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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Zweifel in ihm zu nagen begonnen. Einhard, der Geistliche und Gelehrte, dessen Urteil bislang stets zutreffend gewesen war, vertrat die Auffassung, dass die durch das Große Wunder zuteilgewordene Offenbarung ihm, dem König, die Verpflichtung auferlegte, den Wahren Willen des Herrn zu verwirklichen. Ließ sich denn dieser Wahre Wille tatsächlich einzig und allein darauf reduzieren, das kaiserliche Diadem zu erobern? Vielleicht stimmte es ja, was Einhard sagte, dass nämlich nur die vollkommene Wiederherstellung der vom Herrn vorgesehenen Ordnung der Dinge mit göttlichem Segen bedacht sein könne. Wenn aber das Vorhaben Wibodus’ nicht im Sinne des Herrn war, so konnte kein Heil darauf liegen; ja vielleicht würde sogar göttliche Ungnade das gesamte Reich treffen.
    Doch andererseits, sagte sich Karl, schienen sich Einhards Bemühungen auch keines allzu großen himmlischen Beistands zu erfreuen. Seit drei Jahren verfolgte er nun schon sein Projekt, mit dem er auf der Stelle trat. Noch immer hatte er das unverzichtbare letzte Glied seiner Kette nicht gefunden, und das, obgleich ihm alle Mittel zu Gebote standen, die das Frankenreich aufzubieten hatte. Und wenn Geduld auch eine Tugend sein mochte, so wusste Karl doch, dass er nicht ewig Zeit hatte. Die Unruhe, für die sein Vorgehen gegen die Arianer im Imperium zweifellos gesorgt hatte, würde sich früher oder später wieder legen, damit würde die innere Schwäche, die für einen Angriff von unschätzbarem Wert war, wieder verschwinden. Und mochten die Legionen auch im Osten untergehen, Rom würde neue aufstellen können.
    Es fiel dem König schwer, das Für und Wider gegeneinander abzuwägen. Er atmete tief die kühle Nachtluft ein und ein Ziehen im ganzen Körper ließ ihn spüren, dass er kein junger Mann mehr war. Eine Motte kam durch das Fenster hereingeflogen. Karl folgte ihr mit den Augen und beobachtete, wie sie auf den Kerzenleuchter zuflatterte, um gleich darauf mit einem Zischen in einer der Flammen zu Asche zu verbrennen. Er strich sich über den ergrauenden Bart, kehrte dem Fenster den Rücken und ging hinüber zu der Tür, die zu seinem Schlafgemach führte.
    Er würde eine Entscheidung fällen.
    Bald.
        
     

13
     
    Nahe Caesarea Maritima
Im Thema Palaestina
     
    Im Zelt des Meh-Adhar standen die Kommandeure der einzelnen Verbände des persischen Heeres um den großen Kartentisch versammelt und machten dem General der Reihe nach Meldung über den Zustand ihrer Truppen. Fast ausschließlich handelte es sich bei den hohen Offizieren um Angehörige des persischen Adels, nur die Befehlshaber geschlossener Kontingente aus tributpflichtigen Reichen wie Oman oder Kuschan bildeten die wenigen Ausnahmen und stachen durch ihre wallenden Burnusse oder reich verzierten Turbane aus der Gruppe der Perser in ihren langen, steifen Seidenroben hervor.
    »Sehr gut«, sagte Meh-Adhar, nachdem der Letzte seinen Bericht beendet hatte, »der Vormarsch der Armee vollzieht sich so gut, wie es möglich ist. Und das, obwohl diese furchtbare Hitze so unerwartet hereingebrochen ist. Die römischen Garnisonen in den Städten wagen es angesichts unserer Stärke nicht, aus dem Schutz ihrer Mauern hervorzukommen, wer könnte es ihnen verdenken.«
    »Exzellenz, da wäre noch etwas«, bemerkte ein türkischer Fürst mit wildem Schnurrbart und einem pelzbesetzten Gewand, das angesichts der Wärme deplatziert wirkte. »Einige der Späher, die ich zur Aufklärung der Küstenstraße ausgesandt hatte, berichteten von Schiffen, die aus sicherer Entfernung unseren Vormarsch zu verfolgen scheinen.«
    Meh-Adhar sagte dazu nichts. Er hatte fest damit gerechnet, dass die Griechen ihre Schiffe nicht untätig in den Häfen versauern lassen würden. Gewiss erfuhr der von Norden anrückende Kaiser Konstantin schnell jedes Detail über den Vormarsch nach Ägypten. Zwar hatte der General Befehl gegeben, alle Signalstationen des Innuetornetzes, auf die seine Soldaten trafen, zu zerstören. Aber zur See waren die Oströmer die unangefochtenen Herren, und Meh-Adhar konnte sich gut vorstellen, wie eine endlose Kette schneller Kurierboote ständig die neuesten Meldungen zu einem Hafen brachte, von dem aus der Innuetor wieder benutzbar war. Zweifellos folgte Konstantins Heer auf seinem Marsch dem Verlauf der Innuetorlinien, wodurch die griechischen Strategen über alles im Bilde waren.
    »Nun gut, sollen sie uns beobachten«, meinte der General schließlich, »aber eine Gefahr stellen sie für

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