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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Schaufenster in einer roten Metallbox auf dem Tresen vermute.
    »Ich habe Durst.«
    Kay legt seine Hand auf meine Schulter und schiebt mich mit Nachdruck die Straße herunter. »Nicht jetzt. Lass uns gehen. Es sind zu viele Menschen hier, das gefällt mir nicht. Wir werden ohnehin schon beobachtet.«
    »Nur fünf Cent für eine Cola? Ich schätze, wir sind in den vierziger Jahren«, raune ich Kay zu und gehe mit Absicht etwas langsamer, damit er seine Hand nicht von meiner Schulter nimmt. Er sieht trotz der Strapazen umwerfend aus und ich bin mir sicher, dass die drei Ladys uns seinetwegen beäugen.
    »Knickerbocker, Glockenhüte, Coca Cola für fünf Cent, Zigarettenspitzen, kniehohe Radios und dort hinten ein Ford T Roadster … Wir sind in den späten Zwanzigerjahren gelandet, sicher nicht in den Vierzigern.«
    »Woher … Wieso weißt du das alles?« Sein maßlos arroganter Tonfall ärgert mich.
    »Ich hatte genug Zeit.«
    Und in diesem Moment erkenne ich es wieder: Vor uns überragt ein Kino die anderen Gebäude. Die strenge Fassade, graue, aneinandergeschmiegte Stelen, die abweisend in den Himmel ragen. Okay, der Vorbau ist anders, ein Baldachin überspannt die doppelflügelige Eingangstür; statt plakativer Leuchtbuchstaben zeigen bunt gemalte Poster in Holzrahmen das Programm, aber ich bin mir sicher: Wir sind wieder in Mill Valley, mitten im Zentrum auf der Throckmorton Avenue, und für einen kurzen Moment verliere ich mich in der Idee, dies alles sei nur ein Film und ich könnte Carissa anrufen, sie fragen, ob sie mit mir heute Abend einen verrückten Science Fiction in eben diesem Kino sehen will …
    Doch in diesem Augenblick zerreißt der helle Singsang der drei Damen meine Fantasie. Sie drängen sich zwischen uns.
    Unverschämt! Ich sehe nur ihre Rücken, aber bemerke wohl, wie eine der Ladys kokett an einer exakt inszenierten Haarsträhne spielt, die unter ihrem lavendelfarbenen Hut hervorlugt, als sie Kay anspricht: »Meine Freundinnen und ich haben uns eben gefragt, ob Sie der Zauberer sind, der heute Abend vor der Premiere auftritt«, flötet sie, was ihre Begleiterinnen zum Kichern bringt.
    »Der Premiere?«, antwortet Kay mit hochgezogenen Brauen.
    »Die Sunny-Side-Up-Premiere!« Die Frau lacht hell, deutet mit ihrem behandschuhten Finger auf ein Plakat, das die grob gemalten, lachenden Köpfe eines Paares zeigt. »Wir haben jetzt Tonfilm in Mill Valley! Finden Sie das nicht ebenfalls furchtbar aufregend?«
    »Eine unglaubliche Errungenschaft, da kann ich Ihnen nur beipflichten. Haben Sie denn heute Abend das Vergnügen, der Premiere beizuwohnen?«, erwidert Kay galant und mir klappt der Mund auf. Was ist mit nicht einmischen ? Und was mit niemandem im Weg stehen, niemanden ansprechen, sich unsichtbar verhalten ? Offensichtlich scheint Kay diese Regeln unter dem gezierten Charme der ihn umschwirrenden Grazien vergessen zu haben.
    »Wir hatten das Glück, einen Logenplatz zu erhaschen. Der Bürgermeister selbst war so gütig, uns die Karten zukommen zu lassen. Aber befriedigen Sie meine Neugierde. Sind Sie nun der Illusionist? Sie schienen vollkommen aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. Ein wirklich famoser Trick. Wie haben Sie das nur gemacht?«
    »Ein Zauberer verrät niemals seine Tricks«, antwortet Kay ausweichend, worauf die Frau lachend ihren Kopf in den Nacken wirft, ihre zierliche Hand ausstreckt und flötet: »Kate Wineyard. Eine von nun an begeisterte Anhängerin Ihrer Kunst!«
    Ich kann nicht glauben, dass der spröde, wortkarge, bestimmende Kay sich auf diese Schmeichelei hin leicht verbeugt und einen Handkuss andeutet, und dränge mich demonstrativ zwischen die Damen, um Kay wütend funkelnd in die Augen zu sehen.
    »Wir sollten unseren Auftritt vorbereiten.« Ich trete dabei so nah an Kay heran, dass ich Kate Wineyard zurückzwinge.
    Diese jedoch lässt sich nicht beirren. »Meine Freundinnen meinen, Sie kämen Ihnen bekannt vor. Sind Sie Bürger von Mill Valley?«
    Neugierige Sumpfnelke!
    »Das ist ausgeschlossen, meine Damen«, sagt Kay und lächelt den Glockenhut über meine Schulter hinweg an. »So sehr ich mich darüber gefreut hätte, bereits Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, so unwahrscheinlich erscheint mir doch diese Möglichkeit. Wir kommen von außerhalb.«
    »Ja, das kommen wir und da müssen wir auch jetzt wieder hin!«, fahre ich zwischen das Geplänkel und diesmal bin ich es, die Kay bestimmt an der Hand greift.
    »Bis heute Abend! Verzaubern Sie uns«, haucht

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