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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Pelusium in Marsch setzen sollen.«
    Rufus Scorpio stimmte zu, und einer der Oströmer machte sich auf den Weg, um die Anweisungen in die Tat umzusetzen. Der Imperator war froh, dass die Besprechung mittlerweile in normalen Bahnen verlief. Anfangs hatten sich die Oströmer in Ermangelung eines verbindlichen Protokolls für derartige Begegnungen ihm gegenüber verhalten, wie es dem unerbittlichen Hofzeremoniell Konstantinopels zufolge ihrem apostelgleichen basileos gebührte. Sie hielten die Köpfe tief gesenkt, wagten nicht, ihn anzusehen, und sprachen erst, wenn er sie dazu aufforderte. Unter solchen Umständen hatte sich die Arbeit höchst beschwerlich gestaltet, und Rufus hatte sich ernsthaft gefragt, wie sein Bruderkaiser unter solchen Bedingungen überhaupt imstande war zu regieren. Schließlich konnte sich der alte Statthalter Komentiolos zu einem eklatanten Bruch des Protokolls durchringen und wies den Kaiser respektvoll darauf hin, dass er dieses Verhalten beenden könne, indem er die Formalitäten ausdrücklich für erfüllt erkläre. Danach konnte endlich an die Besprechung der anstehenden Fragen gegangen werden.
    »Dann hätten wir jetzt sechzigtausend Mann zusammen«, sagte Marcus Aventinius, der trotz seines niedrigen Ranges vom Imperator zur Teilnahme an dem Treffen aufgefordert worden war. »Das ist nicht sehr viel. Selbst wenn wir auf dem Marsch ostwärts noch die kleineren Garnisonen unserer Streitmacht hinzufügen, dürften wir schwerlich auf mehr als zweiundsechzigtausend kommen. General Demetrios, wie schnell könnt Ihr die Themeninfanterie zusammenrufen?«
    Der Megastrategos zögerte einen Augenblick. Dann antwortete er betreten: »Es ist mir äußerst unangenehm, aber wir haben keine Themeninfanterie.«
    Alle Weströmer blickten den General ungläubig überrascht an, und er erklärte entschuldigend, dass die ägyptischen Themen einer Sonderregelung unterlagen. Da das Niltal lebenswichtig für die Versorgung der Hauptstadt mit Getreide war, hatte man es für unklug befunden, die Bauern des Landes zusätzlich mit dem Militärdienst zu belasten. Stattdessen hatte Ägypten eine Sondersteuer in die kaiserlichen Kassen gezahlt.
    »Da seht Ihr es!«, höhnte General Siegericus. »Wären wir in Tripolis gelandet, hätten wir auf das Aufgebot des Themas Phoenice zählen können! Dieser Centurio wird uns alle mit seinem Hirngespinst nun unweigerlich in den Untergang führen!«
    Aventinius wollte sich gegen die Verletzung seiner Ehre zu Wehr setzen, doch noch ehe er etwas sagen konnte, fuhr der Imperator seinen General mit schneidender Stimme an. »Es reicht, General Siegericus! Seit jenem Tag, an dem ich zugunsten dieses Plans entschieden habe, habt Ihr keine Gelegenheit ausgelassen, Centurio Aventinius zu beleidigen! Nicht nur, dass dieses Verhalten eines römischen Feldherrn unwürdig ist, Ihr stellt damit auch meine Kompetenz infrage! Ich habe es bisher geduldet, weil Ihr ein altgedienter und verdienstreicher Offizier seid und weil ich gehofft hatte, Ihr würdet die Unangemessenheit Eures Tuns von selber einsehen. Aber nun ist Schluss!«
    Alle um den Tisch Stehenden hielten den Atem an angesichts dieser Szene, und Siegericus erstarrte, als der Kaiser sagte: »Ich enthebe Euch Eures Kommandos als Befehlshaber des rechten Flügels. Ihr werdet ins Lager zurückkehren und dort meine weiteren Befehle abwarten. Geht!«
    Es dauerte einen Moment, bis sich der bleiche Siegericus aus seiner Erstarrung löste, als ob er den Sinn der Worte erst langsam zu verstehen begann. Dann wurde ihm bewusst, was soeben geschehen war, und sein Gesicht versteinerte. Er salutierte knapp und verließ dann schnell und mit weiten Schritten die Aula.
    »Ob das klug war, Imperator?«, sagte General Victor leise. »Siegericus vergisst eine Kränkung nicht schnell.«
    »Das Austeilen von Kränkungen scheint ihm hingegen weit weniger Probleme zu bereiten«, entgegnete der Kaiser trocken. »Ich kann es nicht dulden, dass seine private Rachsucht die Spitze meines Heeres spaltet, er wird sich damit abfinden müssen. Marcus Aventinius, Ihr werdet Siegericus’ Kommando übernehmen. Betrachtet Euch als befördert, die formelle Zeremonie führen wir später vor den Truppen durch.«
    Der völlig überraschte Centurio wollte Rufus für die unerwartete hohe Ehre danken, aber der winkte ab. »In einer Lage wie dieser ist ein unkonventioneller, origineller Denker von größerem Wert für mich als ein streitsüchtiger Alter, der nur noch an der

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