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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Menschenverstand. Wenn wir …«
    »Unerhört!«, rief Siegericus empört dazwischen. »Wie könnt Ihr es wagen, mich so zu beleidigen! Ihr werdet –«
    »General Siegericus! Ich habe Centurio Aventinius befohlen, mir seine Ansichten zu erklären. Ich kann mich aber nicht erinnern, Euch zum Sprechen aufgefordert zu haben!«, unterbrach Rufus den General mit scharfer Stimme.
    Siegericus verstummte, wenn er auch seiner Wut nicht zu verbergen versuchte, und Rufus bedeutete dem Centurio fortzufahren.
    »Seht, Imperator, wir haben nicht die geringste Ahnung, wie schnell die Perser vorankommen. Es ist gut möglich, dass sie schon lange vorübergezogen sind, wenn wir in Tripolis landen. Dann müssten wir sie verfolgen und wären somit in keiner besseren Lage als die Oströmer. Schlimmer noch, wenn der Feind erst einmal erkennt, dass wir hinter ihm sind, könnte er anhalten und uns auf einem Schlachtfeld seiner Wahl stellen. Doch bei einer offenen Feldschlacht in der palaestinischen Küstenebene würden die zweihundertfünfzigtausend Mann des Meh-Adhar uns niedermachen, daran würde auch die Tatsache, dass wir Römer sind, überhaupt nichts ändern.«
    Mürrisches Flüstern erhob sich bei Aventinius’ letzten Worten, erstarb aber durch einen strengen Blick des Imperators schnell wieder.
    Dann fragte er den Centurio, dessen Nervosität inzwischen fast völlig verflogen war: »Ich verstehe, was Ihr meint. Aber habt Ihr denn auch einen besseren Vorschlag als General Siegericus?«
    »Den habe ich in der Tat, Imperator. Seht« – er verschob den lila Stein auf der Landkarte von Tripolis an die Küste Ägyptens –, »wenn wir in Alexandria landen, können wir den Persern entgegenmarschieren. Ganz gleich, wie schnell sie sind, wir können uns ihnen in den Weg stellen. Überdies können dann wir das Schlachtfeld wählen und so unsere zahlenmäßige Unterlegenheit zumindest ein wenig ausgleichen. Es müsste uns nur gelingen, sie in einem Terrain zu stellen, wo ihre Masse ihnen keinen Vorteil verschafft oder sogar hinderlich ist.«
    Im Raum herrschte Totenstille, nur das Knarren der Schiffsbalken war zu vernehmen, und Marcus Aventinius begann sich zu wünschen, er hätte nie seinen Mund geöffnet.
    Schließlich zerriss General Siegericus’ Stimme spöttisch dröhnend das Schweigen. »Was für ein himmelschreiender Blödsinn! Der Centurio ist ganz eindeutig ein elender Feigling, für den die römischen Tugenden Fremdworte sind. Er hat nicht die geringste Ahnung von dem, worin er sich hier so dreist eingemischt hat!«
    »Nein!«, widersprach Victor. »Ganz im Gegenteil! Seine Ideen waren das Klügste, was ich heute in diesem Raum gehört habe.«
    Alle starrten erstaunt den alten General an, der jetzt zum Centurio trat. »Junger Marcus Aventinius, Ihr habt völlig recht. Wir dürfen uns nicht der hochmütigen Täuschung hingeben, ein Römer wöge vier Perser auf. Sie sind ebenso gute Soldaten wie wir, und wenn wir sie in der Vergangenheit immer wieder in ihre Schranken verweisen konnten, dann nicht etwa, weil sie feige, träge Orientalen gewesen wären und wir tapfer und durch Gottes Willen von Natur aus überlegen. Organisation und taktisches Geschick waren unsere Vorteile. Wenn wir das jetzt vergessen, rennen wir blindlings in unser Verderben. Centurio Aventinius, ich unterstütze Euren Plan.«
    Die Worte des Generals ließen die Stimmung unter den Offizieren zu Aventinius’ Gunsten umschlagen. Ablehnung verwandelte sich in Zustimmung, und Siegericus fand sich fassungslos und erbost auf verlorenem Posten wieder.
    Schließlich sagte der Imperator zum oströmischen Offizier: » Chiliarchos, sendet Euer Boot nach Ephesos zurück. Man soll dafür sorgen, dass Kaiser Konstantin von unserem Vorgehen erfährt. Ihr selber werdet uns begleiten. Kennt Ihr Euch in Ägypten oder Palaestina aus?«
    Der Grieche trat vor, verneigte sich respektvoll vor Rufus Scorpio. »Imperator, ich war drei Jahre bei der Flotte des Sinus Arabicus in Aila. Aus dieser Zeit ist mir das Thema Palaestina bis zum Lacus Asphaltites vertraut.«
    »Sehr gut. Man soll der ganzen Flotte mitteilen, dass der neue Kurs feststeht. Unser Ziel heißt Alexandria!«
        
     

7
     
    Trevera
Außerhalb der Stadt
     
    Der Spatz hüpfte sorglos durch das Gras, hielt kurz inne, um aus der Rispe eines Halms einige Körner herauszupicken, und setzte dann seinen Weg fort. Schließlich hatte er sein Ziel erreicht, eine Bodenmulde mit lockerem Sand. Ungeduldig sprang er hinein und

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