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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Linie nicht überschreiten darf. Als wenn alles nicht schon kompliziert genug wäre …
    Gedankenverloren knabbere ich an meiner Unterlippe.
    »Woher weißt du das alles? Das mit dem Dreispitz und den Piraten?«, frage ich vorsichtig.
    Sofort verschließt sich Kays Gesicht und er wendet sich ruckartig den Kostümen, Kleidern, Mänteln und Tüchern zu, die staubig und dicht gedrängt an der Stange hängen.
    Du meine Güte! War schon diese Frage zu viel?
    Ich vergrabe meinen Kopf in meiner Armbeuge und sehe Kay mit ärgerlich gefurchter Stirn dabei zu, wie er, mir den Rücken zugewandt, einen haselnussbraunen Pullunder, ein Tuch und einen hellen Hut mit braunem Band über der Krempe aus dem Wirrwarr von Kleidern zieht. Wortlos krempelt er die Ärmel seines Khakihemdes herunter und verwandelt sich in wenigen Augenblicken in einen Gentleman der Zwanzigerjahre.
    »Du bist dran. Mach schon!«, fordert Kay, als er fertig ist.
    Wütend knurrend komme ich hoch und fahre, ohne Kay eines weiteren Blickes zu würdigen, mit dem Finger über die Kostüme … Ab und zu sieht ein Stück alltagstauglich aus …
    Eine mausgraue Bluse, na ja … Eine schwarze Hose, glattes Gewebe, nicht schlecht, aber viel zu lang, leider. Und … bitte was ist das? So viel Stoff, eine Lage über der anderen … Oh! Ein Ballkleid, wie es scheint. Wunderschön, aber ziemlich auffällig, also auch nicht. Aber was ist denn das? Ein rosafarbenes Trägerkleidchen mit Fransen und Pailletten. Es hängt zwischen einer Mönchskutte und einem Kettenhemd. Ich ziehe es heraus.
    Kay lehnt mit angewinkeltem Bein vor einem hoch liegenden Fenster, durch das nur die Ziegelsteinmauer der anderen Straßenseite zu sehen ist, und schüttelt leicht den Kopf. »Entzückend, aber zu auffällig.«
    Ärgerlich stopfe ich das Kleid wieder zurück. »Irgendwas muss ich doch anziehen. Und hier sind nur Kostüme und dieser Zottel!«, maule ich und zerre einen verfilzten Pelz von der Stange, wobei etwas aus seidig-weißem Strick zu Boden gleitet. Es entpuppt sich als kurzärmliges Kleidchen mit moosgrünem Kragen, ebenso farblich abgesetztem Saum, gerade geschnitten … selbst achtzig Jahre später wäre ich damit perfekt gekleidet. Zeitlose Eleganz … Die Stilikone Nicolas Noun wird sicherlich gerade begeistert in die Hände klatschen.
    »Probiere es an!«
    »Dreh dich um!«
    »Mir wäre nichts anderes in den Sinn gekommen.« Kay wendet mir den Rücken zu, den Blick auf die Backsteinmauer gerichtet, während ich schnell in das Kleidchen schlüpfe.
    Es könnte einem Kind passen, aber da ich selbst nicht viel größer als mein Bruder Jeremy bin, sitzt es perfekt. Nur die pinken Turnschuhe sehen etwas merkwürdig dazu aus. Irgendwo müssen doch … Ich schlüpfe aus den Schuhen und umrunde den Kleiderständer. Tatsächlich, auf der anderen Seite finde ich ein Regal voller Stiefel, Pumps, Sandalen, Ballerina, Straßen- und sogar Schnabelschuhen. Ein zierliches Paar mit Riemchen fällt mir ins Auge. Sie sind etwas zu groß, passen aber so perfekt zum Kleidchen, dass ich sie trotzdem wähle. Zurück vor dem Spiegel drehe ich mich im Kreis, nehme einen Kamm von dem Tisch und fahre mir kurz durch die Haare.
    »Darf ich mich umdrehen?«
    »Warte noch …« Plötzlich ist alle Wut auf Kay verflogen.
    Auf dem Tisch, zwischen zwei Tiegeln, finde ich eine perlenbesetzte Haarnadel, mit der ich meine schwarzen Fransen hinter dem Ohr befestige, und streiche mir zum Schluss noch einen Hauch Rouge auf die Wangen. »Jetzt!«
    Kay dreht sich um und grinst, aber nur für einen Moment, dann weicht sein verschmitztes Lächeln Entsetzen, das sich so klar auf seinem Gesicht abzeichnet, dass ich unwillkürlich hinter mich sehe. Aber dort sind nur die verschlossene Metalltür und ein Hocker zu sehen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Nein, ja … es ist nur … es ist so lange her, dass ich … du bist …« Kay starrt mich aus weit geöffneten Augen an und für einen Moment ist es, als könne ich in seine Seele blicken, die sich mit unstillbarer Sehnsucht quält.
    »Was ist so lange her?«
    »Du …«
    »Ich? Kay, was verheimlichst du mir?«, frage ich leise.
    »Du siehst umwerfend aus, Alison. Das ist alles.«
    Ich gehe einen Schritt auf ihn zu. »Du bist mein Scout, Kay, aber ich verstehe die Bedeutung davon nicht. Ich weiß nichts über dich und eben«, ich stocke, »eben, als du dich umgedreht hast, sahst du aus, als hättest du einen Geist gesehen. Was bedeutet das alles?« Ich bin nur noch

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