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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Geldstücke prägen sollte. Aber das ist nicht das eigentlich Mysteriöse …« Er legte die drei Silberstücke nebeneinander auf den Tisch. »Seht sie Euch genau an, und Euch wird auffallen, dass sie exakt gleich sind. Nicht nur mit dem gleichen Prägestock geschlagen, nein. Sie sind vollkommen identisch! Aber das ist völlig unmöglich. Selbst die allerbesten Münzpräger des Oströmischen Reiches sind nicht in der Lage, zwei Münzen absolut gleich herzustellen. Nie liegen die Metallplättchen völlig gerade im Prägestock, nie schlägt der Hammer gleich stark auf. Aber hier sind selbst kleine Unebenheiten auf allen drei Exemplaren gleich, und das ist mir bereits bei den hundert Münzen des Fremden ins Auge gefallen.«
    »Könnten sie gegossen sein?«
    »Das ist völlig ausgeschlossen. Dann würde ein Gussgrat zurückbleiben und eine Naht, wo die zwei Hälften der Form zusammengesetzt waren. Aber solche Spuren gibt es nicht. Sie sind ganz eindeutig geprägt worden, aber fragt mich nicht, wie.«
      
    Als er den Laden des Geldwechslers verließ, war Andreas ratloser als zuvor. Alles wirbelte in seinem Kopf durcheinander, und er versuchte, Ordnung ins Chaos seiner Erkenntnisse zu bringen.
    Aethelred hat mit Münzen bezahlt, die es gar nicht geben kann! Wie ist das möglich? Ist das ein weiterer Beweis für seine Zauberkräfte? Hat er dadurch diese Münzen erschaffen, die deswegen auch alle identisch sind? Aber warum hat er sich dann keine Münzen herbeigezaubert, die es wirklich gibt, sondern diese frei erfundenen?
    Auf dem Weg durch die abendlichen Straßen Treveras fasste Andreas den Entschluss, sich bei nächster Gelegenheit in Aethelreds Zimmer umzusehen. Vielleicht würde er dort irgendetwas finden, das ein wenig Licht in die Finsternis brachte.
    Er überlegte, ob es nicht von Pflichtvergessenheit zeugte, wenn er seinen ganzen Ehrgeiz daransetzte, einen merkwürdigen Fremden als Zauberer zu entlarven, während er mit seinem eigentlichen Auftrag kaum vorankam. Aber er konnte sich nicht helfen, er hatte eine schemenhafte, unterschwellige Ahnung, dass dieser vorgebliche Angelsachse enger mit seiner Mission zusammenhing, als er es im Augenblick erkennen konnte. Immerhin zeigten seine geheimnisvollen Phantasiemünzen Karl mit dem Kaisertitel, den er noch gar nicht offiziell für sich beansprucht hatte. Es musste eine Verbindung bestehen, mochte sie auch noch so versteckt sein. Und Andreas war fest entschlossen, sie aufzudecken!
        
     

10
     
    Alexandria
Hauptstadt des Themas Aegyptus Alexandriais
     
    Einige Bewohner Alexandrias hatten es durch Beziehungen oder Bestechung zustande gebracht, auf die erste Plattform des Leuchtturms auf der Insel Pharos nahe der Einfahrt zum Großen Hafen steigen zu dürfen. Von dort oben, aus über zweihundert Fuß Höhe, beobachteten sie fasziniert das Spektakel, das sich ihnen bot. Niemand konnte sich erinnern, das weite Hafenbecken je zuvor so angefüllt mit Schiffen gesehen zu haben, wobei Teile der weströmischen Transportflotte immer noch auf See vor Anker lagen. Der Große Hafen verdiente seinen Namen, er war der größte des gesamten Mare Internum. Und dennoch konnten nicht alle Schiffe in ihm Platz finden, denn es musste reichlich Freiraum zum Manövrieren gelassen werden.
    Wie in einem sorgfältig geplanten Tanz von Giganten setzten sich die im Hafenbecken wartenden Schiffe in Bewegung, sobald der ihnen zugewiesene Liegeplatz an den Kaimauern des Emporion von ihrem Vorgänger geräumt wurde. Mehrere Ruderboote nahmen die voluminösen Frachter in Schlepp, die dann mit höchstem Geschick akkurat in die entstandenen Lücken bugsiert wurden. Kaum dass die Ankertaue um die granitenen Poller geschlungen waren, wurden auch schon die Rampen niedergelassen und fielen knirschend auf das Pflaster. Als Erste gingen stets die Centurionen von Bord, um ihre nachfolgenden Hundertschaften sammeln und formieren zu können. Nicht ein einziges Mal geriet dieser komplexe Mechanismus aus dem Takt, die Bewegungen der Schiffe und das Entladen liefen mit absoluter Perfektion ab. Kohorte um Kohorte marschierte in Kolonnen die breite Hauptstraße ostwärts, um vor der Stadt zu lagern. Zu beiden Seiten der von Säulen gesäumten Prachtstraße drängten sich bis zur Porta Canobica Menschen, jubelten und winkten den Legionären enthusiastisch zu. Selbst die altgedienten Soldaten mit ihren sonst nahezu unbeweglichen, wettergegerbten Gesichtern blieben nicht unberührt, wenn kleine Kinder ihnen

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