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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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begleitet hatten, in einem Strudel versinken. Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke wie ein Blitz, der die Nacht unvermittelt erhellt, und er stellte Franklin sofort die Frage. »Du hast gesagt, ihr dürft in der Vergangenheit nichts verändern, und ich verstehe die Gründe. Aber … ist denn nicht schon eure bloße Anwesenheit eine Veränderung? Kann es denn nicht sein, dass durch eine winzige, unvermeidbare Handlung eine Änderung herbeigeführt wird?«
    »Ich weiß, was du meinst. Denken wir mal an Gaius Julius Caesar. Wir können zwar seine Zeit noch nicht erreichen, aber als Beispiel geht das trotzdem. Also, nehmen wir mal an, ich begegne Caesar an den Iden des März auf seinem Weg zum Senat und spreche ihn an. Dadurch verliert er natürlich Zeit, streng genommen habe ich den Ablauf verändert. Aber er entgeht seinem Schicksal trotzdem nicht, die Geschichte ist nicht so leicht zu verdrehen. Er wird nach unserem Gespräch unbewusst schneller gehen und rechtzeitig zu seiner Ermordung im Senat eintreffen, und unsere Begegnung ist viel zu irrelevant, um irgendeinen Effekt hervorzurufen. Die Geschichte korrigiert sich bis zu einem gewissen Punkt selber, unsere reine Anwesenheit in der Vergangenheit ist unwesentlich. Wir kennen das unter dem Begriff ›Heisenberg’sche Temporale Unschärfetheorie‹. Heisenberg, ein Kollege Einsteins, hatte theoretisch festgestellt, dass es bei Zeitreisen einen ›Irrelevanz-Puffer‹ gibt, innerhalb dessen die Handlungen von Zeitreisenden keinerlei historische Folgen nach sich ziehen. Er konnte nicht berechnen, wo die Grenze dieses Aktionsspielraums liegt, aber bislang hatten wir damit keine Probleme, da wir alle riskanten Handlungen strengstens vermeiden.«
    »Das klingt fast so«, sagte Andreas leise und vorsichtig, »als ob es doch passiert wäre … Darum bist du hier, nicht wahr?«
    Franklin nickte ernst. »Leider ja. Vor drei Jahren, 1995, war Dave Larue, einer meiner Kameraden, zu einer Routinemission aufgebrochen. Er sollte einen Monat lang das Alltagsleben in Pompeji unmittelbar vor seinem Untergang beobachten … Pompeji, das war eine Stadt am Fuße des Vesuv, sie wurde bei einem Vulkanausbruch im Jahre 79 zerstört. Auf dem Rückweg sollte er dann noch einen kleinen Aufenthalt im Jahr 793 einlegen, da wir einige Daten aus dem Frankenreich Karls des Großen brauchten. Aber etwas ging schief. Jeder TFG sendet ein transtemporales Feedback – ein Signal, mit dessen Hilfe man ständig feststellen kann, an welchen zeitlichen Koordinaten er sich gerade befindet. Aber in diesem Fall verschwand das Signal, als es vom Jahr 79 zum Jahr 793 überwechseln sollte. Die Auswertung der Daten ergab, dass Larue während seines Aufenthalts in Pompeji auf unbekannte Weise eine massive Veränderung ausgelöst haben musste, die den gesamten nachfolgenden Geschichtsablauf beeinflusst hatte. Dadurch war er in einem anderen 793 gelandet, und zwar in dieser – deiner – Welt.«
    »Das heißt … das alles hier existiert nur, weil einer von euch irgendeinen Fehler gemacht hat?«, stotterte Andreas tonlos und mit totenweißem Gesicht.
    »Ganz genau, aber das ist noch nicht alles. Obwohl dieser schlimmste mögliche Zwischenfall bis dahin nur Theorie war, hatten wir Vorschriften für diesen Fall. Wenn man in einer alternativen Zeitlinie ist, darf man keinesfalls versuchen, von dort aus in die Gegenwart zurückzukehren, denn in dem Moment, wo man den Zeitpunkt der Abreise erreicht, wird – wenigstens theoretisch – die Alternativwelt zur endgültigen und einzigen Realität. Darum war es auch großes Glück, dass Larue den Zwischenstopp einlegen musste, denn sonst wäre er wahrscheinlich, ohne es zu wissen, in sein und unser Verderben gerannt. Dasselbe würde übrigens wahrscheinlich auch passieren, wenn er in der alternativen Zeitlinie stirbt, dadurch würde diese Realität automatisch zur einzigen existierenden werden. Also, als klar wurde, was geschehen war, musste eine Möglichkeit gefunden werden, unsere Welt zu retten. Jemand musste in die Parallelwelt reisen, um Larue zu finden und ihn über seine Handlungen in Pompeji zu befragen. Sobald feststünde, wo die ausschlaggebende Veränderung lag, musste die Reise weitergehen nach Pompeji, um dort den Fehler um jeden Preis wieder auszubügeln. Unsere Techniker standen unter gewaltigem Zeitdruck, denn wer konnte schon sagen, wie lange Larue in der fremden Welt überleben würde? Aber es dauerte schon alleine drei Jahre, eine Zeitmaschine so zu

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