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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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fünfzehntausend Menschen innerhalb der Mauern wohnten, aber keinesfalls wesentlich mehr.
    Eine Sache aber war Andreas doch noch aufgefallen, wenn auch nicht auf besonders angenehme Weise. Obwohl die Stadt, von einigen Ausnahmen abgesehen, vor Schmutz starrte, gab es eine organisierte Abfuhr der Fäkalien. Aus den Eimern der primitiven Latrinen, die bei den meisten Häusern die Regel waren, wurde der stinkende Inhalt in große Fässer gekippt, die auf schweren, zweiachsigen Ochsenwagen standen. Die Wagen, von denen viele durch die Straßen der Stadt rumpelten und dabei eine betäubend ekelhaft riechende Wolke hinter sich herzogen, brachten die gesammelten Fäkalien über die Moselbrücke aus Trevera hinaus. Dieses aufwendige Vorgehen vor dem Hintergrund einer völlig verdreckten Stadt, deren Verwaltung sonst überhaupt keinen Wert auf öffentliche Reinlichkeit zu legen schien, hatte Andreas erstaunt.
      
    Als er nun in die Gaststube des »Roten Drachen« trat, saß Aethelred bereits an einem der Tische und hielt einen großen, dampfenden Becher in der Hand. Er schien erst kurz vorher zurückgekehrt zu sein, denn sein Mantel lag neben ihm auf der Bank und seine Stiefel waren mit feuchtem Schmutz überzogen. Andreas war eigentlich zu Tode erschöpft und wäre am liebsten sofort ins Bett gefallen, aber er zwang sich dennoch mit aller ihm zu Gebote stehenden Willenskraft, sich zu dem undurchsichtigen Angelsachsen zu setzen, um die am Morgen begonnene Unterhaltung wie versprochen fortzusetzen.
    »Andreas Sigurdius!«, rief Aethelred aus, als er den Römer erblickte, stellte den Becher ab und deutete mit einer einladenden Geste auf die Bank an der gegenüberliegenden Seite des Tisches. »Setzt Euch doch. Ihr seht ein wenig erschöpft aus. Die Wirtin hat mir einen heißen Kräuteraufguss gemacht, wollt Ihr auch einen? Er bringt die Lebensgeister wieder zurück.«
    Andreas nahm Platz und verzichtete höflich dankend auf das seltsam riechende Getränk. Stattdessen ließ er sich Wein bringen und ermunterte Aethelred, das Gespräch über die Geschichte Roms wieder aufzunehmen. Und tatsächlich griff der Angelsachse den Faden eifrig wieder auf. Sie sprachen lange über den Aufstieg des Imperiums und seinen Niedergang unter rasch wechselnden Soldatenkaisern und dem Ansturm barbarischer Horden, und er verblüffte Andreas mit seinem detaillierten Wissen, das er bei einem Bewohner der fernen, nebelumwallten Insel Britannien nicht erwartet hätte.
    Aber Andreas entging nicht, dass Aethelred das Gespräch nach einem bestimmten Muster zu führen schien; jedes Mal, wenn ein neues Thema angeschnitten wurde, tastete er sich zu Beginn mit sehr vagen Aussagen voran, als ob er sich nicht sicher wäre, mit seinen Kenntnissen richtigzuliegen. Wenn er sich aber dessen ausreichend vergewissert hatte, redete er wie ein Wasserfall weiter, als wollte er das Gespräch schnell vorantreiben zu neuen Inhalten.
    So durchquerten sie im Eilmarsch die Geschichte des Reiches vom Patriziat des Augustus bis zu Aetius, dem Sieger über die Hunnen. Aethelred bediente sich mit einer gewissen Hartnäckigkeit der Zeitrechnung anno domini, deren Ausgangspunkt die Geburt Jesu war. Andreas brauchte eine Weile, ehe er mit den ungewohnten Jahreszahlen zurechtkam. Innerlich schüttelte er den Kopf über dieses absurde System, das ein obskurer aquitanischer Mönch vor über dreihundert Jahren durch zweifelhafte Berechnungen aufgestellt hatte und das fast ausschließlich bei Franken und Angelsachsen in Gebrauch war.
    Und dann machte Aethelred einen Fehler.
    »Es war schon äußerst dreist«, sagte er, »wie Orestes vorgegangen ist. Erst verjagt er Julius Nepos nach Dalmatien, und dann setzt der Oberbefehlshaber des weströmischen Heeres die Maske der Bescheidenheit auf, indem er sich nicht selbst zum Kaiser macht, sondern seinen kleinen Sohn auf den Thron setzt.«
    »Bei einem so würdelosen Possenspiel darf man sich nicht wundern, dass die Kaiserwürde jedes Ansehen bei den germanischen Söldnern, aus denen die Armee bestand, verlor«, pflichtete Andreas ihm bei und nahm einen Schluck Wein.
    »Nun, Orestes bekam ja am eigenen Leib zu spüren, was er mit dieser Diskreditierung angerichtet hatte. Sein Heerführer Odoaker erhob sich gegen ihn, besiegte sein kümmerliches Aufgebot und ergriff ihn schließlich in Placentia, wo er ein unrühmliches Ende nahm. Und zwei Tage später zog Odoaker in Ravenna ein, wo …«
    »Ihr meint Rufus Scorpio, nicht?«
    Andreas hätte sich

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