Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)
Quantenphysik vorgestellt und hat wohl den Meilenstein im Gebiet der Zeitreisen gelegt. Gleichzeitig hat er die Zeitsprünge während der ersten Staffel von Top The Realities begleitet und überwacht. Im Laufe der ersten Show stieg Oskar jedoch aus, da die ethischen Regeln mit dem Format verletzt werden würden, so meinte er. Irgendwann ging das Gerücht um, er würde Propaganda gegen seine eigene Erfindung machen: dem Zeitanker. Dann ist er wohl verschwunden. Wahrscheinlich in eine andere Zeit. Wie auch immer … Oskar machte sich die Mühe, mir die Zusammenhänge zu erklären, und auch wenn ich zu jenem Zeitpunkt nicht annähernd verstand, was er meinte, hatte ich doch mehrere Jahre darüber nachzudenken, zu verstehen …«, Kay wiegt den Kopf, als könne er immer noch nicht glauben, was er damals erfahren hat. »Die Shows der ersten Staffeln waren … sagen wir, weniger menschenverachtend als die jetzigen, zumindest zunächst … tja, und Sven Oskar versuchte dem Publikum und mir beizubringen, welche Auswirkungen Zeitreisen haben können, sogar kleinste Veränderungen und dass dadurch unendlich viele Realitäten erschaffen werden, die leicht verschoben nebeneinander existieren.«
»Du meinst, es kann wirklich eine Alison Hill geben, die unter einer Brücke am Stadtrand von New York lebt oder in einem Loft in Sydney mit Blick auf die Oper«, wiederhole ich Wums knappen Erklärungsansatz. »Aber, wenn ich mir selbst begegne, löse ich mich dann auf?«
Kay lacht hell. »Du löst dich nicht auf. Du wirst dich noch nicht einmal wahrnehmen können, dabei bist du alleine in dieser Garderobe unzählbar oft vorhanden. Es ist so, jedes Mal, wenn du eine Entscheidung triffst, hat Oskar mir erklärt, spaltet sich quasi eine Realität von dir, die eine andere Entscheidung trifft. Deine Wahl ist auf dieses entzückende Kleid gefallen, eine andere Alison sucht vielleicht immer noch nach etwas Passendem oder würde das Fransenkleidchen tragen oder wäre nie hier reingegangen … Alle Möglichkeiten, und die sind so mannigfach, dass es keine Zahl dafür gibt, spielen sich parallel zueinander ab, ein Quäntchen verschoben, so dass du sie nicht bemerkst. Aber je länger wir uns in einer anderen Zeit bewegen, je mehr wir auffallen, je mehr wir in die Geschichte eingreifen …«
»… desto weiter entferne ich mich von meiner eigenen Realität«, vollende ich Kays Satz und die Tragweite dieser Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag.
Eine Minute lasse ich schweigend verstreichen, starre aus dem Fenster zu der Ziegelsteinmauer, die im gleichen Moment eine Betonwand sein könnte oder ein Holztor oder ein Wasserfall.
»Ich habe nicht die geringste Chance, in meine Realität zurückzufinden, oder?«, frage ich schließlich.
»Es ist wie ein Irrgarten …« Kay seufzt. »Aber du bist noch verdammt nah dran an dem, was dir bekannt vorkommt.«
»Wie schlimm kann es werden?«
»Schlimm … Ich war in einer Welt gefangen, die so unvorstellbar grausam ist, dass … Ich werde wohl nie mehr nach Hause zurückkehren«
»Wie ist sie … deine Welt … was passiert dort?«, frage ich nach einer Weile.
Schweigend schiebt Kay einen Joker zu mir herüber.
»So schlimm?«
Kay bleibt stumm.
»Hast du wirklich jemandem dabei zugesehen, wie er an seinem Blut erstickt ist?«
»Dieser Mann hatte nichts mit Menschsein zu tun!«, erwidert Kay so heftig, dass ich zusammenzucke. »Wenn es darum geht, den Rest Moral und Ethik und Mitmenschlichkeit zu schützen, der geblieben ist, würde ich es jederzeit wieder tun. Noch drei Minuten, Alison, stell andere Fragen.«
Ich atme tief durch. »Schon gut, einverstanden … Wenn du dir so sicher bist, nicht mehr in deine Welt zurückzufinden, wieso bis du dann hier?«
»Meine Aufgabe ist es, dich zu schützen und zu führen. Die Show wäre schnell beendet, wenn du bei deinem zweiten oder dritten Sprung von einem Bären zerrissen werden würdest oder verdurstest, an Infektionen stirbst oder schlicht aufgeknüpft wirst, weil du zu andersartig wirkst. Das ist alles. Das ist mein Job.«
»Von einem Bären zerrissen oder verdursten? Mitten in der Stadt?«
»Dies war nicht immer eine Stadt und du bist noch nicht am Ende deiner Reise …«
»Wann ist die Reise zu Ende?«
»Sobald du deine neue Realität annimmst.«
»Was springt für dich dabei heraus?«
»Ich werde vergessen. Der Marker wird mir entfernt werden …«
»Aber, ist es nicht möglich, den Marker herauszuschneiden, sie könnten
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