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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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wird klar, dass Kay bisher meinen Fragen ausgewichen ist. Aber sollte es nicht seine verdammte Aufgabe sein, mir als mein Scout zu helfen? Mir alles zu erzählen, was nützlich sein könnte? Warum lässt er mich so hängen?
    Ich bin wütend! Wütend darüber, dass es unter allen Menschen in allen Zeiten ausgerechnet mich getroffen hat! Wütend auf Wum Randy, der mich wie eine Laborratte vorführt, und wütend auf Kay, der eben herzhaft über etwas lacht, das der Kinobetreiber ihm erzählt hat, als wären sie alte Freunde.
    Mit zusammengebissenen Zähnen schließe ich trotzdem zu den Männern auf.
    »Ich würde mich jetzt gern umziehen. Und es wäre überaus freundlich, wenn ich etwas trinken könnte«, sage ich so höflich ich kann, da meine Zunge staubtrocken ist.
    Jimmy Walden weist auf eine weitere Tür hinter meinem Rücken. »Die Garderobe ist gleich hinter Ihnen, da finden Se auch nen nettes Wässerchen. Aber übertreiben Ses nicht!«
    Erst als wir den Kinobetreiber um die Ecke verschwinden sehen, schließe ich die Tür und funkle Kay an, der mit verschränkten Armen vor einer langen Kleiderstange steht und mich ruhig ansieht.
    »Wir müssen reden.«
    »Wir reden doch schon.«
    »Ich habe Fragen.«
    »Ja?«
    »Oh Gott! Moment … Da ist das Wasser! Ich dachte schon, ich müsste mitten in einer Stadt verdursten!« Auf einem Holztisch, der mit vielen Tiegeln und Schwämmchen bedeckt vor einen fleckigen Spiegel geschoben wurde, steht tatsächlich eine verkorkte Flasche, daneben zwei Gläser und ein abgegriffenes Kartenspiel. Mit den Zähnen ziehe ich gierig den Korken aus dem Flaschenhals und lasse die Flüssigkeit in meinen Mund laufen. Sie ist warm und brennt sofort auf meiner Zunge.
    »Das ist ja Alkohol!«, pruste ich und speie den Fusel über meine Hose. »Verflucht! Ich dachte, in den Zwanzigern herrscht Prohibition!«
    Kay nimmt feixend ein Glas vom Tisch, geht zu einem emaillierten Waschbecken an der Wand und lässt es mit trübem Wasser volllaufen.
    »In dieser Zeit ist es leichter, an hochprozentigen Schnaps als an ein klares Glas Wasser zu kommen. Es wäre besser, es abzukochen …« Kritisch sieht Kay mir dabei zu, wie ich die metallisch schmeckende Brühe dem Fusel hinterherschütte und ein zweites Glas aus dem Hahn zapfe.
    »Ich habe Fragen«, wiederhole ich und gähne herzhaft. Jetzt, da mein Durst vorerst gestillt ist, spüre ich meine unendliche Erschöpfung. Hier in der Garderobe ist es mollig warm, das Licht trübe und ich möchte mich nur noch zusammenrollen und schlafen. »Erzähl mir etwas über dich. Wer bist du?« Ich lasse mich die Wand herab auf den Boden sinken.
    »Nicht jetzt, Alison. Wir werden noch genug Zeit haben zu reden. Jetzt sollten wir unser Glück nutzen und diese Kostüme durchstöbern. Komm schon, steh auf!«
    »Ich will nicht.«
    »In Ordnung, aber … Sieh mal! Wie steht mir dieser Hut?« Mit einem verschmitzten Lachen setzt Kay sich einen Dreispitz auf und ahmt mit in die Seite gewinkeltem Arm einen Piraten in einem Schwertkampf nach.
    Ohne es zu wollen, muss ich lachen. »Wenn wir auf einem Dreimaster oder Piratenschiff wären, ungefähr tausend Jahre zurück, wärst du damit bestimmt vorzüglich gekleidet!«
    »Den Dreispitz …«, Kay vollführt eine Art Pirouette um seinen imaginären Gegner herum, »trug man vom siebzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert, die Piraterie hatte jedoch zwischen dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert ihren Höhepunkt, der Dreimaster allerdings wurde bereits im fünfzehnten Jahrhundert populär. Gut gekleidet wäre ich wohl eher als französischer Offizier um 1715.« Kay steckt sein unsichtbares Schwert zurück in die ebenso unsichtbare Scheide.
    Ich kann nicht anders, als ihn zu bewundern. Er wirkt selbst mit diesem lächerlichen Hut unfassbar männlich, wobei seine Bewegungen so geschmeidig sind, als hätte er schon etliche Kämpfe mit einem Schwert ausgetragen. Dann aber legt Kay den Dreispitz zurück auf ein Regalbrett, wobei sein bronzefarbenes Haar weich zurück über seine Stirn fällt. Mit dem Finger fährt er eine Reihe weiterer Hüte und Kappen entlang und sieht mich abwartend an. So als wolle er sagen: »Komm schon, du bist dran!«
    Sein Blick macht mich nervös und prompt gerät mein Herzschlag aus dem Rhythmus. Ich möchte Kay nahe sein, viel näher, als ich unter diesen Umständen sollte, doch ich habe Angst, dass mein Scout sich dann wieder verschließt. Ich habe das bestimmte Gefühl, dass ich eine imaginäre

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