Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
Kate Wineyard und wendet sich wieder ihren Begleiterinnen zu, während ich mit grimmigem Blick versuche, Kay von der Stelle zu ziehen.
Als er nicht nachgibt, fahre ich herum. »Spinnst du? Was sollte das? Und überhaupt, wie redest du, was ist das für eine affektierte Ausdrucksweise?«
Kay macht sich behutsam los und der Schalk blitzt aus seinen Augen. »Mir scheint fast, du bist eifersüchtig, Alison Hill.«
Ich schnappe nach Luft. Das ist ja wohl die Höhe. »Eifersüchtig?« Meine Stimme überschlägt sich kieksend, obwohl sie wütend klingen sollte, was mir die Schamröte ins Gesicht treibt.
Kay grinst und biegt ohne weitere Worte an der Ecke des Kinos in eine schmale Sackgasse ein. Sie wirkt trotz der Sonne düster und stinkt nach vergammelten Essensresten. Ich muss allerlei Kisten mit leeren Flaschen und ein halbes Dutzend Müllsäcke umrunden, aus denen sich ein rot gescheckter Kater bedient, bis ich Kay erreiche. Er ist am Hinterausgang des Kinos stehen geblieben und sieht mich ernst durch seine unendlich dunklen Augen an. Ich bin immer noch wütend, will mich wegdrehen, aber mein Scout hält seine Hände rechts und links von mir gegen die Mauer gestützt, so dass ich nicht entweichen kann.
»Alison, pass auf … Das war das Unauffälligste, was ich in dieser Situation hätte machen können. Sich unsichtbar zu verhalten, bedeutet auch, sich anzupassen. Es wäre unangenehm aufgefallen, wenn ich die Frauen ohne Antwort hätte stehen lassen. Sieh mal, die Straßen sind voller Menschen … Ich schlage vor, dass wir uns so schnell wie möglich vom Stadtzentrum entfernen, um weitere Begegnungen zu vermeiden.«
»Mit den Klamotten fallen wir überall auf.«
»Ja, das stimmt. Aber mit Glück finden wir einen Vorgarten, in dem etwas Brauchbares zum Trocknen aufgehängt ist, was uns zeitgemäßer aussehen lässt als jetzt in Jeans und T-Shirt.«
»Ach, Wäsche klauen könnte nicht den dritten Weltkrieg auslösen, aber eine Cola schon?«
»Zugegeben, es ist riskant. Aber wir sind viel zu auffällig, allein deine pinken Turnschuhe können mehr durcheinanderbringen als eine gestohlene Bluse.«
»Erst die Cola!«
»Erst die Kleidung! Danach kümmern wir uns um unseren Flüssigkeitshaushalt und du erzählst mir, was du über deine Vorfahren in diesem Jahrzehnt weißt. Aber jetzt, Alison, müssen wir hier verschwinden.«
Kay entlässt mich gerade rechtzeitig aus seinen Armen, denn in diesem Augenblick schwingt die Hintertür des Kinos auf und schlägt dort, wo ich eben gestanden habe, an die Wand. Erschrocken fahre ich herum und sehe, wie ein beleibter Mann eine weitere Flaschenkiste mit seinem Fuß auf die Straße schiebt. Schweißflecken zeichnen sich auf seinem groben Leinenhemd ab und zwischen seinen Lippen klemmt eine Zigarre, die er in den Winkel gleiten lässt, während er uns von Kopf bis Fuß mustert.
»Okay, lass uns abhauen«, zische ich Kay zu. »Der Mann starrt uns an.«
Kay nickt, aber kaum, dass wir die Einkaufsstraße erreicht haben, brüllt der Kerl uns nach.
»Komm Se hierdurch! Vorn is noch geschlossen! Sind aber reichlich früh, Sie beide, aber besser als zu spät!«, ruft er im Gehen die Häuserschlucht hinunter und haut Kay auf die Schulter, kaum, dass er uns erreicht hat. »Die Ladys ham Se ja bereits verzaubert, aber bewahren Se sich den Rest für die Show am Abend auf.« Er lacht rau. Es klingt nach einem grunzenden Schwein, was Schluckauf hat.
»Wir sind keine …«
»Seien Sie unbesorgt, das Publikum wird begeistert sein«, fällt Kay mir ins Wort.
»Das will ich wohl meinen! Ihr Ruf eilt Ihnen ja voraus.«, antwortet der Mann und zieht seine Hand aus der Hosentasche, um sie Kay entgegenzustrecken. »Jimmy Walden. Der Eigentümer des ersten Tonfilm-Theaters im ganzen County! Und Sie müssen Phillippe Gusti sein?«
»Ganz zu Ihren Diensten.« Kay schüttelt die kräftige Pranke des Kinobetreibers. »Meine Assistentin Susanna.«
Jimmy Walden lupft seinen Hut und stiert auf den Fleck, der immer noch auf meinem Shirt zu sehen ist.
»Junge Dame … Wenn ich mir die Frage erlauben darf, is das Ihr Kostüm fürn Abend?«
Ich nicke knapp und sehe Hilfe suchend zu Kay hoch.
»Wir gehen mit der Zeit«, springt mein Scout ein. »In San Francisco tragen bereits die meisten jungen Damen Hosen.«
Jimmy Walden grunzt unzufrieden. »Ham Se nischt andres? Wasn bisschen mehr funkelt? Is ja immerhin ne Zaubershow und keine Modenschau!«
Kay schüttelt den Kopf. »Tut mir leid. Wir waren
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