Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
bekam Albert Einstein, einer der größten Wissenschaftler meiner Welt, De Tempora zu Gesicht. Und was er da lesen konnte, hat ihn überrascht und fasziniert. Er meinte, er hätte noch nie so brillante, kristallklare Gedanken gelesen, die gleichzeitig so unkonventionell, so weitab der normalen Wege des Denkens waren, dass weder er noch irgendein anderer Wissenschaftler sie je hätten entwickeln können. Diese Theorien konnte seiner Auffassung nach nur ein einmaliges, völlig autonomes Genie hervorgebracht haben. Er war so beeindruckt, dass er die letzten zehn Jahre seines Lebens nur der Erforschung der im Manuskript formulierten Ideen widmete, und mit ihm viele seiner Kollegen. Sehr bald kamen sie zu einem erstaunlichen Ergebnis: Sie erkannten, dass die Verbindung der uralten Theorien des Philippus mit dem Wissen der Gegenwart in naher Zukunft Zeitreisen in die Vergangenheit möglich machen könnte. Das war natürlich eine ungeheuer bedeutende Entdeckung, und darum musste auch alles getan werden, damit niemand sie missbrauchte. 1958 wurde daher in meinem Land, den Vereinigten Staaten von Amerika, NATE gegründet.«
» NATE ?«, fragte Andreas, ein wenig verunsichert durch die fremdartige Aussprache. »Wird das N-A-T-E geschrieben?«
»Ja, genau.«
»Ich habe es schon einmal gelesen … an dem Ding in der Höhle.«
»An dem TFG ? Kein Wunder, NATE steht für National Agency for Temporal Exploration – die Zeitforschungsbehörde. Ihre Aufgabe war, zu verhindern, dass unsere – hm – Konkurrenten auch Zugang zu unserem Wissen erlangten und so möglicherweise in die Lage versetzt wurden, die Vergangenheit zu ihren Gunsten zu verändern. NATE untersteht zwar militärischen Dienststellen, soll aber ausschließlich der historischen Forschung dienen. Na, im Jahre 1976 war es dann so weit. Der erste funktionsfähige TFG , Temporale Feldgenerator, trug einen Menschen in die Vergangenheit und brachte ihn wieder zurück. Das alles blieb natürlich streng geheim. Mit ganz wenigen Ausnahmen weiß niemand außerhalb von NATE , dass es wirklich Zeitmaschinen gibt. Die Gefahren sind einfach zu groß.«
»Wenn du von Gefahren sprichst … du meinst die Konkurrenten, von denen du eben schon mal geredet hast?«
»Exakt, aber nicht nur die. Wenn bekannt geworden wäre, dass wir die Möglichkeit haben, in die Vergangenheit zu reisen, hätten andere Staaten sicher versucht, an das Geheimnis zu kommen. Aber auch einige Gruppen im eigenen Land hätten möglicherweise fordern können, diese Technologie zu gefährlichen Zwecken einzusetzen. Die Vergangenheit darf auf keinen Fall verändert werden, weil dadurch die Gegenwart vernichtet wird. Während meiner Ausbildung gab es ein sehr gutes Standardbeispiel für die Probleme, die entstehen könnten. Nehmen wir mal an, ich reise in die Vergangenheit und ermorde meinen Vater, als er noch ein Kind ist. Dann werde ich natürlich nie geboren werden. Aber wenn es mich gar nicht gibt, wer hat dann meinen Vater getötet?«
Andreas hielt sich den Kopf. Erst jetzt begann er, die paradoxen Konsequenzen zu verstehen, die sich aus Zeitreisen ergaben.
Franklin sprach unbeirrt weiter und erklärte: »Wegen der großen Risiken haben wir strenge Verhaltensvorschriften. Wir beobachten und studieren die Vergangenheit bei unseren Reisen, unsere Erkenntnisse lassen wir auf ungefährlichen Umwegen den Historikern verschiedener Länder zukommen, die den Ursprung der Informationen nicht erfahren. Dadurch haben wir schon so manche interessante Entdeckung möglich gemacht. Na ja, manchmal sorgen wir dafür, dass die Vereinigten Staaten einen gewissen Nutzen daraus ziehen, wir haben schon eine ganze Reihe Informationen über längst vergessene Rohstoffvorkommen oder verborgene Schätze den richtigen Leuten auf unauffällige Weise zugespielt. Aber meistens geht es ausschließlich um Forschung.«
»Und … ihr könnt wirklich völlig frei durch die Zeit …?«
»Nicht ganz. Wie gesagt, wir können nur in die Vergangenheit. Und dann auch nur bis zum Jahr 62 nach Christus. Wir wissen noch nicht, warum das so ist, aber dort liegt eine bisher undurchdringliche Barriere. Jeder Versuch, einen früheren Zeitpunkt zu erreichen, führt automatisch zum 27. September 62, weiter geht’s einfach nicht. Aber wir arbeiten daran.«
Die Kopfschmerzen machten sich bei Andreas wieder bemerkbar. Alles, was er in den letzten zwei Stunden gehört hatte, rotierte in seinem Gehirn und ließ alle Gewissheiten, die bislang sein Leben
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