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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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beiläufig, während er den Rest seines Breis aus der Schale kratzte.
    »Verzeiht mir, wenn ich nicht sehr gesprächig bin, Aethelred«, antwortete Andreas mit gespieltem Bedauern, »ich bin ein wenig melancholisch. Ihr versteht, dies war einmal die Hauptstadt des Imperiums, hier residierten die Caesaren und von hier aus wurde über Jahrzehnte das Römische Reich gelenkt. Und nun … Ihr seht es ja selbst. Seid Ihr, neben Eurer Mission für König Offa, ebenfalls an der Geschichte Roms interessiert?«
    Zu Andreas’ Überraschung reagierte Aethelred auf diese Frage, als sei sie ein Stichwort gewesen, auf das er nur gewartet hatte. Sofort bekräftigte er, dass ihn die Vergangenheit des Römischen Reiches ganz ungemein interessiere. Es gelang Andreas mühelos, ihn in ein kurzes Gespräch über Gaius Julius Caesars Leistung als Feldherr zu verwickeln, dessen wenige Sätze schon ausreichten, um erkennen zu lassen, dass der Angelsachse mehr als nur oberflächliche Kenntnisse der Geschichte besaß. Und ganz offensichtlich war er begierig, möglichst schnell sein Wissen auf diesem Gebiet noch zu erweitern, denn er fragte, ob sie das Gespräch am Abend fortsetzen könnten. Andreas sagte sofort zu, denn das verschaffte ihm eine gute Gelegenheit, dem ungewöhnlichen Fremden unauffällig auf den Zahn zu fühlen.
    Schließlich stand Andreas Sigurdius vom Tisch auf und verabschiedete sich von Aethelred, denn es wurde langsam Zeit, dass er sich Orientierung in Trevera verschaffte. Er warf sich den Mantel über und verließ den »Roten Drachen«, um einen Überblick über die Hauptstadt des Frankenreiches zu gewinnen.
      
    Spät am Nachmittag kehrte Andreas in die Herberge zurück. Seine Füße schmerzten, seine Beine schienen aus Blei zu sein, und die Stiefel waren wadenhoch bedeckt mit Straßenschmutz. Aber er war dennoch zufrieden, denn er hatte sich ein Bild von Trevera machen können. Die Stadt war immer noch vollkommen von der römischen Stadtmauer umgeben, aber der südliche Bereich jenseits eines kleinen Baches, der zur Mosel hin floss, war nicht mehr bewohnt, sondern hatte ganz eindeutig als Lieferant für Baumaterial herhalten müssen. Östlich des Marktplatzes befand sich ein Areal, das von einer hohen Mauer umgeben war und das fast ein Viertel der Fläche Treveras einnahm: der Palastbezirk. Nach dem, was Andreas gehört hatte, befanden sich hinter der Mauer der Palast Konstantins des Großen und die ehemaligen Kaiserthermen, die ebenfalls in den fränkischen Palastkomplex miteinbezogen worden waren. Es gab nur ein Eingangstor zum Palastbezirk, und das wurde von Karls Leibgarde scharf bewacht. Schon nach dem ersten Blick hatte Andreas gewusst, dass die Männer der Scara Elitesoldaten waren, die sich wahrscheinlich mit den Prätorianern messen konnten. Ihre Ausrüstung entsprach derjenigen der gewöhnlichen Soldaten, doch statt des Kettenhemdes trugen sie schwere Schuppenpanzer, und auf den eigenwillig geschwungenen, typisch fränkischen Helmen waren rote Federbüsche befestigt. Ihre ovalen Schilde zeigten den schwarzen Adler auf gelbem Grund, ergänzt durch die Buchstaben C und M links und rechts des Kopfes. Andreas hatte eine Weile über die Bedeutung der Buchstaben gerätselt, bevor er erkannte, dass es die Initialen für Carolus Magnus waren. Karl der Große! Es schien dem Frankenkönig damit ernst zu sein.
    Ansonsten hatte er wenig entdeckt, was ihm wichtig schien. Die Zwillingskathedrale im Norden der Stadt war wirklich, wie er bereits vermutet hatte, die Kirche des nicaeischen Bischofs von Trevera. Es gab auch eine arianische Kirche, sie lag ein wenig abseits vom Marktplatz nahe der Brücke über die Mosel, in der ehemaligen zweiten Thermenanlage Treveras. Die Brücke selber war ein Musterbeispiel für römische Ingenieurskunst, nach über fünfhundert Jahren standen ihre Pfeiler immer noch felsenfest im Fluss und trugen tagtäglich das Gewicht unzähliger Menschen und Tiere; nur den Holzbelag hatten die Franken inzwischen einige Male erneuern müssen. Es gab unweit des Marktes eine kleine Synagoge, aber ein gesondertes jüdisches Viertel existierte nicht; ähnlich wie im Imperium waren auch hier die Juden an Kleidung und Lebensgewohnheiten nicht von ihren christlichen Mitmenschen zu unterscheiden. Die Zahl der Einwohner zu schätzen, fiel Andreas schwer, aber die achtzigtausend, die hier zur Zeit Konstantins des Großen gelebt hatten, waren es mit Sicherheit nicht mehr. Er glaubte, dass etwa zehn- bis

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