Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
uns nicht dar. Im Gegenteil, ich rechne damit, dass die Berichte über unsere Stärke und die Unaufhaltsamkeit unseres Vorstoßes den Kaiser wie auch seine Soldaten entmutigen werden, wodurch uns sogar ein Vorteil entsteht. Und nun zur Planung der nächsten Tage. Ich habe entschieden, dass sich das Heer auf dem Weg nach Gaza in drei Marschkolonnen aufteilt, die …«
In diesem Augenblick trat eine Ordonnanz aus der Leibgarde des Prinzen ins Zelt, ging auf den General zu und verbeugte sich vor ihm, so weit der schwere vergoldete Kettenpanzer dies zuließ.
»Exzellenz, seine Erhabenheit Prinz Ardashir wünscht Euch unverzüglich zu sprechen. Ich ersuche Euch, mir zu folgen.«
Meh-Adhar wusste nicht, was er von dieser überraschenden Aufforderung des Prinzen halten sollte. Seitdem er das Kommando über das Heer übernommen hatte, hatte es der Sohn des Shahinshah für richtig befunden, sich nicht an der Führung der Armee zu beteiligen, und aus Meh-Adhars Sicht war es auch besser so. Sollte er nun seine Meinung geändert haben? Er hoffte, dass dem nicht so war. Das Schlimmste ahnend, verließ er zusammen mit der Ordonnanz das Zelt und ließ die in gespannter Stille verharrenden Offiziere zurück.
Es war für General Meh-Adhar stets mit einem unguten Gefühl verbunden, daran denken zu müssen, dass Prinz Ardashir in nicht allzu ferner Zukunft Shahinshah sein würde, der durch nichts eingeschränkte und nur Ahuramazda verpflichtete Herrscher über ein Reich, das sich vom fernen Qatarys in Arabien bis in die Steppen Skythiens, vom Indus bis beinahe an die Küste des Großen Binnenmeeres erstreckte. Und dieses Gefühl ließ ihn auch jetzt nicht los, da er vor dem Prinzen in dessen Prunkzelt stand. Ardashir lag auf einem Ruhebett und alberte auf nahezu infantile Weise mit seiner indischen Konkubine herum, die Anwesenheit des Generals schien er überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Dann endlich geruhte er, dem wartenden Heerführer seine Aufmerksamkeit zu schenken, und sprach ihn an. »Ah ja, Meh-Adhar, der treue Diener meines Vaters. Sheila, meine kleine Tigerin, lass uns doch bitte alleine. Es wird nicht lange dauern, das verspreche ich dir.«
Die Inderin erhob sich von den Seidenkissen, warf ihr langes Haar zurück und verschwand mit neckischem Kichern durch einen Vorhang.
Prinz Ardashir sah ihr grinsend nach, bevor er sich wieder an den General wandte. »General, ich habe beschlossen, dass das Heer nach Jerusalem marschiert, bevor es seinen Weg nach Ägypten fortsetzt.«
Meh-Adhar fehlten beinahe die Worte angesichts dieser knappen Äußerung, mit der seine sämtlichen Pläne umgeworfen wurden.
»Mein edler Prinz, das ist kaum möglich. Bedenkt die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn wir eine so gewaltige Zahl von Menschen und Tieren plötzlich in eine gänzlich andere Richtung lenken wollen.«
»Ihr habt offenbar nicht richtig verstanden«, erwiderte Ardashir im eiskalten Tonfall der Überlegenheit. »Ich habe nicht Euren Rat verlangt, ich habe Euch meinen Entschluss mitgeteilt. Es ist mein Befehl, dass die Armee nach Jerusalem zieht.«
»Verzeiht meine Kühnheit, mein Prinz«, meinte der General mit respektvoll gesenkter Stimme, »aber was ist der Grund für diesen Beschluss? Wenn ich wüsste, welche Ziele Ihr verfolgt, fiele es mir leichter, die notwendigen Schritte zu veranlassen.«
»Ihr sollt es erfahren. Jerusalem ist, wie jeder weiß, die heiligste Stätte der Römer, ja aller Christen. Mein lieber Vater hasst die Christen, und er wird erfreut sein, von der Zerstörung ihrer höchsten Heiligtümer zu erfahren. Es wird seinen Ruhm zudem ungeahnt erhöhen. Oder seid Ihr der Ansicht, dass dieses Geschenk dem Shahinshah nicht gebührt?«
Das kalte Funkeln in Ardashirs Augen warnte Meh-Adhar, diese listig gestellte Frage nicht voreilig zu beantworten. Stattdessen holte er tief Luft, was ihm ein wenig Zeit zum Überlegen verschaffte.
»Eure Gedanken sind von königlicher Größe. Dürfte ich aber vorschlagen, nur einen Teil des Heeres nach Jerusalem zu entsenden? Der Rest könnte dann ohne Zeitverlust nach Ägypten weitermarschieren. Überdies könnte eine kleinere Streitmacht auf den Straßen des bergigen Hinterlandes weitaus besser vorankommen.«
»Ich höre Euren Vorschlag und weise ihn zurück, General. Ich will, dass die Stadt der geballten Macht Persiens zum Opfer fällt. Das wird den Christen überdeutlich vor Augen führen, wie armselig ihr Gott ist, der nicht einmal seine eigenen
Weitere Kostenlose Bücher