Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
modifizieren, dass damit die Alternativzeit erreichbar wurde. Und jetzt bin ich seit zwei Monaten hier und suche Dave Larue … bislang erfolglos.«
Franklin schwieg, und es dauerte eine Weile, bis Andreas die Worte verarbeitet hatte. Auch wenn er nur einen Teil dessen verstehen konnte, was er erklärt bekommen hatte, so begriff er die Hauptsache sehr wohl. Der Gedanke, dass seine gesamte Welt nichts weiter sein sollte als das Ergebnis eines Irrtums, eines Missgriffs, lähmte ihn völlig und belastete Körper und Geist mit bleierner Schwere.
Endlich hatte er sich so weit wieder unter Kontrolle, dass er verunsichert sagen konnte: »Und … wenn du Erfolg hast? Wenn du … diesen Anderen findest und mit seiner Hilfe alles wieder rückgängig machst? Was … was passiert dann …«
»Mit dir und deiner Welt?«, griff Franklin ihm voraus. »Nichts. Sie bleibt, wie sie ist. Und meine auch, ohne dass irgendein Außenstehender irgendwas von diesem ganzen Ärger bemerken kann. Aber noch sehe ich nichts, was auf ein schnelles Ende meiner Mission hindeutet, ich komme hier praktisch keinen Schritt vorwärts. Wir hatten gehofft, dass sich diese Welt nur in Details von unserer unterscheidet, darum bin ich ja auch hergeschickt worden, weil ich Experte für das karolingische Frankenreich bin. Aber hier ist alles viel tief greifender verändert, als wir erwartet hatten, fast alles ist fremd für mich. Und das ist der Grund, warum ich dich in alles das eingeweiht habe: Ich brauche dringend jemanden, der sich hier auskennt und mir helfen kann, meinen Auftrag zu erfüllen! Und ich habe das Gefühl, dass ich dir auch von Nutzen sein könnte. Ich bin ja nicht blind, du bist doch irgendeine Art Spion. Kein sehr geschickter, schön, und du machst auch nicht gerade den Eindruck, als ob du mit deiner Aufgabe besser vorankommst als ich … aber vielleicht könnten wir das ja ändern? Wie wär’s, du sagst mir, was du hier tust, und möglicherweise kann ich dir dabei helfen?«
Andreas zögerte, seine streng geheime Mission einem Fremden zu offenbaren. Aber dann machte er sich klar, dass seine und Franklins Aufgabe im Grunde dieselbe waren oder zumindest untrennbar miteinander verbunden waren. Im Geiste fügten sich für Andreas die ersten Steine des Mosaiks zu Fragmenten von Bildern zusammen, und es war unwahrscheinlich, dass er ohne Franklin Vincents Unterstützung den sich erst schemenhaft abzeichnenden Weg weiterverfolgen können würde. Alles deutete darauf hin, dass Karls Verhalten in den letzten drei Jahren auf den Fehler Dave Larues zurückging. Franklin dabei zu helfen, seinen Kameraden zu finden, war gleichbedeutend mit der Erkundung von Karls Absichten. Und der Zeitreisende mochte Mittel zur Verfügung haben, von denen Andreas nicht einmal zu träumen wagte. Schließlich, nachdem er lange das Für und Wider gegeneinander abgewogen hatte, entschloss er sich, auf den Vorschlag einzugehen. Er erzählte Franklin, wer er war und welche Gründe ihn ins Frankenreich geführt hatten. Ausführlich schilderte er die Veränderungen, die Karl und sein Reich in den vergangenen drei Jahren durchgemacht hatten, und er berichtete so detailliert wie möglich, was er in den letzten Wochen gesehen und gehört hatte. Einige Dinge, die rein persönlicher Natur waren, ließ er fort; so etwa sein Erlebnis mit der Weisen Frau Gisela. Dafür betonte er anderes, das ihm wichtig erschien, durch besonders ausführliche Darstellungen. Als er seine Ausführungen beendet hatte, schien Franklin tief in Gedanken versunken und massierte sich mit dem Knöchel des Daumens die gerunzelte Stirn.
Endlich erwachte er aus seiner Abwesenheit. »Da gibt es gar keinen Zweifel … diese merkwürdigen Vorgänge, deretwegen du hergeschickt worden bist, hängen mit unserem gestrandeten NATE -Mann zusammen. Ich weiß noch nicht wie, aber er muss kurz nach seiner Ankunft in Karls Hände gefallen sein. Alles, was der König tut, deutet darauf hin, dass er sein Gegenstück aus unserer Welt kopieren will.«
Er ergriff das Buch, das Andreas bereits in Händen gehalten hatte, und blätterte darin. Von Zeit zu Zeit verweilte er auf einer Seite, murmelte manchmal etwas Unverständliches und meinte endlich, als er das Buch zuklappte: »Ich fasse mal alles ganz knapp zusammen. Das Frankenreich meiner Geschichte war bekannt für seine schwere Kavallerie, hatte ein Grafschaftssystem, und seine Hauptstadt … nein, Hauptstadt hatte es keine. Aber Aachen war das, was einer Hauptstadt am
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