Sattel schwang. »Ihr habt es geschafft! Ihr habt Rom gerettet! Wie kann ich Euch nur danken, wie?«
    »Ich habe Rom nicht gerettet«, erwiderte der General müde und ernst. »Die dort waren es.« Und er deutete mit einer langsamen Bewegung der Hand auf eine Ansammlung toter Römer, die noch immer dort lagen, wo sie während der Schlacht gefallen waren. Der Regen klatschte auf ihre leblosen Körper und verwandelte die schwärzliche Erde rundherum in weichen, dunklen Schlamm, der sich mit dem noch frischen Blut vermischte.
    »Wenn Ihr jemandem danken wollt«, fuhr Marcus Aventinius leise fort, »dann müsst Ihr Euch an diese Leute wenden.«
    Der Imperator sah die Leichen und wurde sehr still. Der Ausdruck freudigen Überschwangs war verschwunden; erst jetzt wurde ihm bewusst, dass rings um ihn herum Tote den Boden bedeckten: Römer, Goten, Franken, Langobarden, Sueben, Vandalen lagen dort; verrenkt, verstümmelt, die Gesichter im Schmutz oder mit weit aufgerissenen Augen, die wie eingefroren in den düsteren Himmel starrten.
    Es waren Tausende.
      
    »Wirst du mitkommen?« Franklin schnallte die Satteltaschen auf seinem Pferd fest, nachdem er sein Hab und Gut sorgfältig in ihnen verstaut hatte. »Ich wäre wirklich froh, wenn ich dich dabeihätte.«
    Andreas brauchte nicht lange zu überlegen. »Glaubst du, ich würde dich alleine gehen lassen, nachdem wir so viel zusammen durchgestanden haben? Natürlich begleite ich dich, und ich werde dir bei deiner Suche nach dem Mönch Gallus behilflich sein, so gut ich

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