Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Blumensträuße an die Gürtel steckten, und noch viel weniger, wenn plötzlich eines der legendär schönen Mädchen Alexandrias auf sie zugelaufen kam und ihnen einen überraschenden Kuss schenkte. Noch nie hatten die Soldaten irgendwo einen solchen Empfang erlebt, und es ließ sie beinahe vergessen, dass sie unter der stechenden Sonne eines schon zu Beginn ungewöhnlich heißen Juni entsetzlich schwitzten in ihren Brustpanzern und Helmen und dass ihnen das Salzwasser in Bächen über die Gesichter rann.
Die Bewohner Alexandrias wussten nur zu gut, dass diese weströmischen Legionäre das Einzige waren, was noch zwischen ihnen und den Horden des persischen Tyrannen stand. Man hatte nicht vergessen, von welchen barbarischen, tiergleichen Grausamkeiten vor fünf Jahren Flüchtlinge aus dem arabischen Quatarus berichtet hatten. Das kleine christliche Reich am Sinus Persicus hatte sich hundertvierzig Jahre zuvor, zur Regierungszeit des schwachen Shahinshah Yazdkart, die Unabhängigkeit ertrotzen können. In Hormuzans Augen war das eine Rebellion gewesen, die selbst nach langer Zeit nach Bestrafung verlangte. Er hatte daher seinen General Meh-Adhar mit einer Armee ausgesandt, das Land zurückzuerobern, und der Feldherr erfüllte seine Aufgabe. So machte er den Weg frei für die Meute der Henker und Bestien in Menschengestalt, die seinem Heer auf dem Fuße folgten und alles in Blut ertränkten, was christlich war. Die Schmach des Aufstandes war getilgt, und Hormuzan konnte seinem Reich ein Land hinzufügen, das nur noch eine Nekropolis war, in der die verstreuten Knochen der wehrlosen Opfer im Wüstensand bleichten. Niemand in Alexandria machte sich die geringsten Illusionen, welches Schicksal die Stadt erwartete, sollte das riesige Heer, das sich südwärts wälzte, Ägypten erreichen. Seitdem die Nachricht von dieser todbringenden Gefahr eingetroffen war, hatten die Menschen Tag und Nacht in den Kirchen gebetet, dass Rettung kommen möge. Das Eintreffen der weströmischen Flotte hatte die Bewohner Alexandrias überzeugt, dass ihre verzweifelten Gebete nicht ungehört im endlosen Kosmos verhallt waren. Selbst die Tatsache, dass die Hälfte der nun durch die Straßen marschierenden Soldaten schon äußerlich eindeutig Germanen und somit mit größter Wahrscheinlichkeit auch Arianer waren, schmälerte die Freude nicht im Geringsten. Die Verfolgung dieses Glaubens lag lange, sehr lange zurück, und an diesem Tag galten die unentwegt gesprochenen Segnungen der an den Straßenrändern stehenden nicaeischen Geistlichen allen Legionären ohne jeden Unterschied.
In den hochgewölbten Marmorsälen des Hafenpalastes, wo der despotos residierte, war es angenehm kühl. Die großen Fenster standen weit offen, und eine sanfte Brise trug die Geräusche des Hafens gedämpft herein. In der Mitte der Aula, in der sonst die Empfänge zu den offiziellen Feiertagen des Ostreiches stattfanden, hatte sich ein Dutzend Männer um einen Tisch versammelt, ihre Stimmen hallten in der Weite des Saales. Vor ihnen ausgebreitet lagen die Karten der Themen Aegyptus Alexandriais, Arabia Petraea und Palaestina. Die meisten der Männer trugen die Uniformen der weströmischen Armee, drei waren in weiße Tuniken mit hellblauen Borten gekleidet, darüber trugen sie die reich verzierten Brustpanzer mit dem Christussymbol, wie es für oströmische Offiziere üblich war. Nur ein einziger der Anwesenden war ein Zivilist, gewandet in die würdevoll drapierte Toga eines hohen Beamten: Despotos Komentiolos, der kaiserliche Statthalter in den drei ägyptischen Themen.
»Also viertausend Mann?«, fragte Rufus Scorpio den höchstdekorierten der oströmischen Offiziere.
»Ja, Imperator«, antwortete General Demetrios, der megastrategos von Ägypten. »Insgesamt befinden sich momentan neuntausend Mann regulärer Truppen in Aegyptus Alexandriais, Inferior und Superior. Über die Hälfte unserer Garnisonen wurde wegen des Krieges abgezogen, und die meisten der verbliebenen Einheiten sind weit im Süden stationiert. Seit dem Zerfall des nubischen Reiches haben wir dort ständig Ärger mit Räuberbanden, die in römisches Gebiet eindringen und Dörfer plündern. Wir können unsere Soldaten dort unmöglich abziehen, ganz abgesehen von dem Umstand, dass es zu lange dauern würde, bis sie hier wären. Aber die hiesige Garnison steht zu Eurer Verfügung, und die Einheiten in Heliopolis kann ich umgehend per Innuetor benachrichtigen lassen, dass sie sich sofort nach
Weitere Kostenlose Bücher